Alarum
Interview mit Mark Palfreyman zu "Eventuality"

Interview

Mit „Eventuality“ ist nun das zweite Album der Australier ALARUM endlich in Europa erhältlich. Die Scheibe geizt nicht mit abgefahrenen Strukturen und dürfte selbst hartgesottene Progfans erst einmal vor den Kopf stoßen. Bei näherem Hinhören und genug Hingabe wächst sie allerdings bei jedem Durchlauf, sodass ich mittlerweile eingestehen muss, mit sieben Punkten im Review vielleicht doch etwas zu kurz gegriffen zu haben. Selig sind die geistig Armen ;-). Wer ATHEIST und CYNIC mag, sollte ALARUM eine Chance geben. Bassist Mark Palfreyman gab uns einen kurzen Abriss darüber, was ALARUM sind. Dass die Band vorhat, in Kürze auch europäische Bühnen zu infiltrieren, ist dabei mehr als positiv zu werten. Ich bin sehr gespannt, was die visuelle Komponente mit dieser Musik noch anzustellen vermag.

Alarum

Hey Jungs, ich hoffe Euch geht’s gut da unten! Ich höre mir Euer Album „Eventuality“ nun schon eine ganze Weile an und muss wirklich sagen: Respekt! Da die meisten Leute ALARUM nicht unbedingt kennen werden, würde ich Euch bitten, uns die Band kurz vorzustellen.

Tach! Wir sind ALARUM aus Melbourne, Australien. Ursprünglich wurde die Band im Jahr 1992 von unserem Drummer Matt Racovalis gegründet. Seit 1996 ergänzen Scott Young (git) und ich selber am Bass die Band. Seither haben wir ein Demo namens „Blueprint“ (1996) und unser darauf folgendes Debütalbum „Fluid Motion“ aufgenommen. 1999 haben wir es in Australien auf eigene Faust herausgebracht und im Anschluss einige Jahre live präsentiert. Etwas mehr als ein Jahr hat dann das Songwriting für unser zweites Album „Eventuality“ in Anspruch genommen, die Aufnahmen ein weiteres. Nachdem es 2004 in Australien wiederum unabhängig und über Willowtip Records veröffentlicht wurde, ist es in Europa seit kurzem über Earache erhältlich. Momentan bereiten wir uns darauf vor, auch außerhalb Australiens zu touren.

Euer Stil ist ja sehr kompliziert und definitiv kein easy listening. An wen wendet Ihr Euch mit Eurer Musik? Besteht in Australien eine Prog-Szene? Welche anderen Bands würdest Du da empfehlen?

Wir haben das Ziel, mit unserer Musik eine große Vielfalt an Hörern zu erreichen, seien es nun Thrash, Progressive, Death, Fusion oder Jazz Metal Fans. Da wir selber Hörer unserer Musik sind, schreiben wir, was wir selber hören wollen und wovon wir wissen, dass wir es gern häufig spielen werden. Es gibt sehr wohl eine progressive Szene hier. Einige Bands, die man wirklich einmal antesten sollte, wären Voyager, Alchemist, Vanishing Point, Black Majesty, Eyefear oder Psycroptic.

Welche Bands würdest Du denn als Eure größten Einflüsse anführen?

Atheist, Cynic, Death, Pestilence, Watchtower, Kreator, Voi Vod, Coroner, Slayer, Testament, D.R.I, Morbid Angel,Carcass, King Crimson, Dave Weckl & Satriani.

Was beeinflusst Euch beim Schreiben Eurer Musik?

Das Leben, Erfahrungen, Erinnerungen, unsere Fantasie und die Natur.

Wie erschafft Ihr einen ALARUM Song? Wie können wir uns das Komponieren vorstellen? Gibt es eine bestimmte Komplexität, die Ihr mit jedem Song erreichen wollt? Mit anderen Worten: schreibt Ihr mit dem Kopf oder mit dem Bauch?

Wir schreiben mit einer Kombination aus Kopf und Bauch. Jeder Song soll ein bestimmtes Gefühl ausdrücken und seine eigene Identität haben. Das ist für uns sowohl als Zuhörer als auch als Musiker interessant. Wir bringen alle unsere eigenen Ideen auf unseren Instrumenten mit ein und mischen alles zum ALARUM Sound zusammen.

Welche Rolle spielt dabei der technische Aspekt in Eurer Musik? Muss ein ALARUM Song zwingend technisch sein? Oder was bewegt Euch dazu, Eure Musik in diese Richtung zu entwickeln und Euch so auszudrücken?

Unsere Songs müssen nicht zwingend technisch sein. Wenn wir allerdings mit der Musik machen, was wir wollen und die Songs immer weiterentwickeln, dann werden sie automatisch komplexer. Wir sind uns dessen bewusst, versuchen, alles so ausgewogen wie möglich zu gestalten und allem seinen Platz zuzugestehen. Die Songs sind nicht technisch um der Technik willen. Wir lassen uns gern treiben, wir experimentieren gern und finden gern heraus, was funktioniert und sich richtig anfühlt. Mich persönlich bewegt es, den anderen Jungs beim Spielen zuzuhören und ein Teil davon zu sein.

Was hörst Du denn privat? Dient Dir das eher als Inspiration oder eher als Ablenkung?

Ich höre einen Haufen Metal, alle Sorten, alt und neu. Das ist definitiv inspirierend. Der Rest der Band, wie auch ich, mag aber auch Musik, die nichts mit Metal zu tun hat. Das inspiriert uns dazu, uns weiter zu verzweigen, und neue Elemente mit dem Metal in unserer Musik zu kombinieren.

Gibt es noch andere Projekte, in denen Ihr involviert seid?

Nein, ALARUM sind zur Zeit der Fokus. Aber in Zukunft wird wohl jeder von uns wieder ein Side Project haben und damit Sachen veröffentlichen.

Was macht Ihr neben der Band? Wie verdient Ihr Euren Lebensunterhalt?

Außerhalb der Band versuche ich, jeden Moment meines Lebens so gut wie möglich auszukosten und zu genießen. Die Musik ist unsere Hauptarbeit, wobei wir trotzdem weniger interessante Jobs haben, mit denen wir Geld verdienen, um über die Runden zu kommen.

Ich habe gelesen, Ihr habt ein Video zu „Woven Imbalance“ gedreht. Warum habt Ihr Euch für diesen Song entschieden? Wie ist das Video geworden?

Der Plan war eigentlich, mehrere Videos zu machen. „Woven Imbalance“ ist eines davon, da es sehr die Musik in den Vordergrund stellt. Es wird mehr Live-Material beinhalten, das die Band beim Spielen zeigt. Es ist noch nicht fertig, aber ich hoffe bald.

Den sehr geringen Massenappeal im Hinterkopf – warum investiert man einen Haufen Geld in ein Video, das dazu verdammt ist, nie irgendwo gesendet zu werden? Oder irre ich mich da und es gibt in Australien ein Forum für derart anspruchsvolle Musik? Wäre „Velocity“ da nicht die bessere Wahl gewesen?

Nun, „Velocity“ ist der andere Song, zu dem uns ein Video vorschwebt. Das wird auch qualitativ hochwertiger sein. Es gibt einige Möglichkeiten hier, wo unsere Musik gesendet werden kann. Unser Video zum Song „Realization“ von unserem ersten Album wurde auch gesendet. Wir haben vor, in naher Zukunft eine DVD zu produzieren, die neben einigen neuen Videos auch unseren alten Clip und einen Haufen Footage sowohl aus den letzten zehn Jahren als auch von den anstehenden Touren im Ausland enthalten wird.

Welche Rolle spielt denn die visuelle Umsetzung Eurer Musik für Euch?

Ich denke, sie ist ein großer Teil dessen, was ALARUM darstellt. Die Leute können unsere Musik im aufgenommenen Zustand hören, und sie kann doch total an ihnen vorbeigehen. Live zu spielen oder Musik in Form von Bildern zu sehen, verleiht dem ganzen eine ganz neue Dimension. Es war uns immer wichtig, unsere Musik nach draußen zu tragen, damit die Leute sie nicht nur hören, sondern auch sehen und fühlen.

Wenn ich recht informiert bin, habt Ihr keinen Vertrag, sondern habt Eure Alben mit Hilfe von Vertriebsdeals selber herausgebracht. Werdet Ihr denn bei einem Label unterschreiben?

Wir haben die Alben in Australien selber veröffentlicht, das ist richtig. Wir haben mittlerweile für zwei Alben bei Willowtip Records unterschrieben, wobei „Eventuality“ bereits das erste ist. Durch die Zusammenarbeit mit Willowtip und Earache konnten wir das Album jetzt auch in Europa veröffentlichen. Wir sind froh, mit zwei so großen Labels zusammenzuarbeiten.

Wird Euch Eure Tour auch nach Deutschland führen?

Das wollen wir wirklich und wir sind momentan auch dabei, das zu planen und bald umzusetzen. Seit ich den Metal und Bands wie KREATOR, DESTRUCTION, TANKARD und SODOM entdeckt habe, ist es ein Traum von mir, einmal nach Deutschland zu kommen. Ziel Nummer eins auf meiner Liste…

Wie sehen Eure Pläne für die nahe Zukunft aus?

Im Moment konzentrieren wir uns darauf, nach Europa und in die Staaten zu kommen, um „Eventuality“ zu promoten. Danach machen wir uns an das nächste Album.

Mark, vielen Dank für Deine Zeit! Alles gute für die Zukunft und hoffentlich bis bald auf deutschen Bühnen! Die letzten Worte sind Dein!

Danke für den Support! Wir hoffen, bald bei Euch zu sein und Shows zu spielen!

05.09.2005

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