Pearl Jam

Band

Mit der sphärischen ersten Single „Dance Of The Clairvoyants“, deuten PEARL JAM an, dass „Gigaton“ ein ungewöhnliches Album ist. Diesen Eindruck bestätigt die Platte an allen Ecken und Enden. Trotzdem müssen sich Fans nicht auf endlose Synthesizerexperimente einstellen.

Die Indierockeinflüsse, die „Dance Of The Clairvoyants“ auszeichnen, ziehen sich allerdings durch die gesamte Laufzeit von „Gigaton“. Für die Songs bedeutet das vor allem tanzbare Grooves, eine oft melancholische Atmosphäre und zurückhaltende Gitarren.

„Quick Escape“ steht mit einem treibenden Bass, nur leichter Verzerrung auf den Sechssaitern und getragenen Gesangslinien im Refrain exemplarisch für diesen Sound. Frontmann Eddie Vedder wiederum verzichtet weitestgehend auf sein charismatisches Yarling. Stattdessen wagt er sich in tonale Höhen, die es auf früheren PEARL JAM-Alben nur selten zu hören gab.

Doch lassen sich die Grunge-Rocker gelegentlich zu Songs hinreißen, die all ihre bekannten Trademarks aufweisen. In der Ballade „Alright“ empfängt Vedder Hörerinnen und Hörer mit warmer Stimme, wie es eben nur er kann. Die Instrumente halten sich derweil zurück, um ihm allen Platz zu geben, den er braucht. Wenn Vedder im Chorus die Zeilen „It’s alright to say no“ singt, möchte man mit einem Aufschrei zustimmen, so einnehmend ist seine Darbietung.

Den zahlreichen ruhigen Songs stellen PEARL JAM allerdings kaum geradlinig nach vorne rockende Tracks entgegen. Dadurch macht sich in der zweiten Hälfte von „Gigaton“ ein wenig Langeweile breit. Zwar gelingen der Band noch einige Starke Songs, wie etwa das treibende „Seven O’Clock“, in dem Vedder einmal mehr das Zepter an sich reißt. Aber mit zunehmender Spieldauer plätschert „Gigaton“ nur noch an einem vorbei.

Dem hätte die Band locker entgegenwirken können. Das beweist sie mit Songs wie „Take The Long Way“. Ein fetziges Riff trifft auf peitschende Drumbeats und ein eingängiger Refrain. Dazu noch ein cooles Gitarrensolo und fertig ist erstklassiger Rocksong der Marke PEARL JAM. Mehr davon hätte „Gigaton“ wahrlich gut getan.

Mit ihrer elften Platte liefert eine Institution der 90er ein zweischneidiges Schwert ab. Auf der einen Seite gelingen PEARL JAM wiedermal einige Starke Songs. Auf der anderen Seite verliert sich die Band häufig in halbgaren Experimenten, die mehr nach Altersmüdigkeit als neuer Frische klingen. Von einem Totalausfall ist „Gigaton“ weit entfernt. Doch für eine Band von diesem Format ist das einfach zu wenig.

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