Aeternus
Bad religion!
Interview
Long time no see – im Falle von AETERNUS ist das in den letzten Jahren leider zum Dauerzustand geworden. Dafür liefern die drei Norweger nach fünf Jahren mit „Heathen“ ein hervorragendes Album ab. Grund genug, Frontmann Ares nach einem Mexiko-Trip ins Verhör zu nehmen. Warum habt ihr für das neue Album so viel Zeit benötigt, wie stellt man einen Heiden (engl. „heathen“, norw. „hedning“) nur mit bildnerischen Mitteln dar, und welche Eigenschaften muss man als Musiker eigentlich mitbringen, um sich in einer Band wohlzufühlen, deren einzige Konstante Ares höchstselbst ist? Zunächst beantwortet der Gitarrist, Sänger und Songwriter aber die Frage, wie er „Heathen“ charakterisieren würde.
Wir haben die Atmosphäre unserer Alben aus den Neunzigern beschworen und versucht, auf den Gitarren den alten Originalsound hinzubekommen. Außerdem haben wir einige Sachen neu überdacht und ein paar weitere Schritte gemacht, so dass es eine gute Mischung aus alter und neuer Atmosphäre ist, mehr als je zuvor. Das habe ich wahrscheinlich bereits bei den vorangegangenen Veröffentlichungen gesagt. Neue und alte Atmosphäre vermischen sich und so weiter, aber ich denke, diesmal ist alles fokussierter. Und für den Hörer ist es einfacher, diese Tatsache zu erkennen.
Wenn du auf „Heathen“ vom ersten Riff bis zum Ende der Aufnahmen zurückblickst, was fällt dir zuerst ein?
Wie lange ich mit diesem einen Song gekämpft habe, es dauerte Jahre … es ist schon krank, wie sehr man mit dem Musikmachen an die Wand gehen kann. Andere Lieder wurden in Wochen gemacht. „Conjuring Of The Gentiles“ nahm aber eine laaaaange Zeit in Anspruch. LANGE!!! Haha!
„Heathen“ als Albumtitel hat eine ziemliche Aussagekraft. Was bedeutet der Titel für dich und warum hast du es als Titel für das Album gewählt?
Wir haben den Titel und den Titel besprochen und wir sind einfach bei „Heathen“ gelandet – es gibt keinen besonderen Grund dafür. Wir haben einen Song namens „Hedning“, was ja einfach das norwegische Wort für „Heide“ ist, aber wir wollten keinen norwegischen Titel haben. Am Ende haben wir uns für „Heathen“ entschieden, weil wir das für passend hielten.
Inwieweit ist das Cover-Artwork mit dem Titel des Albums verbunden? Ich finde die dargestellte Pose eher passiv.
Nun … ein Heide, mit einer starken Meinung und Einstellung, wie würde er posieren, wenn er sich visuell als Heide darstellt? Ich hatte keine Ahnung, ich hatte nur das ausprobiert, was mir in den Sinn gekommen ist, ein paar Emotionen … Ich habe also posiert, ein paar Aufnahmen gemacht, und das Ergebnis ist auf dem Cover gelandet.
Der Rest der Songs hat nicht unbedingt etwas mit dem Hauptthema „Heathen“ zu tun, oder?!
Zumeist ist es komplett antireligiös. Außer „Boudica“, denn das handelt von einer keltischen Kriegerkönigin.
Verglichen mit eurem letzten Album ist der Sound und hier vor allem der Gitarrensound irgendwie anders; diesmal ist es nicht so rifforientiert, und es gibt überhaupt keine pinch harmonics. Der Schwerpunkt liegt mehr auf offenen Akkorden und Harmonien. Für mich sind „… And The Seventh“ und „Heathen“ wie zwei gegensätzliche Pole in AETERNUS ‚Klangspektrum.
Ich habe mich hingesetzt und bin diese Songs wie immer angegangen. Es geht nur mit harter Arbeit, um wirklich gute Songs zu machen. Ich wusste und dachte dabei an eine einzige Sache, und das war, dass ich hart arbeiten musste, um alles auf dasselbe oder vielleicht sogar ein höheres Niveau zu bekommen wie das das siebte Album. Als Komponist war ich mit diesem Album sehr zufrieden. Die Arbeit daran dauerte zwar ewig, aber letztlich hat sie sich sich gelohnt. Darüber hinaus hatte ich keine Pläne, außer Magie zu erschaffen. Ich habe mir wie immer meine Zeit genommen, und das Ergebnis ist das, was dabei rausgekommen ist: „Heathen“. Ich kann mich nicht erinnern, wann die Idee aufkam, im Studio wieder den originalen Gitarrensound zu verwenden, aber die Idee war gut und wir sind glücklich, dass die Idee aufkam.
Offensichtlich hast du eine starke Vorstellung davon, wie AETERNUS klingen soll. Welchen Beitrag haben die anderen Mitglieder am Songwriting und am Bandsound?
Wir machen es in dieser Band so, dass ich die Songs schreibe und sie von den Jungs „genehmigen“ lasse. Dann steuert der Schlagzeuger seine Ideen für das Schlagzeug bei, dann der Bassist für sein Instrument. Im weiteren Verlauf, wenn wir die Songs zusammen strukturieren, diskutieren wir dann zusammen jede Idee, die aufkommt. Manchmal ändern wir eine Passage oder ersetzen sie, wenn jemand von uns seine Meinung ändert. Dann muss die Passage oder das Riff halt geändert werden, was in neunundneunzig Prozent der Fälle ich selbst übernehme.
Welche Eigenschaften müssen die anderen Mitglieder sowohl musikalisch als auch als Personen einbringen?
Du musst in der Lage sein, die alten Songs zu spielen, verdammt gut sein und hart arbeiten und bei den Proben auftauchen. Man muss Sorge tragen für die Zukunft der Band und die Gegenwart. Man muss sich beteiligen. Darf nicht von Drogen oder Alkohol abhängig sein. Man muss mit Menschen auskommen können, nehme ich an. Touren und die Anwesenheit von Menschen können halt eine Herausforderung sein für Leute, die die Einsamkeit vorziehen. Du darfst nicht religiös sein, weil ich Religion hasse. Musikalische Einsicht, Kreativität, Offenheit und Gerechtigkeit sind weitere Eigenschaften.
Du musst mit Kritik und ehrlichen Bemerkungen umgehen können. Wenn du also etwas machst, kann die Reaktion einfach ein „das mag ich nicht“ sein. Das kann passieren, und trotzdem geht die Welt nicht unter. Da ist kein Drama dabei, aber so machen wir eben Musik. Manchmal muss man eben Ideen beerdigen, auch wenn man sie mag, denn letzten Endes muss die gesamte Band dahinter stehen können, wenn diese Idee in einem Song landen und dort auf immer bleiben soll. Ja, also ich denke, das war es …
Ihr habt immer schon orientalische Tonleitern in eurer Musik verwendet, und es immer mal wieder Verweise auf das alte Ägypten und die sumerische Kultur in den Texten. Wie würdest du dein Interesse daran umschreiben?
Ich mag nur die alten Klänge dieser Orte in der Welt. Alte Volksmusik und traditionelle Musik aus dem Nahen Osten ist fantastisch. Es ist traurig, dass ihre Religion so unfaßbar ätzend ist, aber ihre traditionelle Volksmusik ist großartig.
Wie fühlt es sich an, dass es AETERNUS jetzt schon 25 Jahre gibt und ihr das Vierteljahrhundert vollgemacht habt? Inwieweit seid ihr noch „hungrig“ auf die nächsten Abenteuer?
Es fühlt sich toll an, AETERNUS auch nach 25 Jahren noch zu haben. Ich habe noch lange nicht genug. Solange ich Jungs in der Band habe, bin ich bereit und hungrig nach mehr. Zu einhundert Prozent! Ich habe jetzt einige der besten Musiker in der Band, also sind die Dinge großartig! Ich bin sehr stolz auf die Errungenschaften der Band.
Alles klar, Ares, das war’s auch schon. Noch irgendwelche letzten Worte?
Danke für deine Unterstützung durch dieses Interview, und danke an jeden, der unsere Arbeit und Musik mitverfolgt: Für euch machen wir das alles. Unterstützt Metal, denn das ist eine Lebenseinstellung, klare Sache!