Kings of völlige Durchness - Mainstream Commercial Nihilism

Review

Glam-Grind? Wat is dat denn? Den Hamburger KINGS OF VÖLLIGE DURCHNESS (Bandname des Jahres!) zufolge reichlich debiler Schunkel-Rumpel-Pumpel-Grind mit Porn-Attitüde und ebensolchen Kostümen. Schicke Brille! Ach, könnt Ihr ja nicht sehen, habt ja das Promo-Foto gar nicht. Das zeigt drei junge Herren in der Blüte ihrer Jugend und reichlich modischem Pioniergeist, die sich mitsamt Jacky-Flasche in absoluter Macherpose haben ablichten lassen. Und je einen Abzug von diesem geschichtlich schwer einzuordnenden Zeitdokument haben sie den Vertretern der schreibenden Zunft zukommen lassen. Einen Abzug! Im Zeitalter von allgegenwärtiger Online-Promotion, wo nicht nur Bandfotos und -biographien längst digital verpdft und verjpgt daherkommen, sondern auch mit lumpigen mp3-Files bemustert werden soll, ist so ein Papierfoto mal wirklich was besonderes! Auf Kodak Royal-Papier, man stelle sich vor! Das nenne ich Liebe zum Detail. Oder einfach Fehlen moderneren Equipments? Denn auch wenn die Pornstar-Pose schon recht gut aus dem Schritt geht, befindet sich das Trio mit seinem Erstling „Mainstream Commercial Nihilism“ ja erst am Anfang seiner Karriere. Wie auch immer, danke für das Bild!

Viel Mühe haben sich die drei Luden auch mit dem Booklet gegeben, das professionell gedruckt wurde, alle Texte preisgibt und mit herzallerliebsten Motiven wie Herzchen, gelben Quietscheentchen, Schmetterlingen oder Ommis Esszimmertapete das Herz erwärmt. Da hat jemand wirklich alle kreativen Säfte reinejakuliert. Auch die vier Dildos auf dem Cover zeugen von Experimentierfreudigkeit und strotzen nur so vor Symbolkraft, sollen sie doch wohl die Band repräsentieren. Doch Moment! War vorhin nicht von einem Trio die Rede? Trios sind landläufig eigentlich immer zu dritt. Aber langsam und mit Bedacht: als Member Number four (ja, der braucht kurz…) führt man in den Credits nämlich Angelo Sasso. Die Drum-Machine eben. (Die Interessierten unter Euch werden sich an das Skandälchen erinnern, auf das hier angespielt wird…)

Mehr gibt es über die Kings eigentlich auch nicht zu sagen, denn ihre Musik ist der Rede nicht wert. In den insgesamt 18 Songs haben sich die Majestäten auf nicht allzu halsbrecherische – soll heißen: strunzlangweilige – Zwei-Akkord-Akrobatik beschränkt und Herrn Sasso auf schnörkel- und fillloses Geradeausgepolter eingestellt. Da ist noch Luft nach oben! Und weil’s immer nur geradeaus geht, schafft man es auch locker, Nummer-sicher-Nummern wie die von der Idee her eigentlich ganz nette Akronym-Bandhymne „K.O.V.D.“ („Refuse/Resist“-Cover) oder „I Got Erection In Hell“ (bei waschechten Söhnen St. Paulis gehören TURBONEGRO einfach ins Repertoire) kapital gegen die Wand zu fahren. Peng!

Ebenso desaströs endet der Spagat, in diese Kalauerumgebung kritische Texte einbauen zu wollen. Ist zwar löblich, gegen Schwulenhass und Nazi-Blech-Metaller und für ein bisschen mehr Toleranz zu singen. Aber in diesem Aufzug geht das ziemlich nach hinten los. Die Pandabären kriegen generell ganz gut ihr Fett weg – die mögen die Kings offensichtlich nicht so. Aber kommt schon, sich allen Ernstes über Black Metal lustig zu machen zeugt nicht gerade von sicherem Umgang mit Subtilität, Ironie oder gar Stil. Aber das ist nicht mein Bier. Ebenso wenig wie dieser wirklich sehr, sehr einfach gehaltene Schnupperkurs im Gitarrehalten, bei dem in die Aufmachung offensichtlich mehr Zeit investiert worden ist, als in die Musik. Mit so einem Bandnamen ist man mehr schuldig! Ein Pünktchen für den Bandnamen und eines für das Foto.

19.01.2007

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