Space Odyssey - Tears Of The Sun

Review

Vergesst schmachtende Synthiepassagen, vergesst die gewohnten Malmsteensoli auf dem Tastenbrett: Noch nie war in einem, von einem Keyboarder geschriebenen, Hard-Rock-Album so wenig Keyboard drin. Hier wird nicht gefrickelt und geprogt, sondern ordentlich gerifft. Der Albumname „Tears Of The Sun“ ist dabei auch irgendwie Konzept: Die oft im Midtempo gehaltenen Riffs bewegen sich langsam, tief und gravitätisch über leise Hammond-Orgel-Erwärmungen im Hintergrund.

Wie erwartet leidet das Songwriting natürlich keinesfalls unter der Gitarrenlastigkeit der Platte. Zwar merkt man Hauptklingone Andersson deutlich an, dass er sich in verhältnismäßig fremder Umgebung befindet und mit Innovationen und Spielereien ziemlich geizt, dennoch hat jeder Song seine großartigen Momente und kompositorischen Auffälligkeiten. Besondere Highlights sind dabei der Opener „The Bohemian Werewolf“, „Dark Wings Of Universe“, der Titeltrack, sowie „The Northern Silence“, ein Song der sich auch auf Arjen Lucassens Star One Platte großartig gemacht hätte. Dies ist aber auch der einzige Song, der mich direkt an das AYREON-Nebenprojekt erinnert, ansonsten bekommt das Album durch die gravitätisch-warme Schwere einen angenehm eigenen Klang.

Dennoch fehlt der letzte Schliff um aus „Tears Of The Sun“ wirklich ein Tondokument für die Nachwelt zu machen. Kollege Andersson scheint der Songwriting Prozess ne Menge Spaß gemacht zu haben, aber ebenso wie Arjen Anthony Lucassens Versuch mit STREAM OF PASSION Gothic-Metal-Geschichte zu schreiben, kommt die Platte trotz interessanter Ideen nicht an die Meisterwerke deren Bands ran, die sich in den neu versuchten Genres wirklich zuhause fühlen. Spaß macht die CD aber trotzdem, und Fans können getrost zugreifen.