Wounded Knee - Ol3mare

Review

Die US-amerikanische Ortschaft Wounded Knee in South-Dakota ist der Inbegriff des letzten großen Massakers an über 350 Siouxindianern seitens der berüchtigten siebten US-Kavallerie. Warum vier Italiener auf die Idee kamen, ihrer Band den Namen dieses Ortes zu geben, bleibt ihr Geheimnis. Tatsache ist, dass die Musik von WOUNDED KNEE mit dem ausgehenden Wilden Westen soviel zu tun hat wie NAGLFAR mit Surfrock. Mit „Ol3mare“ präsentiert uns der Vierer aus dem Land des glücklichen Fußballweltmeisters freudig sein neuestes Opus. Nun, auch was dieser rätselhafte CD-Titel bedeutet will sich mir nicht in seiner Gänze erschliessen.

WOUNDED KNEE spielen eine Art Opernmetalrock mit gelegentlichem Einsatz eines Tenors, Akustikpassagen (die im Song „Semenza“ zunächst ganz passabel südländisch-spanisch klingen, oder erinnert sowas etwa an die GYPSY KINGS?) und bisweilen traditionellen Heavy Metal-Gitarren. Simone Carraba, der Vocalist, sieht zwar aus wie ein Rocker, intoniert jedoch ein wenig anbiedernd, versucht sich an Vorbildern wie EROS RAMAZOTTI und ADRIANO CELENTANO, was zumindest mich wenig begeistern kann. Auch der Einsatz eines Saxophons kommt keinesfalls so gut wie bei AMORPHIS, ein seltsam unausgegorenes Stilgemisch, das hier aufgefahren wird. Zudem gibt es prog- und jazz-rockige Passagen sowie die bei den meisten italienischen Bands anscheinend unumgängliche Fülle an bombastischen Klassikzitaten.

Der Gesang nervt in den Metalpassagen, die von der Mitte der Scheibe immer seltener werden, ungemein, er wirkt unausgegoren, die immer gleiche Phrasierung führt keineswegs zu Beifallsstürmen seitens des Hörers. Die Opernelemente wirken ebenso fremd, passen nicht in die Tracks, auch hier liegt der Gesang nicht nur einmal daneben. Dass der Vocalist gegen Ende der Scheibe voller Inbrunst überdeutlich vom Paradies und irgendwelchen Früchten singt, passt mir auch nicht.

Der Drummer versucht bisweilen, zu variieren, vergeblich, denn die Instrumentalfraktion streikt beim Versuche, angemessen zu begleiten, bleibt weich, anbiedernd, 0815-austauschbar. Die Gitarrensoli sind makellos transparent, manchmal schon ganz gut, jedoch mehr und mehr verfestigt sich beim immer weniger geneigten Hörer der unheilschwangere Eindruck, hier lupenreinen Italo-Schmalzrock dargeboten zu bekommen, der bei mir überhaupt nichts reissen kann. Atmosphäre und Spannung gibt es nun auch nicht gerade aus dem Füllhorn geboten, eher das für italienische Powerbands so typische RHAPSODY-Geträller: immer munter rauf und runter die wehrlosen Tonleitern.

Festhalten kann man vielleicht, dass diese Band ihre Instrumente mit Sicherheit nicht fallenläßt, sollte sie auf dem W:O:A spielen. Sie wird nur nie dort spielen und das ist gut so.
Denn das ist nichts für die Leser von metal.de. Die GYPSY KINGS, obwohl auch schon extrem enervierend, sind wenigstens professionell dagegen. Und HEROES DEL SILENCIO haben Erhabenheit und Pathos mal sehr geschickt in schlüssige und gute Songs integriert, aber die sind im Vergleich dazu Olymp.

3 Punkte für das Herzblut der Musiker (wovon sie mit Sicherheit einiges haben), den Mut, sowas abzuliefern.

19.11.2006

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