1349
"Eine perfekt platzierte Faust in Gottes Gesicht" – Interview mit Frost zu "Massive Cauldron Of Chaos"

Interview

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Ein Sicherheitscode? Kalt. Die Pin-Nummer zum Bankkonto? Kalt. Eine Jahreszahl? Warm. Eine Band? Höllenfeuerheiß! Und doch werden die meisten (ehemaligen) Anhänger mindestens 1.349 Gründe finden, warum sie ein Neuwerk der norwegischen Combo eher kalt lässt. Ob das auch nach dem Hören von „Massive Cauldron Of Chaos“ so ist, erscheint jedoch fraglich. Denn – oh verfrühtes Weihnachtswunder – das aktuelle Scheibchen taugt ja etwas. Wir reden von 1349, die ihre Fans auf „Demonoir“ in Ambient-Tunneln verenden ließen und mit „Revelations Of The Black Flame“ ein wahres Wagnis veröffentlichten? Genau die sind gemeint – und einer von ihnen, Frost, seines Zeichens bekanntester (na gut, neben Fenriz) Drummer im Black Metal, hat metal.de ein paar Fragen beantwortet.

„Wir haben unserer Artillerie mit diesem Release ziemlich viele Waffen hinzugefügt“

Fühlt sich ganz gut an, wenn die ersten Reaktionen positiv sind, oder? „Alles ist einfach großartig. Das Album ist veröffentlicht und es fühlt sich wie ein Triumph an. Die Resonanz scheint auch sehr gut zu sein – ein deutliches Zeichen, dass viele unser Gefühl bezüglich des neuen Albums teilen“. Die Stimmung des Schwarzfürsten aller Drumstick-Könige ist alles andere als frostig. Logisch. „Massive Cauldron Of Chaos“ ist ein erfrischend über die Schulter blickendes Langeisen, das … huch, das sieht Frost aber ganz anders: „Wir schauen zwar auf 17 Jahre Erfahrung und allerhand Lernprozesse zurück, aber wir haben unserer Artillerie mit diesem Release ziemlich viele Waffen hinzugefügt. Auf der einen Seite gibt es mehr Groove und Dynamik, so viel wie noch nie bei 1349, andererseits haben wir ohne Zweifel das bisher kompakteste und ernsthafteste Album geschrieben“. Oder um es kurz zu machen – ist der Chaos-Kessel jetzt eher Rückbesinnung oder ein Mix aus allen bisherigen Alben? „Nichts davon“. Ok, ok, ich find ja schon, aber dann wechseln wir eben das Thema …

„Unser Keine-Kompromisse-Statement ist kein leerer Slogan“

Hach, was hat uns dieses „Revelations“-Machwerk Nerven gekostet! Damals, 2009. Gut, es gab auch ein paar, denen es gefallen hat, doch die Veränderung (Entwicklung?) im Vergleich zum vier Jahre jüngeren „Hellfire“ lag deutlich wahrnehmbar im Ohr. Wo liegen indes die Gründe für eine solche Kursänderung? Erst recht, wenn man bedenkt, dass die Fans so viele Jahre auf ein neues Lebenszeichen warten mussten. „Wenn man ein Album macht, sollte man sich unter keinen Umständen auf die Reaktionen von anderen Leuten fokussieren“, gibt Frost zu Protokoll. Gegenfrage: Aber sollte man sie vor den Kopf stoßen, provozieren, irritieren? „Unser Keine-Kompromisse-Statement ist kein leerer Slogan. Im künstlerischen Feld sollte es immer um völlige Unabhängigkeit gehen“, betont der Fellverdrescher. Und eigentlich muss man ihm doch zustimmen. Wenn es allein um die Musik und vor allem um die Musik als Kunstform geht, darf es keine andere Richtung geben. Zugleich wehrt diese Einstellung automatisch jeden Vorwurf der Kommerzialisierung ab. Entsprechend sind die neuen Songs auch nicht am Reißbrett entstanden: „Der kreative Prozess war geprägt von reichlich Enthusiasmus, harter Arbeit und inspirierenden Sessions. So sind einige Songs quasi wie von selbst entstanden, andere erforderten unzählige Stunden der Arbeit, Abwägung und Überarbeitung. Es war uns sehr wichtig, jedem einzelnen Song einen starken Sinn für Integrität und einen einzigartigen Touch mitzugeben“. Ja, das passt, wenn man sich die etwas weiter hinten platzierte Nummer „Golem“ reinfährt – in der Kürze liegt die schwarze Würze? Frost klärt auf: „Ich bin den Song angegangen, ohne zu wissen, ob er als 1349-Nummer funktioniert. Ich bin ein großer VON-Fan und die Idee war es, eine harte, barbarische akustische Attacke abseits von Komplexität zu kreieren. Die anderen, und Archaon im Besonderen, mochten den Song sehr und wollten ihn unbedingt fürs Album aufnehmen, also haben wir genau das gemacht. Archaon hat dann noch ein kleines Gitarrensolo hinzugefügt, das „Golem“ diese besondere Note verleiht. Einfach eine perfekt platzierte Faust in Gottes Gesicht“. Schön gesagt.

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„Es kann schneller gehen oder länger dauern …“

Kommen wir noch mal zum Thema Zeit zurück. Es fällt auf, dass zwischen den Alben entweder nur ein Jahr oder gleich vier Jahre liegen. Ja klar, keine Kompromisse und so, dennoch: Wie lange wird es wohl beim nächsten Mal dauern? „Das hängt schlichtweg davon ab, wann das Album fertig ist. Es kann schneller gehen oder länger dauern … so wie es immer in der Kunst läuft. Man kann im Voraus keinen Zeitpunkt festlegen, selbst wenn man sich Ziele setzt und den ganzen Prozess durchstrukturiert“. Um das mal zusammenzufassen: Wir wissen bei 1349 generell nie, was und wann es uns erwartet. Gecheckt! Zurück zu „Massive Cauldron Of Chaos“. Zum Beispiel zum Cover-Artwork, das sich erstaunlich stark von den bisherigen Motiven unterscheidet. „Ravn entdeckte ein paar Arbeiten von einem norwegischen Künstler namens Johannes Høie und fand, dass der Stil sehr gut zu 1349 passt“, erklärt der Schlagzeuger und führt aus: „Nachdem wir seine Werke gesehen haben, stimmten wir anderen auch zu, Johannes zu fragen, ob er das Cover zeichnen will. Also haben wir Kontakt zu ihm aufgenommen, und da er die Band eh mag, hat er auch direkt zugesagt. Basierend auf unseren Vorgaben ist das Artwork dann entstanden und ich muss sagen: Es ist gleichzeitig ein Blickfang und äußerst komplex, was sehr gut zum Album passt“. Und stilistisch wieder eine völlig neue Ausrichtung – so unberechenbar, die Ganoven!

„Macht euch für die totale Zerstörung bereit“

Auf eine Sache kann man sich als Fan aber verlassen, und da spielen auch 1349 mit (im wahrsten Sinne des Wortes): Live-Präsentation des frischen Materials. Da stehen doch sicherlich auch Termine in hiesigen Gefilden auf dem Plan? „Definitiv. Wir haben nicht vergessen, wie großartig wir vom deutschen Publikum aufgenommen wurden, als wir zuletzt bei euch tourten – vor neun Jahren“. Neun Jahre ist das schon her? Waren da nicht vereinzelte Gigs? Wie auch immer, einigen wir uns darauf, dass die Auftritte in der Vergangenheit äußerst spärlich gesät waren. Frost unterstreicht dann auch noch mal: „Es ist wirklich höchste Zeit für eine erneute Europatour, und wir hoffen sehr, dass das neue Album gut bei unseren Fans in Deutschland ankommen wird“. Sind 1349 nicht bereits im November unterwegs – auch bei uns? „Wir werden schon einige Shows in Deutschland während unserer „Chaos Raids Europe Tour“ im November spielen“. Ah richtig, das war gemeint. Am 12. wird in München musiziert, ein Tag später ist Aalen an der Reihe und am 14. soll dann Oberhausen zerstört werden. Die Vorfreude ist jedenfalls groß: „Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder durch Europa zu touren. Vor allem mit dem neuen Album. Macht euch für die totale Zerstörung bereit!“. In Ordnung, machen wir! Wobei man ja bei 1349 nie wissen kann … vielleicht wird ja einfach „Revelations Of The Black Flame“ durchgespielt.

Galerie mit 19 Bildern: 1349 - Outstrider 2020 European Tour in Mannheim
22.10.2014

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