Accept
"Such dir ein Chaos aus"
Interview
Eure neue Platte werdet ihr ja auch passend zum Release beim Wacken Open Air präsentieren. Im Rahmen dieses Auftritts wird es auch Stücke aus deinem Soloalbum „Headbanger’s Symphony“ zu hören geben. Wie genau können sich eure Fans das vorstellen? Wie wird das Ganze ablaufen?
Wolf: Also die wichtigsten Punkte hast du ja schon genannt. Erst kommen ACCEPT und stellen die Songs des neuen Albums „Rise Of Chaos“ vor. Im Grund genommen sind das drei Shows back-to-back, drei Shows zusammengefasst in einer. Das nächste Segment sind dann Songs von meinem Album „Headbanger’s Symphony“, Instrumentalsongs mit einem 50-Mann-Orchester. Als letztes kommen dann die ACCEPT-Musiker wieder und spielen bekannte ACCEPT-Songs mit Orchesterbegleitung. Wobei das jetzt nicht so ’ne typische Begleitung in dem Sinne ist, sondern die Songs sind extra für das Orchester neuarrangiert worden.
Wie ist denn die Idee dazu entstanden? Kam die von euch oder sind die Veranstalter vom Wacken auf euch zugekommen?
Wolf: Beides. Es hat sich so Schritt für Schritt entwickelt. Wir waren schon länger mit Wacken im Gespräch, ob wir als Headliner zum Festival zurückkommen. In der Zwischenzeit ist dann mein Album „Headbanger’s Symphony“ erschienen und dann meinten die eben: „Macht doch beides zusammen!“ Also „Headbanger’s Symphony“ als Weltpremiere vorstellen und mit ACCEPT auftreten. Der nächste logische Schritt war dann auch ACCEPT-Songs mit dem Orchester zu spielen, so als Novum. Das war ja schließlich auch noch nie da.
Und wird das denn auch ein solches Novum bleiben oder ist vorstellbar, dass ihr in Zukunft noch mal mit Orchester auftrete beziehungsweise dass auch Songs deines Soloalbums noch mal aufgeführt werden?
Wolf: Ach Gott, jetzt machen wir erst mal das und dann schauen wir weiter. Wir haben noch nichts konkretes geplant, aber wenn das gut läuft, kann man da mal drüber sprechen.
Mit all euren Alben seit der Reunion seid ihr in Deutschland in den Top-10 der Charts gelandet. „Blind Rage“ ging sogar auf eins. Bedeutet dir das nach über 40 Jahren im Musikgeschäft noch was?
Wolf: Natürlich bedeutet mir das noch was! Da müsste man schon ganz schön abgestumpft sein, wenn man sagt: „Nö, geht mir am Arsch vorbei.“ Was das am Ende wirklich bedeutet, ist natürlich sekundär. Aber besser als eins geht eben nicht, zumindest in der Woche, und das ist ein ganz tolles Ereignis.
Was Chartplatzierungen angeht toppt das sogar eure Erfolge aus den 80ern.
Wolf: Ja, total! Es ist immer ein bisschen schwierig zu vergleichen, denn damals wurden viel mehr Platten verkauft und heutzutage wesentlich weniger. Aber ich würde mal argumentieren, dass wir heute eigentlich mehr Erfolg haben, insgesamt gesehen, als damals. Die Zeiten haben sich aber wie gesagt komplett geändert. Man kann das so schlecht vergleichen wie Apfelsinen und Bananen. Aber mir kommt es auf jeden Fall so vor, als wären wir jetzt mindestens so erfolgreich oder sogar eher noch erfolgreicher, als in den 80ern.
Kannst du dir in irgendeiner Weise erklären, woher dieses gesteigerte Interesse an ACCEPT kommt?
Wolf: Keine Ahnung. Es ist aber auch gar nicht meine Aufgabe. Wir machen’s ja nur. Ich will auch gar nicht hinterfragen woher das kommt und warum. Mir werden ja oft so Fragen gestellt wo ich denke: „Hey Leute, das ist doch gar nicht meine Aufgabe. Das ist eure Aufgabe.“ Auch die Metalszene zu beurteilen oder andere Bands zu beurteilen, das ist gar nicht mein Job. Wir machen das, was wir machen können, unsere eigene Musik und unsere Auftritte. Da kann ich was zu sagen. Ich bin natürlich froh, dass sich das Publikum für uns entscheidet. Aber warum, das muss ich jetzt nicht hinterfragen.
Hattet ihr denn bei der Wiederbelebung der Band konkrete Zielsetzungen? Habt ihr euch vielleicht gesagt: „Wenn das nicht so gut läuft, lassen wir es doch wieder sein“?
Wolf: Nein, überhaupt nicht. Das kann man auch gar nicht. Du kannst dich nur daran setzten und sagen: „Wir geben unser Ganzes und dann schauen wir mal.“ Alles andere ist ja vermessen. Du kannst dir keine konkreten Vorgaben oder Ziele setzen. Man hofft auf das Beste und der Rest ergibt sich dann.
In den letzten Jahren sind vermehrt Retro-Tourneen in Mode gekommen, bei denen alteingesessene Bands ausschließlich ihr Klassiker-Material auspacken. Käme sowas auch für ACCEPT in Frage oder liegt euer Fokus da zu sehr auf euren aktuellen Sachen?
Wolf: Ne, wie du schon sagst, unsere aktuellen Sachen sind mir wesentlich wichtiger. Uns war auch immer ganz wichtig, dass wir nicht in so ein Nostalgieprogramm verfallen. Als wir uns vor acht Jahren wieder zusammengesetzt haben, haben wir uns deshalb auch gesagt: „Wenn wir das machen, dann machen wir auf jeden Fall wieder Platten und CDs.“ Wir geben Vollgas. Wir wollen Songs und Alben schreiben, die mit den alten Sachen konkurrieren können und nicht nur alte Songs spielen. Nostalgieprogramm war wie gesagt nie unser Ding. Stattdessen wollen wir relevante Alben machen, die auch mit dem alten Kram konkurrieren können. Ich denke, das haben wir auch geschafft. Heutzutage spielen wir genauso viele alte wie neue Songs und die Fans sind dankbar dafür.
Ist Udos „Farewell to ACCEPT Tour“ dann auch uninteressant für dich oder hast du dir mal eine der Shows angeguckt?
Wolf: Ich sag dazu generell nix, zu dem Thema. Auch die anderen Kollegen, die ausgestiegen sind, sind irgendwann weg vom Radar. Dazu sag ich dann nix mehr, das ist ganz normal. In seinem Fall ist es schon über 30 Jahre her, dass er die Band verlassen hat, oder fast 30 Jahre. Ich hab da natürlich ’ne Meinung zu und jeder kann sich ausdenken wie die ist. Aber ich sag dazu öffentlich gar nichts.
Alles klar. Wie sehen denn eure Zukunftspläne so aus? Die Zahl der Abschiedstourneen wird ja immer Größe. Denkt ihr bei ACCEPT manchmal auch über das Ende nach?
Wolf: Überhaupt nicht! Wir waren ja schon alle mehr oder weniger im Ruhestand und haben uns freiwillig wieder zusammengetan, aus Spaß an der Freude. Wir hatten noch viel vor, haben noch Songs in uns und sind einfach gerne Musiker. Da macht es eigentlich wenig Sinn, jetzt schon wieder über ein Retirement nachzudenken. Vielleicht funktioniert auch deshalb gerade alles so gut im Moment, weil jeder seine Auszeit schon hatte. Wir kommen ja freiwilligen zurück. Deshalb macht es wenig Sinn, da an’s Aufhören zu denken. Es läuft so gut und wir machen es wirklich aus Freude an der Sache.
Als es die Band nicht gab, hat sich die Fotografie zu deiner großen Leidenschaft entwickelt. Verfolgst du das denn auch immer noch weiter?
Wolf: Notgedrungen immer weniger, weil ich einfach zu wenig Zeit dafür habe. Es sind aber zwei Dinge passiert. Zum einen ist auch da die digitale Geschichte passiert und auf dem Feld bin ich doch eher ein „Analog Man“. Ich vermisse die Zeiten von alten Filmkameras. Das macht mir nicht so viel Freude wie früher. Das andere ist eben, dass ich so viel mit ACCEPT unterwegs bin, dass ich kaum Zeit habe, da ernsthaft noch Fotoaufträge anzunehmen. In den ersten Jahren seit unserer Reunion habe ich das immer noch parallel weitergemacht. Aber seit letztem Jahr hab ich gesagt: „Schluss jetzt, das hat überhaupt keinen Sinn mehr.“ Denn ich bin ständig mit ACCEPT unterwegs und im Studio und man kann eben nicht alles machen.
Aber trotz ACCEPT hast du ja mit „Headbanger’s Symphony“ noch ein Soloalbum gemacht. Kann man in der Richtung noch mehr von dir erwarten?
Wolf: Absolut. Denkbar ist das total und ich würde es auch gerne machen. Aber ACCEPT hat immer Vorrang. Die nächsten Monate bin ich da auch total eingespannt und muss mal gucken, wie das so dazwischen passt. Der Tag hat nur 24 Stunden und ich hab so viel auf der Pfanne, dass ich auch so kaum alles schaffe. Mein Leben ist ganz schön voll. Aber das ist ja ’ne gute Sache. Ich bin froh und dankbar darüber und will mich das jetzt nicht beklagen. Ich finde es fürchterlich, wenn sich Musiker darüber beklagen, dass das alles so anstrengend ist. Das ist schließlich alles freiwillig.
Also konkrete Pläne oder Ideen für ein neues Soloalbum hast du noch nicht?
Wolf: Äh, ne, da hab ich überhaupt keine Zeit zu. Ich bin jetzt gerade erste mit dem letzten ACCEPT-Album fertig geworden, was quasi ein Jahr gedauert hat. Dann gehen wir sofort auf Tour, jetzt steht erst mal diese Wacken Kiste an, dann gehen wir wieder auf Europatournee und dann irgendwann mal fängt man wieder an und macht sich über sowas Gedanken.
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