A Life Divided
A Life Divided
Interview
Man sagt, dass das dritte Album einer Band über deren Werdegang entscheidet. Im Falle von A LIFE DIVIDED stehen die Zeichen auf Sturm, denn mit “Passenger“ haben die Münchener ein äußerst intensives und emotionales Album abgeliefert. Grund genug, Sänger Jürgen Plangger bei einem netten Gespräch mal auf den Zahn zu fühlen.
Hallo Jürgen, na, wie gehts dir so? Ich hab Euch ja letztens live gesehen, hast du deine Grippe inzwischen gut überstanden?
Ich bin auf dem Weg der Besserung, vielen Dank. Aber natürlich hat sich die liebe Grippe den günstigen Zeitpunk unseres ersten Showcases ausgesucht. Da kann man nichts machen. Ich habe den Abend überlebt und anscheinend hat es den Leuten auch gefallen. Also alles halb so wild.
Stell doch A LIFE DIVIDED bitte mal unseren Lesern vor.
A LIFE DIVIDED ist eine 8-jährige Band aus München. Unsere Musik würde ich als Symbiose aus Rock und elektronischen Elementen beschreiben. Wobei man selbst ja immer nur ein sehr subjektives Bild von seiner Musik hat. Da ist es manchmal ganz hilfreich, wenn andere das beurteilen bzw. einordnen. Ich habe schon viele Vergleiche von NINE INCH NAILS über 30 SECONDS TO MARS bis hin zu LINKIN PARK gehört. Stimmt alles irgendwie und dann doch wieder nicht. Am besten macht sich jeder selbst ein Bild.
Ihr seid ja bereits seit 2003 aktiv, was waren denn Eure bisherigen Höhepunkte und Tiefen?
Höhepunkte waren sicherlich unsere Touren mit OOMPH! und EISBRECHER oder das spontane Live Duett mit Marian Gold, als wir in Berlin “Sounds Like A Melody“ gespielt haben. An diese Sachen erinnere ich mich immer gerne und habe einen Haufen Geschichten für eventuelle Enkelkinder. Die Tiefen verbinde ich weniger mit der Band als mit der Umgebung. Wir haben uns im Laufe der Jahre von vielen Seiten Frustwatschen abgeholt. Das hat mal kurz weh getan, aber wir haben es überlebt.
Im Grunde steht Ihr mit Eurer Musik ja ein wenig zwischen den Stühlen und könnt somit Fans aus den unterschiedlichsten Lagern begeistern. Auf Euren Konzerten sieht man sowohl Pop-Fans, als auch Metaller oder Gothics. Zu welcher Szene fühlt Ihr Euch denn am ehesten hingezogen?
Darüber denken wir eigentlich gar nicht nach. Wir fühlen uns zu keiner speziellen Szene hingezogen. Wenn wir Musik machen, machen wir die ohne Kalkül oder einen Plan. Es geht bei uns nicht darum, irgendein Klientel zu bedienen, nach dem Motto: Hey wir brauchen jetzt noch einen Rock Song für die Rock Fans, oder einen poppigen Song für die Mädels. Wir versuchen einfach gute Songs zu schreiben, die uns gefallen. Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter. Am Ende entscheiden darüber die Hörer. Das Genre ist uns dabei egal.
Ihr ward ja sehr lange als Geheimtipp im Underground unterwegs und bekamt zwar immer sehr viel Lob, aber es dauerte auch sehr lang mit dem gewünschten Plattendeal. Wie denkst Du darüber?
Es gab immer wieder interessierte Plattenfirmen und Produzenten. Am Ende hat sich aber irgendwie keiner ran getraut, weil sie einfach nicht wussten, wie sie uns vermarkten sollten. Da hat einfach die Schublade gefehlt – mit dem schon fertigen Marketingplan, einer genau eingekreisten Zielgruppe und sonstigen betriebswirtschaftlichen Überlegungen. Wir waren halt nicht durch und durch Metal oder Gothic oder Rock. Eigentlich paradox, dass das Schlagwort der Industrie, nämlich Eigenständigkeit, die ja immer wieder von jungen Bands gefordert wird, am Ende unsere Krux war.
Seit kurzem seid Ihr ja bei AFM Records unter Vertrag, wie kam es dazu? Welche Hoffnungen habt Ihr mit einem so starkem Label im Rücken?
Erstmal sind wir froh, in AFM einen Partner gefunden zu haben, der seine Scheuklappen abgelegt hat und sich traut, eine Band wie uns unter Vertrag zu nehmen. Bisher sind wir echt positiv überrascht, was im Vorfeld dieses Albums schon alles statt fand. Wir waren mit unserer Single vier Wochen in den Amazon Download Top Ten, haben die Alternative Charts geknackt, die Presse läuft super und auch die Live-Sache kommt gut ins Rollen. Das wichtigste ist für mich dabei, dass ich den Glauben an die Sache spüre. Und das tue ich bei AFM in der Tat. Deswegen bin ich guter Hoffnung, was das Album angeht.
Lass uns doch mal auf euer aktuelles Werk eingehen. Mit “Passenger“ habt ihr ein sehr cooles Album am Start. Gratulation! Wie waren denn bisher die Reaktionen?
Danke für die Blumen. Die Reaktionen sind bis jetzt super! Ich hoffe, dass „Passenger“ bei den Fans genau so gut ankommt, wie bei der Presse. Das erfahre ich allerdings erst ab 28.01., wenn das Album raus kommt.
Ich finde das aktuelle Material etwas düsterer und intensiver als Eure bisherigen Platten. Gab es dafür einen speziellen Anlass, oder hat sich das einfach so entwickelt?
Zumindest war das kein Plan. Es ist halt so raus gekommen. Warum kann ich dir auch nicht sagen. Aber du hast Recht, manchmal wundere ich mich selbst ein bisschen, wieso viele unserer Songs so dunkel sind. Ich würde uns eigentlich als recht ausgeglichene Typen beschreiben, die das Leben mehr lieben als hassen. Aber vielleicht sind das die berühmten Leichen, die jeder irgendwo im Keller hat.
Ich persönlich finde, das die neuen Sachen mehr auf den Punkt kommen. Wir haben uns früher öfter mal verzettelt und unsere Songs überladen. Bei „Passenger“ haben wir wirklich jeden Soundschnipsel in Frage gestellt und wollten den Kern des jeweiligen Songs raus arbeiten.
Versteckt sich hinter “Passenger“ ein lyrisches Konzept? Um welche Themen drehen sich die verschiedenen Songs?
„Passenger“ ist kein Konzeptalbum. Es sind alles persönliche Geschichten, die ich als wert empfand, vertont zu werden. Da geht es vom großen Weltschmerz bis hin zu den Kämpfen, die ich mit mir allein ausfechte. Allerdings versuche ich die Texte so universell zu halten, das jeder seine eigene Geschichte hinein interpretieren kann. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden. Ich liebe es, wenn ich Songs von anderen Bands höre, bei denen ich mir denke: Verdammt, genau das Gleiche ist mir auch passiert. Und dieses Gefühl will ich vermitteln.
Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Texte?
Die kommen aus dem Leben. Jeder erfährt im Laufe der Zeit bestimmte Dinge, die ihn beschäftigen, besonders mitnehmen oder berühren. Ich versuche im Text auch gleichzeitig das Gefühl des Songs einzufangen. Die Musik gibt das Gefühl vor und der Text bestimmt den Inhalt. Wenn das ineinander greift, hat man einen guten Song.
Auch das Artwork ist sehr stark. Wer war denn dafür zuständig? Wie darf man denn dieses in Relation zu der Musik sehen?
Das Artwork macht unser Phantom, der Erik, der auch maßgeblich am Songwriting und an der Produktion mitwirkt. Ich denke auch, dass er den Faden der Musik aufgenommen hat und daraus ein stimmiges Konzept gestrickt hat. Die Außenwirkung einer Band ist ja nicht nur auf ihre Live Präsenz und Fotos beschränkt, sondern spiegelt sich ja auch in deren grafischer Gestaltung wider. Im Grunde ist das ja eine Komposition auf optischer Ebene. Und wenn das der gleiche Mann macht, der auch für die Musik verantwortlich ist, kann das nicht so falsch sein.
Auf “Passenger“ klingt dein Gesang wesentlich dynamischer als bisher. Hattest du Gesangsunterricht?
Wie bereitest du dich auf Aufnahmen und Shows vor?
Ich nehme mir immer wieder mal vor endlich Unterricht zu nehmen, aber bis jetzt habe ich meinen Schweinehund nicht überwinden können. Ich bereite mich gar nicht vor, außer vor Konzerten – da trällere ich ein bisschen vor mich hin und bilde mir ein, dass das hilft. Vielleicht nehme ich die Frage mal zum Anlass, mich darum zu kümmern.
Mit “Sounds Like A Melody“ habt Ihr eine sehr gelungene Cover-Version von ALPHAVILLE am Start. Wer ist denn die Dame, die dort zu vernehmen ist?
Das ist Tina Frank, die Freundin von Noel Pix (EISBRECHER), der diesen Song produziert hat. Er hatte die Idee, unser ALPHAVILLE-Cover “Sounds Like A Melody“ neu aufzulegen. Wir hatten den Song ja schon auf unserem Debüt Album und wir wären nicht auf die Idee gekommen, den noch mal zu machen. Allerdings hat uns seine Version echt vom Hocker gehauen. Dann hat es sich so ergeben, dass er bei ein paar anderen Songs mitproduziert hat, wobei wir wirklich viel von ihm lernen konnten. Eisbrecher haben uns in den letzten Jahren viel geholfen, mit auf Tour genommen und immer ein offenes Ohr gehabt. Wir sind darüber sehr dankbar.
Neben “Sounds Like A Melody“ ist mit “Anyone“ außerdem noch ein Song Eures Vorgängeralbums “Far“ als Neueinspielung vertreten. Was war der Grund, diese beiden Songs erneut auf “Passenger“ zu packen?
Die ersten beiden Platten waren ja nur über unseren Eigenvertrieb zu haben und wir fanden die beiden Songs immer noch so gut, dass wir sie auch einer breiteren Masse vorstellen wollten.
Die Albumproduktion fand ja wieder in Eurem eigenen MEDIA Base Studio statt. Wie verlief denn der Arbeitsprozess?
Erik und ich schreiben immer für uns und schicken uns die Songs hin und her. Bei uns funktioniert es nicht, dass wir uns vier Wochen lang in ein Studio einschließen und danach ein Album fertig ist. Wir schreiben eigentlich immer parallel und irgendwann haben wir genug Songs zusammen, die wir gut genug finden. Dann wird das ganze noch mal aufgenommen und produziert. Klingt entspannter, als es in Wirklichkeit ist.
Du bist ja neben A LIFE DIVIDED ja auch als Gitarrist bei EISBRECHER aktiv, während Toni bei LACRIMAS PROFUNDERE spielt. Ist es nicht auf Dauer schwer, die verschiedenen Bands unter einen Hut zu bekommen? Wie ist denn da die Gewichtung?
Ich weiß, was ich an EISBRECHER habe und mag die Jungs auch zu gern, um das einfach sein lassen zu können. EISBRECHER haben uns in der Vergangenheit viel geholfen. Sie haben uns auf ihre Tour mitgenommen, Pix hat Songs für uns produziert und Alexx featured uns, wo er kann. Ich bin dafür sehr dankbar.
Der Tony wird es bei LACRIMAS PROFUNDERE auch hinbekommen. Wir haben mittlerweile ja Erfahrung darin.
Haben die anderen Jungs auch noch irgendwelche Nebenprojekte am Laufen?
Jeder macht nebenbei immer mal wieder was, ja. Aber ich bin da gerade nicht im Bilde.
Vor einigen Jahren ward Ihr ja als Support für OOMPH! auf Tour, dann wurde es leider etwas still um Euch. Sind für die kommende Zeit wieder vermehrt Konzerte geplant? Wo kann man Euch 2011 erleben?
Ja, wir waren im Januar ja schon auf kleiner Showcase Tour, im Mai werden wir Tarja auf ihrer Tour durch die Republik supporten und im Sommer stehen einige Festivals auf dem Plan.
Welche Festivals sind denn für 2011 bisher geplant?
Wir werden auf dem Blackfield Festival spielen und ein paar andere sind noch nicht fix, aber in Arbeit.
Hast Du vielleicht irgendwelche Tipps für kleine Bands, was sie beachten sollen, um erfolgreich zu sein?
Ich habe früher immer den selben Satz von Bands gehört, die es „geschafft“ hatten: „Dass man dran bleiben sollte“. Damals war ich mir nicht sicher, weil man die Geschichten von Bands, die dran geblieben sind und es „nicht geschafft haben“ natürlich in keinem Hochglanz-Magazin lesen konnte. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass man ja eh dran bleibt, wenn einem die Sache was bedeutet und man Spaß daran hat. Und am Ende des Tages ist das mit das wichtigste.
Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören Dir!
Ich bedanke mich auch. Passt auf Euch auf!