Accuser
Interview mit Frank Thoms
Interview
In der Einleitung zu dem letzten Interview mit den Siegener Thrashern von ACCU§ER hatte ich geschrieben, dass Frank Thoms und seine Jungs mit ihrem letztjährigen Album „Agitation“ zu alter Stärke zurück gefunden haben. Das neue Werk „Dependent Domination“ knüpft nicht nur nahtlos an den Vorgänger an, sondern kann auch eine qualitative Steigerung verzeichnen.
Glückwunsch zur neuen Platte, Frank. Wie zufrieden seid ihr mit dem Album? Ich denke, Du kannst ja mittlerweile was zu der Scheibe sagen, da sie schon ein paar Tage auf dem Markt ist.
Wir sind sehr zufrieden, da es das Album ist, welches wir uns genau so vorgestellt haben. Eigentlich passiert es uns in der Band selten, dass man sich immer wieder gerne die eigenen Sachen anhört. Bei „Dependent Domination“ ist das anders. Ständig erwischen wir uns dabei, wie wir das Ding schon wieder im Player haben.
Ihr habt das neue Album im Gegensatz zum Vorgänger direkt im Gernhart Studio aufgenommen und nicht nur dort gemastert. Eine kluge Entscheidung, wie ich finde, denn der Sound ist im direkten Vergleich zu „Agitation“ doch etwas transparenter und zugleich fetter. Würdest Du dieser Einschätzung zustimmen?
Auf jeden Fall. Agitation war ursprünglich als 5-Track-Demo gedacht und wir haben durch Aufnahme von weiteren vier Tracks das Demo zum Longplayer gemacht. Vorher war uns noch unklar, was mit dem Material, welches meist in der SCARTRIBE-Ära entstanden ist, passieren soll. Bei „Dependent Domination“ war uns von vornherein klar, was wir machen, und haben mit größter Sorgfalt versucht, das Material so gut wie möglich umzusetzen.
Wo siehst Du denn die Unterschiede zwischen beiden Scheiben?
„Agitation“ war noch in einer tieferen Stimmung entstanden. Die Songs haben außerdem einen anderen Charakter, da es eigentlich SCARTRIBE-Songs sind. Beim neuen Album wählten wir die straffe D-Stimmung, die Stakkatos geradezu glänzend unterstützt. Schon beim Songwriting werden dadurch ganz andere Ideen freigesetzt, und es war klar, dass wir ein hundertprozentiges ACCU§ER-Thrash-Album produzieren wollten. Ich denke, diesen Unterschied haben wir hörbar gemacht.
Wie zufrieden bist Du denn mit den Verkaufszahlen der beiden Scheiben? Zumindest zu „Agitation“ müsstest Du ja was sagen können.
„Agitation“ hatten wir innerhalb von ein paar Wochen mit dem neuen Album eingeholt. Wir sind darum mit dem Verkauf von „Dependent Domination“ sehr zufrieden und denken, dass die letzte Scheibe auch wieder auf „Agitation“ neugierig macht. Ich denke, den Unterschied haben die durchweg positiven Kritiken gemacht.
Wie sehr schaden euch als Kultgruppe die illegalen Downloads? Oder betrifft euch diese Problematik nicht so sehr wie andere, bekanntere Bands?
Prozentual richten die illegalen Downloads bei jeder Band und in jedem Musikgenre einen vergleichbaren Schaden an. Ich jedenfalls liebe es, in einen Laden zu laufen, mir eine CD zu kaufen, diese aufzulegen und dabei den Duft frischgedruckten Bookletpapieres einzuatmen. Ich denke, Tendenz steigend, da viele, mit denen ich rede, gerne CDs oder auch wieder Vinyl kaufen. Und so ein großes Cover zur Musik ist schon genial.
Ich finde, ihr habt mit „Dependent Domination“ den Vorgänger noch toppen können, und das nur ein Jahr, nachdem „Agitation“ erschienen ist. Wie ist es euch gelungen, in so kurzer Zeit im songwriterischen Bereich noch ein paar Briketts draufzulegen?
Das ist durch die wiedergefundene D-Stimmung gekommen. Der Wechsel nach zehn Jahren Opentuning zurück zum alten Tuning hat uns schnell Material beschert. Es war wie nach einem zehnjährigen Rückstau. Es gibt bereits schon wieder massig neue Riffs, die darauf warten, ausgefeilt zu werden.
Ihr habt mit Uwe Schmidt einen neuen Gitarristen in euren Reihen. Wie groß war sein Input? Konnte der neue Mann sich sofort ins Songwriting einbringen?
Leider ist er kurz vor den Aufnahmen zu uns gestoßen, und so war kaum Gelegenheit, noch was mit rein zu bringen. Allerdings ist bei der Sammlung neuen Materials jede Menge von Uwe dabei. Er hat sehr geniale Ideen und ist außerdem sehr kritisch, was unsere Konstruktivität voran treibt.
Du scheinst nach wie vor eine ordentliche Wut in Dir zu tragen, Frank. Deine Vocals klingen noch ein wenig hasserfüllter als auf „Agitation“. Ist die Welt noch schlechter geworden im Laufe des letzten Jahres?
Die Welt war schon immer schlecht. Tägliche Beobachtungen in meinem sozialen Umfeld lassen oft zu wünschen übrig. Ich stelle mir die kleinen täglichen, unauffälligen Taten im Großen vor und finde Chaos und Zerstörung. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass jeder bei sich selbst anfängt und seine Handlungen und sein Verhalten gegenüber anderen überprüft und in Frage stellt. Häufig regt man sich über das auf, was jemand Unbekanntes an einem anderen Ort gemacht hat. Hier sollte man prüfen, ob man nicht selbst Ähnliches in anderer Art und Weise getan hat oder tun würde, bevor man den unbekannten Anderen verurteilt. Ich selbst hingegen könnte mir für gewisse Taten aus meiner Vergangenheit jetzt und hier in den Hintern treten. Nützt aber nichts. Das Einzige was ich machen kann ist, daraus lernen und eine Wiederholung vermeiden. Auch ich werde noch in Zukunft eine Menge falsch machen, aber ich arbeite daran!
Wie war denn euer Gig in Wacken? Wenn ich mich recht entsinne, habt ihr einen relativ späten Slot im Billing gehabt. Hat sich die Sache für euch trotzdem gelohnt?
Wir hatten die beste Zeit. Freitagabend, 23:00 Uhr auf der Wetstage. Das Zelt war voll, und es hat gekracht. Es war ein sehr geiler Abend, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Wer ist denn der nette Geselle auf dem Cover der neuen Scheibe? Einer von Tolkiens Balrogs?
Es ist der Schwippschwager von Schröppges, hehe! Nein, nein!!!
Die Artwork ist von Verena Achenbach. An dieser Stelle noch mal 1000 Dank für die klasse Arbeit. Vorrangig ging es uns darum, eine abhängige Dominanz bildlich darzustellen. Der Dämon in Ketten symbolisiert das Böse, das abhängig ist von der Angst des Menschen. Ohne Furcht und Angst verliert der Dämon seine Dominanz. Außerdem haben wir versucht, einen Zusammenhang zu der Figur herzustellen, die auf den älteren ACCU§ER-Covern zu finden ist.
Im letzten Interview hast Du erwähnt, dass Du noch tonnenweise Material aus den 80ern und 90ern für eine DVD hättest. Gibt es da schon Pläne? Wie generell die Zukunft von ACCU§ER aus? Reich werdet ihr mit der Band vermutlich ja nicht mehr werden.
Wir sind schon reich an der Freude, Musik zu machen, die uns gefällt und die wir mit unseren Fans teilen dürfen. Konkret haben wir noch nicht darüber nachgedacht, eine DVD mit altem Material zu machen. Momentan ist es uns wichtiger, nach vorne zu schauen und zu versuchen unsere Energie in neues Material zu stecken. Wir haben in kurzer Zeit viel erreicht und möchten daran anknüpfen und schauen, was die Zukunft bringt und wohin die Reise geht. The future is wide open!
Die letzten Worte gehören, wie immer Dir. Anything left to say?
Vielen Dank an den Zuspruch von den vielen Fans, von den Magazinen und von Allen, die uns bislang unterstützt haben. Die Metalfamilie hat uns mit offenen Armen aufgenommen. Wir freuen uns auf die kommenden Shows. Kommt vorbei und habt Spaß! „Kick Ass“ und „Cheers“!
Vielen Dank für das Interview, Frank.