Victims - Killer

Review

„Killer“ knallt. Ohne Scheiß und doppelten Boden. Ein reinrassiger Punkrocker vor dem Herren. Endlich wieder mit Dreck und Speck verkrustete Gitarrenriffs, die Songs nach vorne, der Background wütend und Galle speiend, ruppig und schlampig. Mit dem Eröffnungserstschlag „Victims In Blood #5“ nimmt das Wettrüsten seinen Lauf, jeder Song klingt wie eine Detonation, die dich gegen die Wand drückt und alles im näheren Umkreis der Boxen zerbürstet und verwüstet.

VICTIMS aus Stockholm haben alles, was eine Band, die eng verwurzelt in der Tradition von DISCHARGE steht, braucht – und deutlich mehr. Sie sind angetreten, um dem maroden Hardcore-Crust wieder Leben und Bedeutung einzuhauchen, die Schublade wieder mit Leben zu füllen. Das Übervorbild DISCHARGE ist selten so perfekt kopiert worden, selten wurden Gitarrenspiel und Schlagzeug akribischer rekonstruiert. Ihre Königsdisziplin, das Songwriting mittels zusammen geschütteter Versätze der Urgesteine auszurichten, um das Ganze dann in doppelter Geschwindigkeit runterzureißen, berücksichtigt die Komprimierung auf das Wesentliche, man konzentriert sich auf die Intensität des Augenblicks.

Die drei Schweden hangeln sich daneben durch die halbe Rock-Historie und beweisen, wie man die über die Jahre hinweg aufgesogenen Einflüsse adäquat zu einem morastigen Ganzen verarbeitet. Allzu große stilistische Quantensprünge sind aber natürlich nicht zu erwarten: Einfach gestrickte Dampfwalzenriffs frei nach MOTÖRHEAD und POISON IDEA und rasende Geschwindigkeiten, die selbst ZEKE erblassen lassen dürften. Reißerische Breaks mit packenden Shouts und Texte, die zwar sämtliche gängigen Klischees bedienen und mit klaren Slogans und Schlagwörtern arbeiten („The world is totally fucked up“, „Fuck you!“, „Born to live / and live to try“), dem Punk aber Ironie und ein Augenzwinkern erwidern.

Damit sich der trockene Rumpelrock auch im passenden Outfit ins Ohr bohrt, haben sich die VICTIMS William Blackmon anvertraut, der sich bereits mit seinen Outlook-Studios einen Namen im Lärmsektor machen konnte. „Killer“ besorgt er den Punch, den es braucht, um ein ganzes Genre in Schutt und Asche zu legen. Filigran geht anders, aber wer will das hier schon?

16.03.2008

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