Ja Donnerwetter, da schneit eine Band einfach mal so mit einem Debüt in die Metalszene, welches mal eben einige große Bands ähnlicher Machart doof aus der Wäsche glotzen lässt. Wer gut auf OPETH, MASTODON, PORCUPINE TREE und Mittneunziger-MESHUGGAH kann und die Werke von BURST liebt, liegt hier jedenfalls goldrichtig.
MEMFIS ballern brettharte Riffs aus ihren sechssaitigen Gewehren, brutal-angepisstes Gebrüll, das nicht selten an einen tieffrequenteren Jens Kidman (MESHUGGAH) erinnert, pumpt sämtliche Negativa aus der Seele und die aggressiven, hektischen Technikparts symbolisieren die unkontrollierbare Wut. Doch die Skandinavier setzen nicht nur auf Härte und akustische Faustschläge, sondern flechten auch gekonnt schöngeistige Passagen in ihre Mini-Epen ein. So schmeicheln wunderbare, teils ausufernde Gitarrenmelodien den Ohren, und auch die mehrstimmigen Clean-Vocals zaubern einem eine Gänsehaut auf den Rücken. Dieses Zusammenspiel der beiden Extreme ist simpel, aber effektiv: Progressivität, Epik und Bildhaftigkeit auf der einen Seite, Brutalität, Geradlinigkeit und Tourette-artige Anfälle auf der anderen.
Was MEMFIS aber von anderen Newcomern unterscheidet, ist das hohe songwriterische Level, das die Band die gesamten 38 Minuten halten kann. Man möchte gar nicht den Raum zum Kaffeeholen verlassen, denn man könnte ja irgendetwas verpassen. Irgendwelche Längen und Füllmaterial sucht man jedenfalls vergeblich. Kein Stinkersong, kein zu häufig wiederholter Part, einfach nichts gibt in puncto Songwriting Anlass zur Kritik. Stattdessen gibt es auf dem Album unglaublich viele Kleinigkeiten zu entdecken. Jeder Hördurchgang ist ein bisschen wie Weihnachten. Auch die emotionale Wirkung der hier dargebotenen Musik ist nicht zu unterschätzen, denn das intensive, mit einer ausgeklügelten Dynamik behangene Material nimmt einem des öfteren die Luft. Und was die Instrumentalisten äußerst songdienlich aus ihren Instrumenten zaubern, beeindruckt ebenso – jeder einzelne Musiker hat auf „The Wind-Up“ seine Entfaltungsmöglichkeiten.
Wenn es die Schergen jetzt noch schaffen, sich etwas vom BURST-Sound zu lösen, haben sie es definitiv in die obersten Ränge der ersten Liga geschafft. Die etablierte Konkurrenz sollte sich auf jeden Fall schon mal ganz, ganz warm anziehen, denn das Potenzial von MEMFIS ist immens.
Nettes Album, bei dem mir allerdings die "Hits", bzw. Höhepunkte fehlen und der Gesang hätte auch etwas variabler sein können. Dieses eintönige Gebrülle nervt auf Dauer ein wenig, auch wenn es Zwischendurch vereinzelt klare Stimmen gibt. Ansonsten musikalisch anspruchsvoller, moderner Metal, irgendwo zwischen Neo-Thrash, progressive und was-weiß-ich. Gut aber nicht zwingend.