Manning - Anser's Tree

Review

MANNING ist ein Erzähler. Ein wunderbarer Geschichtenerzähler, da er seine Texte nicht einfach verliest, nein: Der Gesang trägt dem Hörer Schicksale ans Ohr heran, die Akustikgitarre säuselt sanft, die Flöte bereichert im Hintergrund mit wunderschönen Melodien und die Geige führt einen zurück zu den ältesten Vorfahren Dr. Jonathan Ansers. Hierher auch der Titel „Anser’s Tree“; hier wird der Stammbaum des Doktoren aufgearbeitet; Schicksale vergangener Vorfahren seiner wurden vertextlicht und gekonnt zu Noten verarbeitet. Ein Geschichtenerzähler, der dem Konzept seiner Lektüre treu bleibt, auf ganzer Linie.
Den Einblick in den Stammbaum gibt ein großes Repertoire an Instrumenten, weit mehr als die anfangs erwähnten; tatsächlich finden sich etliche weitere, unter anderem eine Geige, eine Mandoline und ein Saxophon, was es mir ganz besonders antat.

Für gewöhnlich versalzen zu viele Köche den Brei, jedoch ist dies bei der Instrumentalisierung dieser Scheibe glücklicherweise nicht so. Das Instrumental fügt sich zu einem wunderbar stimmigen Gesamtbild, Klangwelten voll Tiefe werden hier erzeugt. Beachtenswert ist, welch stark atmosphärische Wirkung die Musik hat – tatsächlich erzählt die Musik selbst die Geschichten, die MANNING niederschrieb.
Es sind wunderschöne Augenblicke, die dort gezaubert werden, wenn die Musik sich steigert und steigert, die Atmosphäre sich verdichtet und der Hörer nur noch mitgerissen sein kann, nur um das ganze dann in der Verwendung weiterer Instrumente zu gipfeln, die dann mit ganz anderem Melodielauf auf den Hörer wirken.
Als ein Beispiel unter vielen sei hier der zweite Titel „Jack Roberts (1699 – 1749) genannt. Sanft spielen die Instrumente ihrem Ende entgegen, worauf das Saxophon einsteigt und mit solch Gefühl zu fesseln weiß, dass man schon denkt, das Album müsse hier sein Finale erreicht haben. Sehr vielfältig und abwechslungsreich ist die Musik insgesamt, stellenweise fühlt man sich stark an JETHRO TULL erinnert (Was nicht nur an der Flöte liegt; tatsächlich erinnert der Gesang stark an Ian Anderson), dann ertönen groovige Bassläufe und dann wieder gibt man sich an der E-Gitarre die Ehre, um mit flippigen Melodieläufen leicht an SANTANA zu erinnern. An einer Stelle ist MANNING akustisch folkig, dann wieder kommt ein bluesiger Part und hier und da stoßen wir wieder auf Jazzanteile.
So fällt es also schwer, einzelne Aspekte der Musik herauszuarbeiten, da sie unheimlich breit gefächert ist; MANNING kreiert Klangwelten aus hunderten Fragmenten, setzt Puzzleteil für Puzzleteil, um dann ein beachtliches Bild zu erzeugen.

Ein durch und durch fesselndes und absolut empfehlenswertes Album ist „Anser’s Tree“ geworden, das nicht zuletzt durch Stimmigkeit der weiten Klangwelten und enorme Abwechslung begeistert. Ein solch gelungener Mix von Folk, Retro-Prog, Jazz und Blues voll Gefühl und Atmosphäre findet sich nicht alle Tage. Ein sehr gelungenes Werk, das Guy Manning fast im Alleingang schuf.

26.11.2006

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