Chaos Path
Der Underground leidet massiv
Interview
Pandemie, Plattenvertrag, Besetzungswechsel. Viel los bei CHAOS PATH. Zeit für ein Gespräch!
Grüß dich, Dirk! Seit unserem letzten Gespräch sind nun schon vier Jahre vergangen. Wie ist es euch bei CHAOS PATH in dieser Zeit ergangen? Insbesondere würde mich interessieren, wie ihr die Pandemie überstanden habt und welche Herausforderungen euch als Band in dieser Zeit beschäftigt haben.
Grüße zurück an Dich Stefan und ja, seit dem letzten Interview zum Release von „Downfall“ 2019 ist tatsächlich sehr viel passiert. Etliche Line-up Änderungen, ein Plattenvertrag, ein CD-Release und der dritte Teil der Trilogie zur Apokalypse würde ich hier als Wichtigstes nennen, aber der Reihe nach. Noch in 2019 haben wir einige tolle Konzerte zu unserem sehr erfolgreichen „Downfall“-Album gezockt und wollten dann 2020 im April auf unsere erste Tour gehen. Doch stattdessen gab es ab März Stillstand, Pandemie, alles fiel aus und auch unsere Tour dem Virus zum Opfer. Damit allerdings nicht genug: Im Sommer 2020 verließen uns Viides Ratsastaja (Gitarre) und Chaosblaster (Drums) aus persönlichen Gründen, so dass wir uns nun auch noch neu aufstellen mussten. Dies gelang aber tatsächlich kurzfristig dank neuem Drummer Soul Obliterator noch Ende 2020, so dass wir uns nun mangels Konzertoptionen 2021 komplett ins Songwriting stürzten.
Im Prozess des Songschreibens übernahm Bassist Richy Backfire die Rhythmusgitarre und wir beließen die Bassisten Position erst einmal unbesetzt. Nach einem kurzen Studioaufenthalt in 2021 sendeten wir ein Lebenszeichen mitten in der Pandemie mit der digitalen 2-Track EP „Dark Times„, die im Januar 2022 erschien und zu deren Titeltrack auch ein Lyrik Video veröffentlicht wurde. Parallel dazu buchten wir die ersten Shows für 2022 als uns Gitarrist God of Carnage, der mittlerweile seinen Lebensmittelpunkt nach Leipzig verlegt hatte, bedeutete, dass es für ihn aus zeitlichen Gründen möglicherweise bei CHAOS PATH nicht weitergehen würde. Die Lead Gitarre übernahm daher für die Live-Konzerte ersatzweise unser guter Freund Nocturnal Reaper, der im Sommer 2022 dann final fester Gitarrist von CHAOS PATH wurde, als God of Carnage wie angekündigt den Job aus beruflichen Gründen an den Nagel hängen musste. Ende 2022 stieß mit The Doom Lord ein neuer Bassist zur Band, so dass wir nun wieder vollzählig sind.
Mit „Downfall“ und dem EP-Release fielen wir Neudi vom DEAF FOREVER auf, der auch noch für das Label GOLDEN CORE/ZYX MUSIC arbeitet und uns einen Plattenvertrag für das kommende Album anbot. Als erstes Zeugnis der neuen Zusammenarbeit wurde daraufhin im Februar 2023 „Rise Of The Apocalypse“ veröffentlicht, eine CD-Kompilation, die die beiden ersten Vinyl-Veröffentlichungen sowie drei Live-Bonustracks und ein komplett neues Artwork enthielt.
Ein weiterer Punkt, den ich bemerkt habe, ist, dass es seit unserem letzten Gespräch gleich drei Besetzungswechsel bei euch gab, und zwar an den Drums, am Bass und an der Gitarre. Könntest du uns erzählen, wie es zu diesen Wechseln gekommen ist und wie sich dadurch eure Musik verändert hat?
Während die Ausstiege von Viides Ratsastaja und Chaosblaster aus persönlichen Gründen relativ kurzfristig waren, hatte sich der Ausstieg von God of Carnage spätestens mit dem beruflichen Wechsel nach Leipzig angebahnt und dann auch vollzogen. Trotzdem sind wir musikalisch stärker und bandtechnisch gefestigter aus den Line-up Wechseln hervorgegangen, alle ziehen noch mehr am selben Strang und wir bereiten daher das stärkste und intensivste Album der CHAOS PATH-Geschichte vor. Erwartet den Spirit, der uns als Band immer schon ausgezeichnet hat, ergänzt um eine Prise mehr Klarheit und Musikalität beim Entstehen des neuen Materials. Es wird viele neue Hymnen, erschaffen im Schmelztiegel von CHAOS PATH, im neuen Jahr zu hören geben.
Nach der Veröffentlichung der „Dark Times“-EP vor fast zwei Jahren würde mich interessieren, an welchen Themen ihr aktuell arbeitet. Gibt es Neuigkeiten bezüglich neuer Musik von CHAOS PATH? Wie wird das kommende Album inhaltlich und musikalisch gestaltet sein, und an welchem Punkt des Songwritings befindet ihr euch derzeit?
Das neue Album ist der dritte Teil unserer Trilogie zur kommenden Apokalypse, dass wir bereits auf „The Awakening“ begonnen und mit „Downfall“ fortgesetzt haben. Aktuell legen wir den letzten Schliff an das 2024 erscheinende neue Album, dass Anfang des neuen Jahres aufgenommen wird. Mit dem neuen Werk findet die Trilogie ihr Ende, der Kampf der Menschheit um ihre Existenz hat längst begonnen und wir sind mittendrin. Der Ausgang dieses Krieges ist noch offen, die Chancen stehen allerdings schlecht.
In Bezug auf die Konzertlandschaft: Du organisierst ja selbst Konzerte in Kassel. Wie siehst du die Veränderungen seit der Pandemie? Sind wir zurück beim Status Quo von 2019 oder spürt man auch heute noch deutliche Auswirkungen von Covid?
Ich bin Veranstalter seit 1995 – damals habe ich in Hann. Münden damit angefangen – und mache das demnächst 30 Jahre lang. Die Pandemie war ein absoluter Schock für alle Kulturschaffenden und leider hat sie bis heute und auch noch für die nächsten Jahre negative Auswirkungen, die längst nicht überwunden sind. Das Kernproblem ist, dass nach den vielen Ausfällen von Konzerten und Festivals viele Besucher noch nicht wieder das Vertrauen in die Verlässlichkeit eines stattfindenden Events haben, dass sie vor der Pandemie hatten. Das merkt man vor allem bei Vorverkäufen, die für Veranstalter lebensessentiell sind und die Machbarkeit eines Events sichern. Gerade hier zeigt sich, dass die Pandemie im Kopf vieler noch herumgeistert und diese Interessierten deshalb keine Tickets mehr im Vorfeld kaufen wollen, um nicht bei Absage/Ausfall ihrem Geld hinterher rennen zu müssen und es im schlimmsten Fall – bei Pleite des Veranstalters – zu verlieren.
Ohne die Vorverkäufe allerdings sind viele Veranstalter nicht in der Lage ein Event durchzuführen, da sie sich nicht auf die Abendkasse verlassen können. Und deswegen gibt es vielerorts Ausfälle oder Absagen von Events und das nicht nur von kleinen Konzerten sondern auch von mittelgroßen Festivals (siehe Rock am Stück, Bang your Head). Auch ich wurde schon mit diesen Problemen konfrontiert und musste auch schon einmal zur Notbremse bzw. Absage greifen, was – das kann ich Euch sagen – keiner gern macht. Große Konzerte im Mainstream wie RAMMSTEIN, METALLICA oder IRON MAIDEN haben diese Probleme trotz vergleichsweise hoher Ticketpreise selten, aber der Underground leidet massiv und das ist ein ernstes Problem, da dort viele Konzerte sehr knapp kalkuliert sind. Hier muss die Metal-Gemeinde wieder aktiver werden und sich wieder mehr aufraffen, Shows zu besuchen. Die Zeit des „Daheim auf der Couch bleibens“ muss enden.
Außerdem merkt man natürlich auch, dass die Menschen weniger Geld für Luxusgüter wie Konzerte und Festivals ausgeben (können), was auch mit globalen Problemen sei es im eigenen Land und in einer Welt mit Krieg vor der Haustür z.B. in der Ukraine zu tun hat. Wir sind also weit von der Unbeschwertheit vor vier Jahren entfernt, als man sich mit derartigen Gegebenheiten nicht wirklich auseinandersetzen musste.
Galerie mit 18 Bildern: Chaos Path - Metal Diver Festival 2018Mehr zu Chaos Path
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Stile | Black Metal, Death Metal |
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