Megascavenger - As Dystopia Beckons

Review

Die wöchentliche Veröffentlichung von Rogga Johansson steht auf dem Plan. Naja, so empfindet man zumindest, denn der emsige Schwede wirft die Scheiben seiner zahlreichen Projekte ja in bemerkenswert kurzen Intervallen auf den metallischen Markt. Dabei unterschreitet er eigentlich nie ein gewisses gutes Niveau, die Ausreißer nach ganz oben sind aber leider auch zu rar gesät. Diese Einschätzung trifft auf die neue MEGASCAVENGER jedoch ganz und gar nicht zu. Dabei folgt auch die dritte Scheibe „As Dystopia Beckons“ dem bewährten Konzept: Der Chef selber und sein Kompagnon Brynjar Helgetun legen das musikalische Fundament, diverse Gastsänger veredeln die einzelnen Lieder. Rogga also quasi als Tobi Sammet des Death Metal? Wir werden sehen.

Das Konzeptalbum beschreibt ein zukunftspessimistisches Szenario unserer Gesellschaft. Darin zerstört sich die Menschheit letztlich selber durch ihre eigene Dummheit. Ein Thema, das man leider kaum noch ernsthaft als Zukunftsspinnerei abtun kann. Und aufgrund der Vielfalt dieser Scheibe lohnt es sich auf alle Fälle, die einzelnen Songs von „As Dystopia Beckons“ genauer unter die Lupe zu nehmen.

MEGASCAVENGER starten mit „Rotting Domain“ noch recht traditionell – das ist für Johansson typischer Death Metal mit Sven Gross (FLESHCRAWL) am Mikro. Aber schon hier fällt der ungewohnte Industrial-Einschlag auf, mit dem der Chefdenker laut eigener Aussage zu seinen frühesten Wurzeln zurückkehrt. Das ist man so von ihm nicht unbedingt gewohnt, es ist aber definitiv ein interessanter Ansatz, der gut zum lyrischen Konzept passt. „The Machine That Turns Humans Into Slop“ geht dann nicht nur dank des Mitwirkens von Mr. David Ingram ganz klar in Richtung alte BENEDICTION – da lacht das Death-Metal-Herz! Auf „Dead City“ darf dann Jocke Svensson von ENTRAILS seinem Hang zum Thrash Metal frönen. Man merkt hier schon deutlich: Abwechslung wird auf dieser Scheibe groß geschrieben. Zunächst beschränkt sich diese Tatsache nur auf den Bereich des extremeren Metal, doch mit „As The Last Day Has Passed“ geht man sogar noch einen Schritt weiter. Man wagt sich mit Sänger Teddy Möller (LOCH VOSTOK) in die Gefilde des Heavy Metal. So melodisch waren MEGASCAVENGER selten unterwegs: cooler Song. Bei „The Hell That Is This World“ kommt dann wie so oft in den letzten Jahren Roggas alter Spezi Kam Lee (füher MASSACRE) zum Einsatz. Er veredelt diese BENEDICTION-meets-DEVIN-TOWNSEND-Nummer auf gewohnt gekonnte Weise. Es ist einfach immer wieder schön, dieser klassischen Death-Metal-Stimme zu lauschen. Das kurze und brachiale „Dead Rotting And Exposed“ mit Drummer Brynjar am Mikro geht dann eher als guter Durchschnitt durch, ergänzt die Scheibe aber dennoch. Beim folgenden „Steel Through Flesh Extravaganza“ brettert man ziemlich punkig durch die Botanik und erinnert zudem etwas an NAILBOMB – stark. Den ungewöhnlichsten Song haben sich MEGASCAVENGER fast bis zum Ende aufgehoben. Könnt ihr euch einen tanzbaren (!) Gothic-Rocker (!) aus der Feder von Rogga Johansson vorstellen? Nein? Dann bitte unbedingt „The Harrowing Of Hell“ anhören, sonst glaubt man es kaum. Und genauso erstaunlich ist es, wer dieses Lied intoniert: erneut Mr. Kam Lee, unglaublich, der Mann kann mehr als nur abartig gut grunzen. Das titelgebende „As Dystopia Beckons“ beschließt die Scheibe als eine Art düsteres Outro. Atmosphärisch absolut passend, nur etwas kürzer hätte das Stück schon sein können.

Aber sei es drum, alles in allem ist „As Dystopia Beckons“ eine sehr gelungene Platte geworden, ganz sicher eine der stärksten und zugleich ungewöhnlichsten aus dem Hause Johansson. Dabei fügen sich die Industrial-Parts nicht immer hundertprozentig in das Gesamtbild ein, aber vielleicht sind diese kleinen Brüche im Gesamtfluss ja auch genauso gewollt. Für aufgeschlossene Todesblei-Liebhaber kann eine ganz klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden, alle anderen sollten vor dem Kauf lieber doch erst ein Ohr riskieren. Sind nun also MEGASCAVENGER die AVANTASIA des Death Metal? Ja, das kann man irgendwie schon so sagen.

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21.03.2016

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