Ist es noch unterhaltsam, wenn man in Einleitungssätzen das Wort Live-CD / Live-DVD mit ‚Weihnachten‘ verknüpft, oder wird das jedes Jahr aufs neue langweilig und ich vergraule unsere Leser? Gut, Fans werden jetzt kontern, CHILDREN OF BODOM haben nach 5 Alben auch verdammt nochmal das Recht endlich mal ihr Live-Schaffen zu dokumentieren (lässt man die schnell vergriffene „Tokyo Warhearts“ außen vor), aber immerhin reden wir von einer Band, die problemlos zwei Platten auf eine CD pressen könnte. So wie auch hier: Eine Gesamtspielzeit von 80 Minuten (davon diverse übertrieben lange Soli) rechtfertigt lediglich aus marketingtechnischen Gründen eine Doppel CD.
Fans wird das aber wohl wenig stören. Und der erste Eindruck überrascht: Das wegen seiner moderneren, thrashigeren Ausrichtung zwiespältig von Anhängern aufgenommene „Are You Dead Yet?“, funktioniert Live dank der mächtig abgemischten Gitarren wie Sau und harmoniert mit den ebenfalls sehr thrashigen Bühnenansprachen Alexi Laihos (neuerdings scheint das ‚fuck‘-Virus noch verheerender in Finnland zu wüten). Aber auch die alten Songs machen noch jede Menge Spaß und verleihen der Platte einen recht ordentlichen Querschnitt der Banddiskografie in cooler Abmischung: So machen selbst die „Follow The Reaper“-Nummern wieder richtig Spaß.
Spaß sollte man aber auch an Soloeinlagen haben: Davon sind hier nämlich gleich drei vorhanden. Nicht nur, dass Schlagzeuger Jaska Raatikainen und Nobelgitarrist Roope Latvala sich mal austoben können; im überlangen „Clash Of The Booze Brothers“ kommt es zu einem protzigen Keyboard-/Gitarrenduell, das allerdings ziemlich lang braucht um in Fahrt zu geraten, auch dann eher im lärmenden Midtempo bleibt, und zum Schluss sogar jenes „Oops… I Did It Again“-Cover zitiert. Fans der ersten Platten werden hier wirklich einiges zu schlucken haben. Auf der anderen Seite: Aufbau und Präsentation der Konzertaufnahme sind absolut stimmig.
Daher geht das Livedokument dank roher Abmischung und glaubhafter persönlicher Note okay. Wer etwas mehr Geld investieren will, kann das Konzert auch auf der „Chaos Ridden Years – Stockholm Knockout Live“ DVD erwerben, und damit noch ein paar Promovideos und Behind The Scenes Aufnahmen ergattern.
Der Sound ist klasse und die Songwahl lässt fast keine Wünsche übrig (nur ein Song von "Something Wild"?!). Zumindest in dieser Hinsicht ist keine Kritik nötig. Was aber unvermeidlich ist, ist der Vergleich mit dem ersten Live-Album "Tokyo Warhearts", welches nach "Hatebreeder" in Japan aufgenommen wurde. Was fällt sofort auf? Alexi Laiho!!! In Tokyo macht er echt gute Ansagen und klingt auch von der Stimme her noch normal, aber diese 10 000 "fucks" in einem Wort und diese verstellte Stimme, die man hier hört, gehen mir unglaublich auf den Sack. Alexi macht auf total cool und hart und es ist einfach nur lächerlich. Dazu kommt, dass jeder, der CoB schon einmal live gesehen hat weiß, dass Alexi nicht gerade der sauberste Gitarrist ist. Andauernd verspielt er sich, was aber häufig einfach rausgeschnitten wird. Auf dem älteren Album sind die Verspieler zu hören, halten sich jedoch in Grenzen und auch das Janne/Alexi Duell macht dort einiges mehr her als das in Stockholm. Schlecht kann man dieses Album nicht nennen, aber man muss sich eingestehen, dass sich Herr Laiho auf der Bühne nicht mehr so toll aufführt wie damals *träneverkneif*.