Abandoned - Thrash You

Review

Die Elke vom Coverbildchen hat ein paar Wünsche. Einmal wünscht sie sich ein Paar Schuhe. Alles zwischen 38 und 41 wird gehen; sie ist im Augenblick nicht sonderlich wählerisch, außerdem ist das auch erstmal zweitrangig. Wichtiger wäre da schon der Schlüsseldienst. Den Chiropraktiker würde sie auch gerne konsultieren, denn sie hat’s schon arg im Kreuz. Dieses ständige Gehocke… wer ihr bei der ein oder anderen Sache hilfreich zur Seite stehen möchte, sollte sich schon mal gen Hessen aufmachen.

Zur Belohnung winkt bestimmt die neue Scheibe von ABANDONED, der Band, die musikalische Geographie-Verpflanzung betreibt und es schafft, die Bay Area der 80er ins deutsche Hessen zu verlegen. Hier werden Riffs der Alten Schule in Serie aus dem Ärmel geschüttelt. Die hätte man natürlich auch für fünf Euro das Stück verhökern und von dem Erlös der Elke zumindest ein Paar Schluffen gönnen können, aber was soll’s. So bleibt mehr für den Hörer. Sofern sich Letztgenannter mit abwechslungsreichem Gedresche anfreunden kann, kann er mit der Platte auch nicht viel verkehrt machen. Sauber ausgeführt und vor Spielfreude strotzend dringt die Tonkunst ans geneigte Gehör und sorgt gleich von Beginn an für ausreichend Bewegungsdrang im Halsbereich. Man groovt und fingerflitzt zugleich, gestaltet die Tracks vielschichtig und garniert sie hier und da mit eingängigen Melodien. Sicherlich kann und will der Vierer nichts neu erfinden. Dafür kommt die Mucke aber authentisch und kompromisslos daher. Gerade der Opener überzeugt mit konsequentem Songwriting und beweist sich als nachhaltiger Stampfer.

Allerdings ist zu bemerken, dass es ABANDONED nicht immer so ganz gelingt, die Nachhaltigkeit zu garantieren. So versumpft man schon mal in im Grunde brauchbaren Riffs, schafft es dann eben nicht, diese zu einem guten und runden Song zusammenzubauen. So geht über weite Strecken ein Großteil der eigentlich grundsoliden Zutaten am Hörer vorbei. Gerade im zweiten Teil von „Thrash You“ wirkt die Mucke zu zerfahren und nicht konsequent genug, um sich dauerhaft im Gehör einzuklinken. Hierfür mögen auch das stellenweise recht eindimensionale Geshoute und das allzu geradlinige Drumming verantwortlich sein.

Doch trotz der erwähnten Unzulänglichkeiten macht der Longplayer mächtig Spaß, weil die Jungs selbigen in den Backen wie auch Hummeln im Arsch haben. Beseitigt man jetzt noch die Durchhänger im Songwriting und gestaltet den Sound noch ein wenig druckvoller, könnte uns mit der nächsten Veröffentlichung ein wahrer Brecher bevorstehen. Bis dahin wird sich auch die Elke losgeeist haben.

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01.06.2007

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