Es gibt Tage im Leben, an denen ist die schwere Kost irgendwie nicht das Richtige. Tage, an denen du unterwegs bist, in deiner Karre sitzt. Eine dieser Fahrten, an deren Ende etwas Erfreuliches auf dich wartet, die aber einfach eine Stunde kürzer sein sollten. Zu allem Überfluss hast du die warme Winterjacke übergeworfen. Du bist genervt, weil du schwitzt. Denn der Frühling hat einen überraschenden Vorstoß gewagt und du bist zu faul, rechts ranzufahren. Irgendwann tust du es doch, streckst dich auf einem Rastplatz im Nirgendwo, blinzelst kurz in die Sonne. Noch 45 Minuten. Du steigst ein und schiebst die Platte einer unbekannten Münchner Band in den Player, fährst los. Irgendwann kommst du an. Du hast den letzten Song von „Holy“ nicht mehr geschafft. Aber verdammt noch mal, es geht dir gut.
BLACKOUT PROBLEMS klingen frisch, naiv und mitreißend. Daran ändern auch die zahlreichen „Oh-oh-ohhs“ und die eine oder andere schmalzige Textzeile nicht viel – ebenso wenig wie die Tatsache, dass zwischen (neuen) BRING ME THE HORIZON und BLACKMAIL sicher schon eigenständiger musiziert wurde. Alles völlig nebensächlich, denn Songs wie „The Drive“ und „Boys Without A Home“ (mit BOYSETSFIRE-Fronter nathan Gray) haben großes Feeling, vermitteln ein wohliges Gefühl von Tatendrang und Zusammenhalt und lassen den Hörer unabhängig von Tages- oder Nachtzeit auf andere – weil schönere – Gedanken kommen. Erreicht wird dieser Gemütszustand durch das überzeugende Zusammenspiel von kraftvollen, aber warm klingenden, offenen Gitarren, der prägnanten Stimme des Fronters Mario Radetzky sowie der ausgesprochen homogen agierenden Rhythmusfraktion. Und so beschert „Holy“ ein eindrücklich-kurzweiliges Hörerlebnis und das klare Credo: „Auf geht’s, immer weiter.“
Wo die Reise für die Truppe hingeht, wird sich zeigen. Fakt ist: BLACKOUT PROBLEMS liefern mit „Holy“ ein unterhaltsames und ambitioniertes Stück hingebungsvoller Gitarrenmusik ab, welches nicht nur – wie eingangs erwähnt – auf langen Autofahrten, sondern auch live ein absoluter Selbstläufer sein sollte. Den Innovationspreis müssen die Münchner dabei zwar anderen Kapellen überlassen. Im Rennen um das sonnigste und sympathischste Debüt des Jahres sind sie aber definitiv ganz vorn mit dabei.
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