„Sir, was sollen wir mit den Gefangenen machen?“ – „Gefangene? Welche Gefangene denn?! BWAHAHAHA!“ Höhnisches Gelächter erfüllt den Raum. „Auf unserem ersten Album gibt’s keine Gefangenen, du Pussy, also Klappe halten und mitmoshen!“
Die Australier von MYTILE VEY LORTH bringen nach knapp acht Jahren Geschichte, einer EP und einer Promo, endlich ihr lang erwartetes Album heraus. Ein kurzes Intro beschwört das nahende Unheil, welches dann mit „Howling Souls“ über den Hörer hereinbricht. Rabiater und schneller Black Metal mit traditioneller Note und schon sehr deutlichen Anleihen am Death Metal. Die Klangwand aus sägenden Riffs und einem fast durchgängig prügelndem Schlagwerker ist hart und wuchtig – hier geht’s nicht um bedeutungsschwangere Motive und unheilige Klangfarben – hier gibt’s einfach tierisch auf die Fresse. Gleich zu Beginn fällt das soundtechnisch gut austarierte Schlagzeug auf, bei dem man haargenau hören kann, was der Schießbudenmann spielt. Kein überproduzierter Klangmatsch, sondern Becken, Snares und Hi-Hats, die eben klingen, wie sie sollen.
Black Metal ist allerdings nicht die einzige Marschrichtung der Australier. Schon ziemlich bald häufen sich traditionelle Death-Metal-Einlagen, und es bleibt nicht nur bei Passagen oder eingestreuten Riffs. Songs wie „Mobius War“ sind fast lupenreine Death-Metal-Nummern australischer (sic!) Prägung, aber auch mit reichlich East-Coast-Flair. Dazu gesellen sich hier und da ein paar Thrash-Einflüsse. Besonderes Merkmal der sieben Songs sind die vielen Melodien, sowie kontrastierende Dur-Akkorde, die in den Moll-dominierten Songs Akzente setzen können. Hier wird noch ganz traditionell gewerkelt und moderne Elemente kann man noch nicht mal mit der Lupe finden. Aber sie wollen ohnehin nicht das Rad neu erfinden. Man hört die Spielfreude der Band heraus, die wahrscheinlich das Beste ihrer alten Helden in ihre eigene Musik einfließen lässt.
„Disillusion“ ist nicht Black, ist nicht Death – es ist ein deftig angeschwärztes Stück Extrem-Metal mit sieben abwechslungs- und ideenreichen Songs traditioneller Prägung. An Biss fehlt es dem Album nicht – es gibt 40 Minuten Vollbedienung – aber eher an den Killertracks, die sich auch dauerhaft ins Hirn einbrennen.
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