Hat man in Polen früher doch mit „Masters Of The Universe“-Action Figuren gespielt? Unter der Hand? Ja! Eindeutig! Der Titel vorliegender CD beweist es! Denkt mal an die Namen der Helden und Fieslinge. Da gab es einen Man-at-arms, den Waffenschmied, Man-E-Faces, den Kerl mit den drei Gesichtern oder auf der anderen Seite Clawful, das Krustentierungeheuer mit der gewaltigen Schnappschere oder eben Webstor, den allseits kletternden Spinnenmenschen. Nicht den fledermausohrigen Späher der Wilden Horde und seine Stielaugen vergessen – und wie hieß der? Genau, Mantenna!
Da haben sich KILLJOY glatt an ihre alten, aber immer noch feschen Muskelpuppen erinnert und sich auch ein dolles Wortspiel einfallen lassen, um ihr Album zu betiteln.
Das ist allerdings nicht ganz so einzigartig, wie man meinen möchte, zumal auch die Chile-Thrasher von UNDERCROFT einen Song auf ihrem aktuellen Longplayer gleichermaßen benannten.
Doch die leicht Power-Metal-angehauchte Richtung, die die Polen einschlagen, unterscheidet sich grundlegend vom High-Speed-Gedresche der Chilenen. Erstere mögen nämlich METALLICA verdammt gerne und gehen in den meisten Songs auf Tuchfühlung mit dem berühmt-berüchtigten „Schwarzen Album“. Aber auch FORBIDDEN sollte dem Fünfer nicht gänzlich unbekannt geblieben sein. Melodie und einprägsame Chöre sind angesagt. Naja, so mancher Chor ist nicht ganz so einprägsam wie der andere, doch gerade der mitreißende Opener „Jester“, der erhabene und fein arrangierte Titeltrack oder das bärenstarke „Bedlam Party“ graben sich leicht in den Gehörgang und vermögen, sich dort sehr gut zu halten.
Das Songwriting ist abwechslungsreich und die technische Ausführung sauber und ansprechend genug, um die Scheibe anfangs über mehrere Durchläufe hinweg interessant zu gestalten. Auch die Soli bleiben zumeist aussagekräftig und songdienlich. Leider ist die Produktion dabei ein wenig zu drumlastig ausgefallen. Positiv hingegen nimmt sich die Leistung des Sängers aus, dessen James „Stahlleber“ Hetfield-lastige Stimme durchaus überzeugt, auch wenn sie Langweiler wie den dahindümpelnden Hardrocker „Change Me“ nicht entscheidend aufwerten kann. Umso besser sind die Songs wie eben „Enemigo“ gelungen, auf denen der Fronter zudem von einem starken Gastsänger unterstützt wird.
Man könnte den Jungs nun vorwerfen, sich nicht von ihren hehren Vorbildern lösen zu können, doch dazu macht die Platte einfach zu viel Spaß. Besäße sie eben nicht diese gewisse Durststrecke im Mittelteil, hätten KILLJOY zu ihren Landsleuten und Labelkollegen HORRORSCOPE aufschließen können, die im letzten Jahr eine konstantere Leistung abliefern konnten.
Nichtsdestotrotz sei „Enemigo“ jedem TALLICA-Fan und Freund nicht allzu harter Thrash-Metal-Klänge empfohlen.
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