Harald Bosh - Die Sonne Scheint Für Alle Umsonst

Review

Mit „Theatralische Synthie Pop Musik, Epic Electro Pop oder Depeche Mode goes Opera in einer Harald Schmidt Show“ wird die vorliegende Scheibe beworben – klingt extravagant, ist es aber gar nicht – irrt nämlich einfach nur zwischen Elektro, Pop und Darkwave umher. Wem das nicht genau genug beschrieben ist und wer gerne für jedes einzelne Lied der Scheibe wüsste, welche mindestens zehn verschiedenen Musikstile hier zum Vergleich herangezogen werden könnten, besucht am besten die Internetpräsenz des guten Herrn – dort erfährt man übrigens auch alle zwei Zeilen, wie man denn die Musik nun käuflich erwerben kann.

Kommen wir also zu ebendieser Musik. Wie zu erwarten, haben wir es mit einer treibenden Rhythmusfraktion zu tun, über der die üblichen Synthesizer ihr Unwesen treiben – soweit bringt der Mann ja recht solide Musik zustande, wobei man aber keine sonderlichen qualitativen Ausreißer erwarten sollte.
Da fehlt doch noch was in der Aufzählung? Richtig, Text und Gesang, und hier wird es ein wenig kritisch. Man mag von den Texten halten, was man will, man merkt ihnen aber deutlich an, dass hier einer bewusst versucht hat, besonders anspruchsvoll zu wirken, was, man höre und staune, ab und zu kräftig daneben und mir auf die Eier geht. Möchtegern-poetische Satzstellung („Deine Zeit langsam vergeht“ – das soll ein Hauptsatz sein!) und möchtegern-gesellschaftskritische Themen („Unser Sohn lebt jetzt allein / Er fragt die Babysitterin / Wo ist meine Mam? / Und was macht eigentlich mein Dad?“) können die durchaus vorhanden guten Momente nicht vertuschen. Den Sarkasmus und schwarzen Humor, den BOSH andauernd anspricht, kann ich nicht nachvollziehen – ich verstehe zwar, auf welchen Sinn der Texte er damit anspielt, aber unterhaltsam oder geistreich finde ich es irgendwie nicht…
Dann wäre da auch noch die Intonation: Meines Erachtens sollten vokalreiche Worte nicht vor lauter Dramatik in eine Nasallaut-Orgie ausbrechen, und wenn sich zum Beispiel ein „Licht“ wie „Nichts“ anhört, ist da wohl auch irgendwas schief gelaufen. Ich will dem Mann hier zwar keineswegs seinen russischen Akzent ankreiden, aber irgendwann sollte Sense sein. Auch ansonsten kann der Gesang leider mit keinerlei positiver Überraschung aufwarten.

Wie man soliden Elektropop macht, weiß HARALD BOSH zwar recht gut – an den Texten und vor allem der Stimme darf aber noch kräftig gefeilt werden. So bleibt es (erst einmal?) bei drei Punkten, die immerhin noch einigen Raum für Verbesserungen lassen…
Wahrscheinlich ist meine Rezension sowieso irrelevant, weil ich gar nicht das von HARALD BOSH empfohlene Mindestalter von 30 bis 35 Jahren habe, das angeblich zum Verständnis der Musik notwendig ist. Aber selbst wer sich in der fraglichen Gruppe befindet und Fan von Elektropop und Darkwave ist, muss das hier nicht unbedingt gehört haben.

24.07.2007

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