Mit Pauken und Trompeten und jeder Menge Promo wurde das neue Werk der A-cappella-Metaler VAN CANTO angekündigt. Da es sich hierbei allerdings um eine kreative Zusammenarbeit handelt, bitten die Beteiligten um die korrekte Bezeichnung VAN CANTO METAL VOCAL MUSICAL. Bandgründer Stef ließ uns wissen, dass die Combo bereits seit sechs Jahren an dem Konzeptalbum „Voices Of Fire“ gearbeitet hat. Dabei erwuchsen die Inhalte aus einer Geschichte, deren Rahmenhandlung Leadsänger Sly gemeinsam mit dem deutschen Bestseller-Autor Christoph Hardebusch entwarf. Der Roman „Feuerstimmen“ erschien Mitte März im Piper Verlag, Sly sprach ebenfalls das Hörbuch ein.
Mit 14 Tracks hat das VAN CANTO METAL VOCAL MUSICAL nun eine knappe Stunde Soundtrack erschaffen – wobei die Band stets betont, dass Musik und Geschichte von Anfang an eine Einheit waren. Mit an Bord von „Voices Of Fire“: Der Chor der London Metro Voices, bekannt aus der Filmmusik zum Herrn der Ringe. Darsteller des Gimli, John Rhys-Davies, steuerte zum neuen Album der A cappella-Truppe den gesprochenen Pro- und Epilog und Zwischenpassagen bei. Ganz, ganz großes Kino also – oder?
„Clashings On Armour Plates“ steigt mit rhythmusbetontem, eingängigem Refrain ein, der zweifelsohne die vokalen Qualitäten des VAN CANTO METAL VOCAL MUSICALs betont. Im Gegensatz zu symphonischen Kompositionen von etwa EPICA fehlt dem Track aber die nötige Tiefe im Klang, ein schwaches Gitarrensolo verschwindet beinahe völlig. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass auch dieses Solo einer menschlichen Stimme entsprungen ist… sieht es wieder anders aus. Aber reicht das? Dem reibenden, tiefe Gitarren imitierenden Sound, der „Dragonwake“ trägt, kann man sich schwer entziehen. Die schöne Strophe wird von Leadsängerin Inga Scharf ausgefüllt, der teilweise dynamisch unstimmigen Komposition mangelt es leider auch an klanglicher Substanz.
Auf dem Album „Voices Of Fire“ überzeugt das VAN CANTO METAL VOCAL MUSICAL mit den gewohnt rhythmischen, vokalen Imitationen von Instrumenten. Leider eher anstrengender Song ist „Time And Time Again“, wenngleich ihm eine gewissen Eingängigkeit nicht abzusprechen ist. Melodisch besser geführt ist dagegen „All My Life“, hier fehlt allerdings wieder die nötige Durchschlagskraft. Warum hält sich Inga Scharf mit ihrem Organ so zurück?
Mitzappeln und bei Live-Auftritten die Fäuste recken: Das macht „Battleday’s Dawn“ möglich. Das anspruchsvolle Konzeptalbum „Voices Of Fire“ war bisher kein leichter Hörgenuss. Hier ist endlich Abrocken angesagt! Und das in harmonischem Gewand, klanglich ausbalanciert. Leider ist der Song viel zu schnell wieder zu Ende. „Firevows (Join The Journey)“ bietet einen richtig klasse Refrain mit melodischen Duettpassagen in den Leadvocals von Inga Scharf und Sly.
„The Betrayal“ wird stark durch die Hintergrund-Gitarren-Imitationen von Stef und Ross dominiert – Elemente, für die die Band seit jeher geliebt oder gehasst wird. „We Are One“ gibt VAN CANTO-Sängerin Inga Scharf endlich den Raum, den ihre Stimme braucht. Ein melodisches Glanzstück! Das erste offizielle Video des VAN CANTO METAL VOCAL MUSICALs wurde zum Song „The Bardcall“ gedreht. Eine gute Wahl, repräsentiert der Song doch ganz gut den musikalischen Kern von „Voices Of Fire“ – inklusive beeindruckender Gitarren-Solo-Imitationsskills!
Mit „To Catharsis“ erreicht das Album „Voices Of Fire“ seinen Höhepunkt und erinnert qualitativ nun auch wirklich an EPICA-Chöre. Dieser Track ist ein klarer Anspieltipp für alle, die sich ein Bild vom Können der talentierten Band machen möchten! John Rhys-Davies schließt mit einem Epilog. Der zweiminütige Bonustrack „Hymn“ ist eher unspektakulär, bietet aber keine qualitativen Kritikpunkte.
Kann Metal ohne „echte“ Gitarren auskommen? Kann ein Metal Musical darauf verzichten? Um tatsächlich das Kopfkino in dem Ausmaß zu erleben, wie es von den Musikern des VAN CANTO METAL VOCAL MUSICALs und dem kooperierenden Autor Christoph Hardebusch gedacht war, ist es empfehlenswert, das Buch zu lesen, um zu verstehen, wie sich die Musik von „Voices Of Fire“ mit der Geschichte des Romans „Feuerstimmen“ verbindet. Das Konzeptalbum dürfte für einen großen Teil der Hörerschaft zu anspruchsvoll sein, auch wenn die Scheibe einige melodische Perlen bietet. Aber dass VAN CANTO nicht nur für ausgefeilte vokale Cover, sondern auch für durchdachte Kompositionen abseits des Mainstreams stehen, ist mittlerweile hinreichend bekannt.
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