1914
"Die Völker Europas haben aus dem großen Krieg nichts gelernt."
Interview
1914 haben ihr neues Album „Where Fear And Weapons Meet“ am Start, das sich wie gewohnt um Themen des ersten Weltkriegs geht. Grund genug für uns, bei Sänger Hauptmann Ditmar Kumarberg anzuklopfen und ihm ein paar Fragen zum Album, seinem Verhältnis zu den Kriegen und anderen Bands, die sich ebenfalls dieser Thematik widmen, zu stellen.
Hallo und danke für deine Zeit. Zuallererst für neue Fans: Was fasziniert euch so sehr am ersten Weltkrieg, dass ihr es als einziges Thema für eure Texte verwendet.
Es ist die Archäologie, Geschichten über meinen Urgroßvater. Ich liebe Geschichte, seit ich denken kann und bin einfach besessen davon.
Hast du dich auf bestimmte Themen des Krieges fokussiert oder einfach die interessantesten Geschichten genommen?
Ich grabe mich durch viele Sachen, lese viele Memoiren, Bücher und Artikel. Wenn ein Ereignis etwas in mir berührt, mich einfängt, fange ich an, mehr nachzuforschen, zu lernen und mehr zu verstehen. Das bringt eine Emotion in mir hervor, die sagt, dass ich darüber einen Song schreiben werde. Es kann mit einem Metalldetektor verglichen werden. Du hörst das präzise und tiefe Signal, du verstehst, dass es etwas Interessantes sein könnte und dann nimmst du die Schaufel und gräbst. Ähnlich ist es bei unseren Themen und Songs.
Ihr wollt die Geschichte so darstellen, wie sie war, keine Glorifizierung, kein Heldentum. Mal abgesehen von der Musik, was unterscheidet 1914 von dem Ansatz, den zum Beispiel SABATON benutzen, die das ebenfalls von sich behaupten.
Wenn du unseren Alben genau zuhörst, dann wirst du verstehen, was sie von SABATON unterscheidet. Wir erzählen Geschichten, wir graben tief und durchleben sie. Wir spielen keinen Walt-Disney-Metal mit Texten aus Wikipedia und dem Zufallsgenerator, welcher sich zehn Wörter um Schlacht, Krieg, Blut und Victoria heraussucht.
Wo kommt das Sample aus „Pillars Of Fire (The Battle Of Messines)“ her?
Aus dem australischen Film „Beneath Hill 60“, welcher einer der interessantesten Filme über den ersten Weltkrieg ist. Die Leute vergessen oft die Rolle der Australian and New Zealand Army Corps in den Ereignissen und generell an der Westfront. Die Tunnel wurden mit ihren Händen gegraben.
Wie kam es zum Feature von Nick Holmes von PARADISE LOST und BLOODBATH in „…And A Cross Now Marks His Place“?
Das war ehrlich gesagt ein Traum von mir. Ich bin seit 1995/1996 ein Fan von PARADISE LOST. Ich habe alles von ihnen auf Vinyl, CD und Kassette. Als wir den Song schrieben, hörte ich seine Vocals darin. Ich bekam die Idee einfach nicht aus meinem Kopf. Der Song ähnelt emotional sehr den frühen PARADISE LOST. Der Text ist ein echter Brief an die Mutter eines britischen Soldaten, der gestorben ist. Ein schrecklicher Brief. Und wer könnte die Tiefe eines solchen Briefes besser begreifen als ein echter Brite?
Als Nick zusagte, konnte ich es kaum glauben, es war wie ein Donnerschlag. Der Mann, der mich so inspiriert hat, will mit uns einen Song aufnehmen? Es war einfach großartig, ich kann es immer noch nicht glauben.
Hat Europa seine Lektion aus zwei Weltkriegen gelernt?
Das Einzige, was Europa gut gelernt hat, ist es, sein tiefstes Bedauern auszudrücken und nichts zu tun. Europäische Politiker sind eine Mischung aus Strauß und Unfähigkeit, welche ihren Kopf in den Sand gesteckt haben und tief bestürzt sind.
Nein, ich glaube, dass die Völker Europas nach dem großen Krieg nichts gelernt haben. Man bedenke die Franzosen in Algerien, den Korea- und Vietnamkrieg, alles im nahen Osten und so weiter. Menschen sind nur Idioten, die es lieben, zu kämpfen und sich gegenseitig umzubringen.
Ein kleiner Blick in die Zukunft: Wird 1914 jemals andere Themen als den ersten Weltkrieg behandeln und wenn ja, welche?
Nein, das ist meine Passion. Wenn ich das Thema wechseln will, werde ich dafür ein Nebenprojekt gründen.