A Life Divided
Interview mit Jürgen Plangger zum neuen Album
Interview
Schon seit 10 Jahren spielen sich die bayrischen Rocker von A LIFE DIVIDED mit ihrer explosiven Rock- und Elektromischung nach oben, und spätestens seit ihrem letzten Album „Passenger“ und den dazu ausgekoppelten Singles „Heart On Fire“ und „Doesn’t Count“ wächst der Bekanntheitsgrad des Quintetts fast stündlich. Nun steht die Veröffentlichung ihres vierten Streiches kurz bevor und nach den erfolgreichen Gigs auf zahlreichen Festivals im letzten Jahr wird auch hier der Erfolg von vornherein gebucht sein. Wir hatten Hauptmann Jürgen Plangger am Telefon und sprachen mit dem sympathischen Bayer über sein neuestes Werk.
Am 18. Januar erscheint euer neues Album „The Great Escape“. Wie fühlen sich die letzten Wochen, quasi vor der Geburt, für dich an?
Das ist die große Ruhe vor dem Sturm – die Platte ist fertig, die Lieder sind geschrieben, man kann also quasi nichts mehr machen. Man harrt der Dinge und hofft natürlich auf das Beste! Jetzt läuft die ganze Promo und da sind wir sehr umtriebig. Aber musikalisch ist natürlich alles durch und wir sind einfach nur noch gespannt, wie es wohl ankommt. Auch weil die Single schon seit Dezember draußen ist, die ja ganz gut läuft und in den DAC Charts auf Platz 4 eingestiegen ist. Auch das Video kommt super an und wenn es mit der Platte genauso gut läuft, dann sind wir sehr glücklich!
Wie lief die Studioarbeit, beim mittlerweile vierten Album gibt es doch sicher eine gewisse Routine?
Das sollte man meinen, das habe ich mir auch gedacht (lacht). Man denkt sich bei jedem Album, dass man eigentlich weiß wie es geht und dass es nicht mehr so müßig sein kann und dauert. Aber irgendwie möchte man es ja doch immer besser machen als beim letzten Mal. Man findet immer wieder neue Sackgassen und nimmt die Gitarren wieder fünfmal auf und schaut, dass man die Drums noch besser hinbekommt und singt die Lieder, bis sie bestmöglichst sitzen. Das Songwriting macht immer am meisten Spaß, man kann richtig frei sein, seinen Gefühlen freien Lauf lassen und muss nicht zu sehr auf die Details achten. Wir haben uns dieses Mal auch externe Hilfe geholt, zum Beispiel von Tue Madsen, der unter anderem HEAVEN SHALL BURN gemixt hat. Hier wurde zum ersten Mal was ausgelagert – der Mix nach Dänemark und das Mastern dann nach Finland. Es ist auf jeden Fall besser geworden als das letzte Album, was die Produktion angeht. Ob es gefällt, müssen die Leute entscheiden.
Wie lange habt ihr an „The Great Escape“ gearbeitet?
Die reine Produktionszeit betrug ungefähr ein Jahr, wobei wir natürlich ganz viele Unterbrechungen hatten. Zum Beispiel wenn ich zwei Wochen wieder mit EISBRECHER unterwegs bin. Wir machen das also nicht alles an einem Stück, sondern eher peu à peu. Was das Songwriting betrifft, haben wir auch auf Songs zurückgegriffen, die bereits vier Jahre alt sind, und die uns immer noch super gefallen. Wir haben ganz viele Songideen herumliegen, die manchmal einfach zu dem Zeitpunkt nicht passen. Die liegen und reifen dann in der Schublade und wir stellen dann fest, dass sie jetzt besser passen als damals.
Das Hauptthema der 13 Titel ist die Flucht und der Aufbruch zu Neuem. Inwieweit bist du mit A Life Divided auf der Flucht?
Mit A Life Divided befinden wir uns eigentlich gar nicht auf der Flucht, mit der Band stellen wir uns den Dingen. Komischerweise hat jeder von uns in den letzten zwei Jahren mit Flucht zu tun gehabt, gezwungenermaßen oder aus eigenem Antrieb. Als es darum ging, einen Albumtitel zu finden, bin ich nochmal meine Texte durchgegangen und habe gesehen, dass es mich auch getroffen hatte. Es hat uns alle in den letzten zwei Jahren stark beschäftigt, und so lag der Titel nahe.
Also waren die Textideen zuerst da und ihr habt daraus die Fluchtthematik entwickelt?
Genau. Wir schreiben die Lieder ja nicht an einem Stück durch. Es sind schon ein, zwei Jahre, die da vergehen, wenn es um die Texte geht und ich habe es erst im Nachhinein gemerkt, dass sich drei Viertel aller Lieder auf das Thema beziehen. Ich war selber ganz überrascht, aber anscheinend hat es mich umgetrieben.
Was war denn generell zuerst da, die Texte oder die Musik, wie hat das Songwriting funktioniert?
Bei uns war immer zuerst die Musik da. Sie gibt das Gefühl vor, sie gibt die Geschwindigkeit vor. Wir haben das noch nie anders gemacht und ich glaube, wir können das auch nicht anders. Wir sind keine „Buchvertoner“, sondern beugen uns eher der Macht der Musik und gehen dann in dieses Gefühl rein.
Dazu habt ihr, wie breits erwähnt, die erste Single „The Last Dance“ mit dazugehörigem Video veröffentlicht. Wie viel Zeit hat der Dreh dafür beansprucht, wie hast du ihn empfunden?
Der Dreh war der relaxeste Videodreh, den wir je gemacht haben (lacht.) Wir hatten uns in den Zenith in München eingebucht, eine große Halle. Wir waren von der Örtlichkeit zeitlich begrenzt und konnten nur bis 18 Uhr unsere Performance drehen. So haben wir unsere 10 Stunden gemacht und dann war das Ding auch fertig. Es war natürlich ein straffes Programm, aber jeder hat sich einfach am Riemen gerissen und dann ging das. Die anderen Szenen stammen aus einem Film, davon haben wir das Footage bekommen und mussten das natürlich nicht drehen. Da waren wir auch ganz froh (lacht).
Gleich im Opener singst du „We’re marching for freedom, but freedom is prison“. Wenn das der Grundgedanke zur Flucht ist, sozusagen der Startschuss, wohin flüchten wir dann? Fühlst du dich in der heutigen Welt, mit allen Freiheiten, die sie dir bietet, denn noch immer gefangen?
Ich gehe eigentlich ungern auf Details aus den Songs ein… Dem Opener „The Lost“ liegt natürlich eine Geschichte zugrunde, aber das kann man nicht mit einer „großen Krise“ vergleichen – alle demonstrieren für die große Freiheit, und wenn die Freiheit so aussieht wie jetzt, dann geht es zumindestens uns noch ganz gut, es gibt ja auch Orte, wo es mit der Freiheit wesentlich schlimmer aussieht. Freiheit ist natürlich sehr relativ, und das war auch der Grundgedanke dahinter.
Schon beim Vorgängeralbum „Passenger“ habt ihr euch an ein Cover gewagt, an „Sounds Like A Melody“ von ALPHAVILLE, diesmal findet sich eine Interpretation von VNV NATIONs „Perpetual“ auf eurer Platte. Wie wählt ihr aus, was ihr covert?
Das ist eine ganz alte Idee, wir hatten den Song schonmal vor drei oder vier Jahren aufgenommen. Er ist ja auch nur auf der Single, quasi als B-Seite. Ich sehe ihn als eine Art Bonus-Track. Es macht halt immer total viel Spaß, Songs, die man selber total mag, im eigenen Gewand darzubieten. Wir haben ihn auch erstmal nur live getestet auf Festivals wie dem Amphi und dem Castle Rock, wo das Cover richtig gut ankam, das ist immer ein großes Lob.
Der Refrain des abschließenden Albumtracks ist „If You Want To, I Can Show You The Beauty Inside Your Mind“ – der Protagonist denkt im Song darüber nach, wie oft andere sich Sorgen machen und ihre Ziele nicht erreichen und sich deswegen schlecht fühlen. Ist die Flucht gescheitert, und man gibt sich mit der Situation zufrieden, versucht das Gute zu sehen?
Du hast dir ja Gedanken gemacht! Ich werde es nicht verraten, weil ich es mag, solche Schlussfolgerungen zu hören und ich es einfach spannend finde, wenn du dem Lied deinem eigenen Sinn gibst. Das ist viel schöner als wenn ich jetzt sage, wir haben uns vielleicht das und jenes gedacht, und das völlig konträr zu deiner Interpretation wäre.
Bald geht es mit dem neuen Material auf Tour, zusammen mit MONO INC., freut ihr euch schon?
Absolut, wir könnten die Sachen packen und los fahren (lacht). Ich glaube es passt musikalisch sehr gut, wir kennen die Jungs und das Mädel schon und verstehen uns sehr gut, und ich glaube es wird eine Riesenrutsche!
Ich danke dir für das tolle Gespräch!