Imperial Age - Warrior Race

Review

Galerie mit 8 Bildern: Imperial Age - Therion Tour 2016

Die Königin trauert, ihr Mann ist fort. An einem weit entfernten Ort, wo er um die Freiheit des Königreiches kämpft. Die Klagelaute der Sorgenden sind Meilenweit zu hören, während ihr Mann sich angespannt auf die baldige Schlacht vorbereitet. Eine unheilvolle Stimmung macht sich im Heer breit. Gerade noch lagen die Krieger in den Armen ihrer sorgsamen Ehefrauen, nun stehen sie Mann an Mann dem Feind gegenüber. Ein Chor wird angestimmt, ein Kriegsgesang, der sich zu einer Kakophonie entwickelt. Der Feldherr speit mit seiner dunklen Stimme Drohungen in Richtung des Feindes. Die liebenden Ehefrauen stimmen von weit entfernt in diesen Chor aus dunklen Tönen ein und machen den Männern Mut, hoffen, dass sie ihre Getrauten bald wiedersehen dürfen. Aus Kakophonie wird Euphonie.

So in etwa klingt es, wenn IMPERIAL AGE aus Russland ihre Musik zelebrieren. Tatsächlich spielt das Septett eine gelungene Mischung, die Elemente aus Symphonic Metal, Power Metal und Melodic Metal vereint. Dabei verlassen sich IMPERIAL AGE auf eine im Verhältnis geringe Menge an Instrumenten. Keyboards, Gitarren, Drums und Bass sind die Klangwerkzeuge der Wahl, was keinesfalls bedeutet, dass „Warrior Race“, so der Name des aktuellen Albums, anspruchslos ist. Die textlichen Ergüsse werden von mehreren talentierten Musikern über den Äther gejagt. Alexander „Aor“ Osipov, Alexandra Sidorova und Jane „Corn“ Odintsova zeigen sich für den Gesang verantwortlich. Hauptakteur in diesem Trio ist Alexandra Sidorova, die durch ihren gefühlvollen und mitunter treibenden Gesang zu großen Teilen für die gute Atmosphäre des Albums verantwortlich ist. Die beiden anderen Vokalisten sind für die Backing Vocals zuständig. Die oft verwendeten Chöre werden von einer großen Zahl an Musikern vorgetragen. Namentlich sind das Anastasia Dreyer, Alexandra Zaypold, Ekaterina Volkova, Evgeniy Rubtsov, Ivan Blokhin, Michael Nor und Alexander Zelenev. Des Weiteren geben sich in jedem Song Gastmusiker aus bekannten Bands die Ehre. Fabio Lione (RHAPSODY OF FIRE, ANGRA), Dariusz Brzozowski (DIMMU BORGIR, VADER), Sergei Lazar (ARKONA, ROSSOMAHAAR) und Vladimir Reshetnikov (ARKONA) sorgen durch ihren Gesang (Fabio Lione im ersten, dritten, sechsten und siebten Titel sowie Sergei Lazar im dritten und sechsten Song), ihr Drumspiel (Dariusz Brzozowski im ersten, dritten, vierten und siebten Titel) sowie Sackpfeifen (Vladimir Reshetnikov im zweiten und sechsten Song) für einen noch größeren Facettenreichtum des Albums.

Was man IMPERIAL AGE lassen muss, ist, dass sie ihre Melange mit einer großen Eigenständigkeit glaubhaft und ohne (viel) Kitsch vortragen. Die Musiker verstehen es, von einem auf den anderen Moment verschiedene Gefühlslagen zu transportieren. Wo es im Opener „Anthem Of Valour“ mit einer patriachalischen Stimmung beginnt, die durch den guten Gesang von Alexander Osipov und folgende durchschlagende Chöre kreiert wird, agieren IMPERIAL AGE im Laufe des Songs sehr verspielt. Brachiale Gitarrenriffs, Doublebass, weiblicher Gesang, männlicher Gesang, plötzlich ein erhabener Chor im Mittelpart, folgend ein klassisch angehauchtes Gitarrensolo – an Abwechslung mangelt es „Warrior Race“ wahrlich nicht.

Der Hörer ist aufgeheizt. Was folgt nun? Weitere Chöre? Ja, aber nicht wie erwartet. Im folgenden „Aryavarra“ drosseln IMPERIAL AGE das Tempo und legen ihr Augenmerk auf Akustikgitarren und hohen, melodischen Gesang der Frontfrau. Das Ganze mündet in einem Stelldichein, in dem sich männlicher wie weiblicher Gesang die Ehre geben. Doch genug der Schnulze, in „Warrior Race“ schießen IMPERIAL AGE aus allen Rohren. Bedrohliche Keys, Growls, harte Gitarren und, wie könnte es anders sein, Chöre en masse.

Man merkt, dass IMPERIAL AGE genau die Musik machen, auf die sie Lust haben und sich von niemandem etwas vorschreiben lassen. Feudale Gesänge und epische Momente? Kein Problem, „To Mega Therion“ hilft euch aus. Genug von all der Epik? Ihr wollt etwas Seichtes, leicht Verdauliches? Hört euch „Battle Heart“ an. Mit seiner alkoholschwangeren, schunkelnden „Party-Pagan-Hauptmelodie“ stellt der Song eine gelungene Abwechslung zum sonstigen Einerlei dar. Mit „Warrior Race“ haben IMPERIAL AGE ein famoses Album geschaffen, das durch die gesangliche Variabilität, den großen Einfallsreichtum der Band und ein lückenloses Konzept über lange Zeit spannend bleibt. Die sieben Punkte resultieren aus der Tatsache, dass die Russen manchmal zu vorhersehbar agieren und einige Stilmittel zu oft verwendet werden. Ansonsten machen IMPERIAL AGE einen richtig guten Eindruck, der sich auf folgenden Werken sicher festigen wird. Von dieser Band kann man in Zukunft Großes erwarten.

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24.02.2016

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