Ich glaube, Power Metal ist das einzige Genre bei dem Bands bevorzugt dann verrissen werden, wenn sie die Grundsätze jener Stilrichtung wortwörtlich befolgen. RAISING FEAR können da ein Lied von singen, denn wenn in einem solchen Genre auch noch Stagnation auf ’nur‘ leicht überdurchschnittlichem Niveau hinzukommt, kommen die Tiefstwertungen meist schon im Antwortschreiben. Ein Stück Wahres wäre in diesem Fall zwar dran, aber es würde „Avalon“ beileibe nicht gerecht werden.
Das Problem diesmal: Die schon aus dem Debütalbum gewohnt längeren Songs mit großem Instrumentalanteil sind noch länger geworden, und machen dem Hörer das Einfinden ins Album ziemlich schwer. Hat man dann endlich Fuß gefasst, ist der eigentliche Gewinn leicht ernüchternd und zeigt nur selten die Klasse einer Platte, die sich in diesem dicht gedrängten Genre durchsetzen könnte. Klarer Punktabzug deswegen.
Eine Freude an „Avalon“ könnten aber zumindest Gitarrenfans haben, denn komplett ohne Keyboards auskommend, rasselt hier ein Solo nach dem anderen auf den Hörer nieder. Die Verspieltheit ist dabei allgegenwärtig, zwingt sich aber auch nicht auf. Klare Songstrukturen wie ein grooviges Rockriff am Ende von „Where Past and Future Unite“ sind selten – komplexe progähnliche Strukturen herrschen vor. Überhaupt glaubt man nach mehrmaligem Hörens, dass diese Band im Powermetalbereich eigentlich gar nicht wirklich gut aufgehoben ist, denn die eindeutig besten Songs sind das cool choral arrangierte Intro, und der abschließende cleane Hidden Track.
Nichtsdestotrotz wird die Platte im Laufe der Zeit besser und kann deswegen nicht als gesichtslose 08/15 Veröffentlichung bezeichnet werden. Mittlerweile nehm ich sie sogar freiwillig immer mal wieder aus dem Regal um mal wieder jede Menge Riffs auf engstem Raum hören zu können. Mit dem dritten Album will ich aber endlich den großen Wurf haben.
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