Kultur Shock - We Came To Take Your Jobs Away

Review

Gino loves you – the bible tells him so. Keine Angst, mit radikalen Fundamentalisten oder aufdringlichen Predigern enthaltsamer Nächstenliebe hat man es bei KULTUR SHOCK vermutlich eher weniger zu tun. Stattdessen gibt es harte Riffs, gepaart mit volksnahen Melodien sowie jeder Menge Feier-Faktor. Bei der Mischung ist es natürlich kein Wunder, dass trotz Unterstützung von Alt-Hippie-Star Joan Baez der Einstieg in die traditionelle Folkszene nicht wirklich gelingen wollte. Nichtsdestotrotz folgt nach diversen Auftritten in Europa und Amerika nun Album Nummer Vier des Multikulti-Sextetts: „It’s Balkan punk rock gypsy metal wedding-meets-riot music from Bulgaria, the US, Japan, and Bosnia.” Zwischen Folk-Parts und knallenden Gitarren liegt hier oft nur ein fröhliches „Whoopa“. Eine Truppe Gaukler wird vom charmant-zwielichtigen Zirkusdirektor in Richtung Fußball-Stadion dirigiert. „Istanbul, Istanbul … hoooho Sarajevo!“ Bekloppt. Unterhaltsam. Heiß. Spätestens beim dritten Stück ’Duna’ steigert sich nicht nur der Spielrausch, sondern das Ganze wird zunehmend mitreißend. In den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln dürfte man mit dieser Scheibe jedenfalls schnell neue Freunde finden. „Radio Multikulti?“, fragt man Vater irritiert in Richtung Küchenblaster, um schließlich doch länger zuzuhören.
Produziert wurde trocken auf den Punkt. Die Songs sind gen Groove und Power ausgelegt. Allerdings gestaltet sich der Einstieg für den unbedarften Hörer ob der Ungewöhnlichkeit des Vorliegenden nicht ganz einfach. Und das bei ’Tango’ eine Stelle nach dem Refrain von ’Emanuela’ (Fettes Brot) klingt, will auch erstmal verdaut sein. Doch was will ich eigentlich? Kaum etwas nervt beim Rezensieren auf Dauer mehr, als die x-te x-beliebigen Vorbildern hinterherhechelnde Band, deren Existenzberechtigung bestenfalls auf gelungener Nachahmerei fußt. Da ist man dankbar für jede Formation, die ihre Stücke mit unkonventionellen Mitteln auflockert. Das hier ist mit Sicherheit Musik, die aufregt, nervt – oft geradezu aufreizende Penetranz ausstrahlt. Deshalb: Klare Empfehlung an Freunde von Folk-Punk, Humppa-Parties und etwas anderer Rock-Mucke!

27.09.2006

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