Mirrors For Psychic Warfare - Mirrors For Psychic Warfare

Review

Scott Kelly dürfte vielen Lesern ein Begriff sein. Der gute Mann ist nicht nur Fronter von NEUROSIS, sondern bereichert seine Zeit mit einer ungeheuren Anzahl weiterer Projekte wie CORRECTIONS HOUSE, SHRINEBUILDER, THE ROAD HOME, BLOOD CALDERA, RIVER OF MADNESS, TRIBES OF NEUROT, und als ob das alles nicht reichen würde, hat er auch noch Miteigentümer von Neurot Recordings. Über jenes Label wird nun MIRRORS FOR PSYCHIC WARFARE veröffentlicht, ein weiteres Projekt von Scott zusammen mit dem scheinbar ebenfalls vielbeschäftigten Sanford Parker (u. a. BURIED AT SEA, MINSK, BEHOLD! THE LIVING CORPSE, NACHTMYSTIUM, YOB, TWILIGHT, CORRECTIONS HOUSE).

Das Duo MIRRORS FOR PSYCHIC WARFARE, welches auch schon bei CORRECTIONS HOUSE zusammen agiert, spielt eine raue, düstere, atmosphärische, experimental-musikalische Mischung aus Post Punk/Rock und Wave, welche verschiedene Drone-, Ambient-, dunkle Industrial- und zerrende Noise-Elemente enthält. Die Stimmung ist trist und drückend, regelrecht schwer, verglichen mit CORRECTIONS HOUSE aber doch eine Spur zahmer. Die Songs, die sich im Detail hörbar voneinander unterscheiden, im Gesamten ruhig und gleichförmig klingen, sind doch recht melodisch und sphärisch angelegt. Die Klangcollagen zeichnen dezente Bilder, MIRRORS FOR PSYCHIC WARFARE treiben einen nicht in den musikalischen Wahnsinn, wie man es anhand der aufgeführten Elemente vielleicht vermuten möchte, keine über den Hörer einbrechende Flut aus Geräuschen, sondern gemächliche – Musik. Das Ganze ist recht monoton gehalten mit repetitivem Charakter, aber nicht einlullend, eher hypnotisierend. Da wäre zum Beispiel „Oracles Hex“, das eine spirituelle, sakrale Ästhetik ausstrahlt, die sich im Laufe des Songs immer weiter steigert, wie es auch der monotone Erzählgesang tut, hat ein wenig was von HAIKU FUNERAL. Klingt mit seinen grummelnden Tonfolgen auch irgendwie wie eine Séance.  Oder der völlig entschleunigte Minimal-Song „A Thorn To See“ mit seiner gleichtönigen Grundmelodie sowie seinem doomigen Charakter, unheilvolle Stimmung mit simplen Tonfolgen über eine Viertelstunde. Ebenfalls doomig, aber deutlich ruppiger wird es mit „CNN WTZ“, während „43“ mit Piano und Blasinstrumenten eine völlig andere, mir weniger passende Richtung einschlägt. Alles in allem sind MIRRORS FOR PSYCHIC WARFARE keine leichte Kost, aber dennoch nicht zu morbide oder zu bizarr, richtige Höhepunkte erreichen sie indes nicht. Dennoch, eine weitere Bereicherung im ohnehin wirkungsmächtigen Schaffen der beiden Musiker.

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24.04.2016

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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