Divine Heresy - Bleed The Fifth

Review

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Dino Cazares, nachdem er getrennte Wege mit FEAR FACTORY gegangen ist, eine neue Band auf die Beine stellt und in der westlichen Welt wieder angreift. Den ganzen Tag lateinamerikanischen Metal zu spielen und Revolutionsbanden zu unterstützen, mag zwar eine nette Freizeitbeschäftigung sein, ist auf Dauer vielleicht aber nicht ganz erfüllend.

Jedenfalls heißt diese neue Band DIVINE HERESY, und neben Dino sind HATE-ETERNAL- und VITAL-REMAINS-Drummer Tim Yeung und der bisher noch nicht in Erscheinung getretene Sänger Tommy Vext mit von der Partie. Was Dino aus diesem zerstörerischen Trio rausholt ist beachtlich, auch wenn Studiotechnik natürlich vieles möglich macht. Dass sowohl Dino als auch Tim spielen können wie junge Götter, ist mehr oder weniger selbstverständlich. Dass sich allerdings Tommy so gut schlagen würde, ist vielleicht doch eine kleine Überraschung. Der Mann schreit sich nicht nur extrem die Seele aus dem Leib, er beherrscht darin auch mehrere Tonlagen, von kotzig-hysterisch bis knurrig-wütend, und sogar der cleane Gesang ist aller Ehren wert.

Seine Stimme passt außerdem hervorragend zu dem wuchtigen, rhythmischen und ziemlich extremen Material, das Dino den Saiten entlockt. Sowohl musikalisch als auch stimmlich liegt „Bleed The Fifth“ irgendwo zwischen FEAR FACTORY vor etwa zehn Jahren (mit der brutalen Kühle, den ultratighten Rhythmusattacken von „Demanufacture“ und den sphärischen Vocals von Burton C. Bell) und PANTERA auf Speed (oder was immer die Droge ist, die härter als das Zeug war, dass sich Dimebag & Co. reingezogen haben).
Dazu kommt eine moderne, sehr direkte Note, wie sie in den letzten Jahren fast Standard geworden ist – eine zeitlose und stilfreie, brutale Orgie aus Highspeed-Blasts, armbrustschnellen Doublebass-Angriffen, wuchtigen, tendenziell unmelodischen Riffs und komplizierten, fast progressiven Songstrukturen. Dino verzichtet dabei auf allzu viel Geplänkel, hier und da ein wenig Elektronik, ein gekonntes, nicht nervendes Solo an der richtigen Stelle – und damit lässt sich eine Platte problemlos füllen.

Dass DIVINE HERESY trotzdem weder mit den Klassikern PANTERA oder FEAR FACTORY noch mit ähnlich klingenden Extreme-Metal- oder Neo-Thrash-Kollegen mithalten können, jedenfalls nicht die gesamte Spielzeit über, liegt weder an nicht vorhandenem Können, schlechten Songs oder druckloser Produktion – da gibts nichts zu meckern – das Problem ist, dass jedes Extrem sehr schnell nicht mehr extrem ist. Nach einer Viertelstunde stumpfe ich jedenfalls langsam ab, und ich bilde mir auch ein, dass die stärksten fünf Songs am Beginn des Albums stehen und sich die Motive danach durchaus wiederholen. Kleine Überraschungen, wie die liebliche Akustikgitarre bei „Rise Of The Scorned“, versuchen die Spannung zwar aufrecht zu erhalten, aber das klappt nur bedingt.
Trotzdem, da kann man sich nicht herausreden, ist „Bleed The Fifth“ eine gute Platte, die sowohl dem aktuellen Zeitgeist als auch einem individuellen künstlerischen Anspruch gerecht wird und insgesamt beeindruckend eingedonnert ist. Mit ein bisschen mehr Variabilität und Mut zur Revolution (nicht nur in der Politik, sondern auch in der Musik), wie es Dino 1995 mit „Demanufacture“ vorgemacht hat, wird das zweite Album bestimmt noch ein gutes Stück besser.

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17.08.2007

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1 Kommentar zu Divine Heresy - Bleed The Fifth

  1. honksen sagt:

    Na, da hättest Du aber noch 2 Pünktchen mehr geben können. Die Scheibe ist einfach das Beste was seit mindestens 1 Jahr herausgekommen ist. Absolut coole Stimme, eisenharte Gitarre(n) – und wie soll ich sagen – schlichtweg das Tier an den Drums.
    Hamma! Da hat der gute alte Dino Casares völlig losgelöst von seiner Fear Factory Vergangenheit etwas völlig eigenständiges erschaffen. Bin gespannt auf den nächste CD.

    5/10