Scarleth - The Silver Lining

Viele junge Bands haben das Problem, dass ihnen Alleinstellungsmerkmale fehlen. Ein eigener Sound, der sie von der riesigen Masse an aufstrebenden Neubands abheben würde. SCARLETH, eine Band aus der Ukraine, die Ende Januar ihr zweites Album „The Silver Lining“ veröffentlicht hat, gehört nicht dazu. Ganz im Gegenteil, denn SCARLETH übertreiben es mit den Alleinstellungsmerkmalen.

Wie ich das meine? SCARLETH kämpfen sich unbeirrt durch viele verschiedene Genres. Power Metal, Folk, Doom, Gothic, Prog, Melodic Metal, alles ist mit von der Partie. Handwerklich kann man der Band dabei nicht viel vorwerfen. „The Silver Lining“ ist solide produziert, Sängerin Oksana Element macht einen guten Job – obgleich ihre Stimme nicht als überragend oder einzigartig bezeichnet werden kann – und instrumental warten SCARLETH auch mit guten Ideen auf. Atmosphärische Passagen, die durch Keyboards, nette Gitarrenriffs und gute Gesangslinien erzeugt werden, machen den Opener „Night Of Lies“ beispielsweise überzeugend. Auch Nummern wie „Voices“ gehen durch anspruchsvolle Frickeleien der Gitarre und nette Keys gut ins Ohr.

Die Songs für sich gesehen sind nicht das Problem von „The Silver Lining“. Was die Platte tatsächlich abwertet, ist das Gesamtpaket. Power-Metal-Exkursionen in „Pure Desire“, Pop-Rock in „Dying Alone“, Progressivität und folkige Momente in „The Gate Of Dark Sun“, „Party-Pagan“ in „One Short Life“ – fast jeder Song ist einem anderen Genre zuzuordnen. Dies sorgt dafür, dass sich während des Hörens von „The Silver Lining“ kein roter Faden aufbauen kann. Kein Moment bleibt wirklich im Ohr hängen, die Stimmung kann sich nicht halten und herausstechende Highlights sucht man vergebens.

So haben SCARLETH mit „The Silver Lining“ ein solides Album geschaffen, das beweist, dass die Band aus durchaus guten Musikern besteht, die sich aber noch entscheiden müssen, in welche Richtung es hauptsächlich gehen soll. In dieser Form schafft es „The Silver Lining“ nicht, auf lange Sicht zu fesseln.