Ahab
Ahab
Interview
Mit AHAB gibt sich eine neue Funeral Doom Band die Ehre, die kleine, aber feine Szene mit ihren zähen und mächtigen Klängen zu bereichern. Die Gruppe rekrutiert sich aus den beiden MIDNATTSOL Mannen Christian Hector (Gitarre) und Daniel Dorste (Gesang, Gitarre, Keyboard) sowie dem vormaligen ENDZEIT Mitglied Stephan Adolf (Bass, Gesang) und hat sich vollends Herman Melville’s Klassiker "Moby Dick" aus dem Jahre 1851 verschrieben. Mit "The Call Of The Wretched Sea" liegt nun das Debütalbum vor, welches eine unglaublich starke Erhabenheit ausstrahlt. Gitarrist Chris gab bereitwillig telefonisch Auskunft.
Chris: Hallo! Ja, ich habe mir gerade was zum Essen gemacht und jetzt bin ich versorgt. Es geht eigentlich so, ich denke der Großteil der Interviews wird erst noch kommen. Wir haben die Gothic Presse jetzt eigentlich soweit durch, und jetzt kommt dann Ausland wie die USA und Skandinavien, sowie die Metal Presse noch etwas.
Endres: Woher kommt denn das Interesse der Gothic Presse. Denn eure Musik hat ja mit Gothic eigentlich nicht wirklich was zu tun?
Chris: Ja, aber ich denke mal aufgrund der guten Kontakte von Napalm Records zur Gothic Presse. Aber unsere Musik ist ja auch zumindest mal düster und recht melodisch, ich denke mal, da gibt es schon Berührungspunkte.
Endres: AHAB sind ja eine recht neue Band. Erzähl uns doch bitte einmal, wie es zur Bandgründung kam!
Chris: Ursprünglich habe ich auf einem großen deutschen Festival den Jochen Fopp (Doom Shall Rise Veranstalter, Anmerk. d. Verf.) kennengelernt, welcher auch bei MIRROR OF DECEPTION spielt. Über ihn bin ich etwas auf die Doom Szene aufmerksam geworden. Natürlich kannte ich davor schon die ganzen alten, großen Bands. Aber dann kamen eben die ganzen Underground Gruppen dazu. Daniel und ich hatten dann parallel die Idee, im Funeral Doom Bereich eine Band zu starten, er hatte damals schon einen Song, ich hatte das komplette Konzept mit Bandnamen fertig. Uns gefiel es gegenseitig und somit beschlossen wir, zusammen AHAB zu starten. Später kam dann unser Kumpel Stephan dazu, da ihm unsere Musik gefallen hat und er uns auch produzierte. So war es ein kleiner Schritt, ihn in die Band zu integrieren. Richtig los ging es allerdings dann erst Ende 2005, da wir zuvor mit MIDNATTSOL stark beschäftigt waren.
Endres: Du und Daniel sind ja noch bei MIDNATTSOL am Start. Welchen Stellenwert haben jeweils die beiden Bands, oder anders gefragt, sind AHAB nur ein Projekt oder eine Band?
Chris: AHAB sind auf jeden Fall eine Band, das kann man schon so sagen! MIDNATTSOL haben insofern einen anderen Stellenwert, da die Gruppe schon länger existiert. Ansonsten sind diese beiden aber gleichberechtigt, da gibt es nicht großartig Unterschiede. Bei AHAB sind wir aber nur zu dritt, deshalb hat man hier eher die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, während bei MIDNATTSOL alle Bandmitglieder am Songwriting teilnehmen. Deshalb ist es bei AHAB schon ein wenig persönlicher.
Endres: AHAB unterscheiden sich ja sehr stark von MIDNATTSOL. Entspricht Funeral Doom eher eurem persönlichen Geschmack bzw. wie weit geht euer Geschmack?
Chris: Also ich stehe natürlich zu beiden Bands. Ich habe im Metalbereich einen sehr weit gefächerten Musikgeschmack. Was ich weniger mag sind so eher die traditionellen Metalgeschichten mit Kastratengesang, aber sonst höre ich von Folk Metal über Black Metal und Doom Metal eigentlich alles. Aber es sind da auch Sachen dabei, die jetzt nicht wirklich was mit Metal zu tun haben wie beispielsweise NEW MODEL ARMY, da habe ich schon einen weit gefächerten Musikgeschmack, was auch für Daniel und Stephan gilt. Es geht uns mehr um die Musik selbst als um irgendein Genre oder Klischees.
Endres: Und was sind eure hauptsächlichen musikalischen Einflüsse?
Chris: Das ist schwierig zu sagen. Bei AHAB würde ich mich jetzt hauptsächlich auf die finnische Doom Szene berufen, also zumindest für mich jetzt eher weniger Bands wie beispielsweise MY DYING BRIDE oder so. Um Gruppen zu nennen, ich finde SHAPE OF DESPAIR sehr genial. Sachen wie diese waren ausschlaggebend für mich.
Endres: Wie entstehen bei euch die Songs? Und wie probt ihr, es gibt ja keinen festen Drummer?
Chris: Die Songs entstehen eigentlich spontan im Studio. Bei uns gibt es keine Jamsessions im Proberaum wie bei vielen klassischen Metalbands. Wir sind einfach ins Studio und haben das auf der Gitarre gespielt, was gefühlsmäßig am Besten gepasst hatte. So fügte sich langsam aber sicher Glied an Glied. Natürlich wurde dann noch ein wenig dran gefeilt und einzelne Parts verändert, aber grundsätzlich entstanden alle Songs spontan im Studio.
Endres: AHAB haben sich ja nach dem Kapitän von „Moby Dick“ benannt. Was ist für dich das Besondere an diesem Roman?
Chris: An dem Roman hat mich die unglaubliche Düsternis fasziniert. Ich kannte die Filme natürlich noch aus meiner Kindheit. Im letzten Jahr las ich viele Klassiker, unter anderem dann eben auch „Moby Dick“. Dabei stellte ich fest, dass hinter der eigentlichen Geschichte, welche in den Filmen ganz nett umgesetzt wurde, noch mehr Tiefe enthalten ist. Es geht eigentlich weniger um den Wal an sich, sondern eher um die innerliche Zerrissenheit des Kapitäns, welcher in sein eigenes Verderben steuert, obwohl er für sich die eigentliche Glückseligkeit sucht. Die Zweischneidigkeit der Geschichte, sowie die Moral, die Ethik und der biblische Aspekt. Das Thema ist einfach sehr facettenreich, um daraus ein komplettes Bandkonzept zu stricken. Ich denke auch nicht, dass uns da in naher Zukunft der Stoff ausgehen wird, da man so viele verschiedene Aspekte aus dem Buch ziehen kann.
Endres: MASTODON haben sich ja auch diesem Werk auf „Leviathan“ gewidmet. Kennst Du das Album und was hälst du davon?
Chris: Ähm, ich kenne das Album nur am Rande, ich bekam die Platte als Promo und habe allerdings nur ein- bis zweimal reingehört. Die neue CD finde ich ziemlich cool, ist aber etwas gewöhnungsbedürftig, ich brauchte einige Anläufe, bis sie mir gefiel. Sie sind sehr virtuos, und ich werde mir auch in München ihr Konzert anschauen. MASTODON hatten aber auf jeden Fall keinen Einfluss auf unser Konzept.
Endres: Euer Demo erschien ja nur in limitierter Auflage. Weshalb hattet ihr euch entschieden, nur 30 Stück zu vertreiben?
Chris: Einerseits lag das einfach am nötigen Geld begründet, es ist ziemlich teuer, ein Demo in der entsprechenden Aufmachung zu finanzieren. Zweitens war es einfach mal ein Versuch zu schauen, wie unsere Musik ankommt. Wir wollten den Funeral Doom Fans etwas bieten. Es war für uns nicht absehbar, dass es so erfolgreich wird, es war innerhalb einer Woche ausverkauft, womit wir nicht gerechnet haben. Seither kommen viele Anfragen von kleineren Doom Labels, welche das Demo nochmals neu auflegen wollen. Wir haben uns aber letztendlich dazu entschieden, dass zwei Songs noch aufs Debütalbum kommen und das Demo ein Sammlerstück bleiben soll. Es wird nur diese 30 Stück geben, eine Neuauflage gibt es nicht.
Endres: Der Song „The Stream“ ist nicht auf dem Debütalbum, weshalb?
Chris: Dieser Song ist zu ursprünglich. Es ist der erste Song, welcher Daniel geschrieben hatte, also er bestand noch vor der eigentlichen Bandgründung von AHAB. „The Stream“ wollten wir nicht nochmals neu aufnehmen, es ist lediglich eine Proberaumaufnahme und daher unserer Meinung nach nicht gut genug für das Album.
Endres: Wie waren denn die bisherigen Reaktionen auf euer Demo und das Debütalbum?
Chris: Von 2 Leuten habe ich bisher gehört, dass es das beste Doom Album sein soll, was ich etwas befremdlich finde. Ich freue mich natürlich, wenn die Leute so was sagen, damit hätte ich nicht gerechnet. Ansonsten liegt noch nicht viel Feedback vor. Seitens der Gothic Presse bestanden wohl Anfangs noch Schwierigkeiten mit unserer Musik, aber dass die Stimmung nach genauerem Auseinandersetzen aufkommt. Reviews habe ich allerdings noch keine gelesen.
Endres: Dieses Jahr habt ihr ja auch auf dem Doom Shall Rise Festival gespielt. Leider habe ich euren Auftritt aufgrund des Verkehrs verpasst. Wie war er denn?
Chris: Also von unserer Warte aus war der Auftritt super! Es war unser zweiter Auftritt und hatten einen gewissen Exotenbonus, da wir eine der wenigen Funeral / Death Doom Bands waren. Die Reaktionen waren echt toll! Wir selbst waren nicht ganz so zufrieden, der Gesang hätte etwas besser ausfallen können, wobei das auch etwas an einer Monitorbox lag. Sonst erhielten wir eigentlich auch nur gute Kritiken, außer von traditionellen Doomstern, welche unseren Sound nicht so sehr mögen.
Endres: Wie hat dir allgemein das Festival und die Bands gefallen?
Chris: Letztes Jahr fand ich das Billing besser, beispielsweise auch ISOLE, welche ich absolut genial fand. Dieser Jahr hat mir ein bisschen zuviel traditioneller Doom gespielt. Viele Sachen wie VENI DOMINE mit hoher Stimme. Die Jungs sind zwar wirklich nett und gute Musiker, aber für mich ist das nicht gerade die bevorzugte Musik. Ich wünsche mir vom Jochen, dass er mal mehr Bands aus dem Funeral / Death Doom Bereich holt, da gibt es so viele gute Gruppen, gerade aus Finnland, Schweden und Norwegen, das wäre für mich das ideale Billing. Also so eine Mischung aus PENANCE, SHAPE OF DESPAIR und meinetwegen SAINT VITUS.
Endres: Die Doom Szene ist ja – so scheint es – wieder etwas mehr im Kommen. Es finden wieder regelmäßiger Konzerte statt, wie auch das Doom Shall Rise und ähnliche Veranstaltungen beispielweise! Wie seht ihr denn die Entwicklung des Ganzen?
Chris: Also für mich ist das schwierig zu sagen. In meinem Freundeskreis hat es sich in den letzten drei bis vier Jahren auch stark hin zum Doom Metal entwickelt. Ich weiß jetzt nicht, wie es sonst so aussieht. Es scheint aber auf jeden Fall eine Tendenz da zu sein, dass vermehrt Doom Bands auftreten und neue Gruppen gegründet werden. Das Interesse ist wohl auf jeden Fall da, aber es dürfte wohl eher ein Underground Thema erstmal bleiben. Man kann natürlich nie sicher sein, beim Black Metal hätte man auch nie gedacht, dass das auf einmal so durchstartet.
Endres: Was sind eure weiteren Ziele mit Ahab?
Chris: Gute Frage! Also so richtige Ziele haben wir eigentlich nicht. Wir wollen nur unsere Musik machen, den einen oder anderen guten Gig spielen und uns musikalisch weiterentwickeln. Bisher haben wir das erreicht, was wir wollten, und jetzt schauen wir mal, wo es uns hinführt und wie die Reaktionen überhaupt sind. Das nächste Ziel ist auf jeden Fall, eine neue Platte aufzunehmen und einige coole Gigs spielen. Wir werden aber definitiv nicht viel touren oder viele Auftritte spielen. So ist der Plan für die nahe Zukunft.
Endres: Stehen denn schon irgendwelche Auftritte fest?
Chris: Nein, bisher noch keine. Wir sind jetzt mit einer größeren Booking-Agentur in Kontakt, vielleicht ergibt sich da ja was. Bei unserer Musik ist es aber auch ein wenig schwierig, sich in eine Tour einzukaufen, was man ja leider als kleiner Act machen muß. Von der Größe bietet sich da eigentlich nur eine Band an, zu welcher wir passen, und das wären MY DYING BRIDE, aber da werden sicherlich noch viele andere mit auf Tour wollen. Die bringen ja auch ein neues Album raus und da steht dann auch eine Tour an.
Endres: Dann wünsch ich euch viel Glück. Vielen Dank für das Interview!
Chris: Ich danke!