Graven - The Shadows Eternal Call

Review

GRAVEN bewiesen in generalüberholtem neuem Line-Up 2005, dass Black Metal aus Deutschland nicht immer peinlich oder uninspiriert klingen muss. „The shadows eternal call“ ist um einiges professioneller, stilsicherer und gesetzter als ein großer Teil vergleichbarer Veröffentlichungen und geht auch ein gutes Stück seiner Spielzeit mit einfachen, oft sehr groovigen Riffanleihen aus der Mittneunziger-Hochzeit des Black Metal zielsicher in die Nackenmuskeln. Erwähnenswert ist, dass das komplette Album ohne überschnelle Blastparts auskommt und sich überwiegend im mittleren Tempobereich bewegt. Man glaube es oder nicht: das klingt heavier als alle BELPHEGOR-Alben zusammen.
Das Drumarrangement ist, getreu nach Fenriz‘ ureigenem Motto „das Schlagzeug ist völlig unwichtig, das muss einfach nur da sein“, geradlinig, wuchtig und sehr angemessen und klingt zudem angenehm natürlich. Die Produktion ist ohnehin im oberen Drittel der Black-Metal-Skala anzusiedeln: hörbar, druckvoll, röhrend und dabei immer transparent und ausgewogen. So sollten alle deutschen Black-Metal-Platten klingen, dann könnte man sie pauschal ernster nehmen.
Leider ist „The shadows eternal call“ aber auch nicht der totale Gegenbeweis zur überwiegend indiskutablen Qualität deutscher Veröffentlichungen. Es ist, auch mit GRAVENs Talenten, scheinbar nicht ohne weiteres möglich, ein hohes Niveau über die ersten zwei Stücke hinaus auf über 37 Minuten auszudehnen. Ist „Hordes of the wolves“ noch ein echter Killer, mit allen Tempowechseln, einprägsamen Gitarren und sehr emotionalem Gekreische, das man sich in einem traditionellen Black-Metal-Stück nur wünschen kann, rutscht die Platte im folgenden immer wieder ins Mittelmaß ab. Zugegeben, selbst das ist noch immer weit hörbarer als manches Andere, trotzdem bin ich mir sicher, dass hier ein bisschen mehr dringewesen wäre. Die Stücke ähneln sich mitunter außergewöhnlich stark, echte Akzente oder Außergewöhnlichkeiten fehlen. Außerdem stoßen mir die teilweise arg pathetischen Texte sauer auf – natürlich ist GRAVEN keine innovative Band (wollen sie sicherlich auch niemals sein), aber mit ein wenig mehr Eigenständigkeit und strengeren Auswahlkriterien für die eigenen Stücken glaube ich, dass die Truppe auf einem eventuellen dritten Album ein erheblich größerer Wurf gelingen könnte. Der Schritt von „Perished and forgotten“ oder der direkte Vergleich mit den eher öden VARGSANG-Alben des gleichnamigen Exmitglieds ist jedenfalls ein großer, und ich sehe wenig Grund, warum man davon nicht noch ein paar mehr gehen sollte.

06.06.2006

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1 Kommentar zu Graven - The Shadows Eternal Call

  1. Watutinki sagt:

    Persönlich liebe ich ja besonders Gravens 2002er Album Perished and Forgotten (9/10), das sucht besonders was die rabenschwarze Produktion angeht seinesgleichen, ohne gleich in unhörbares Gehölze zu driften. Ein Klassiker!
    The Shadows Eternal Call klingt mir dagegen etwas zu standesgemäß, wie man es halt von einem old-school BM Werk aus den 90ern erwarten würde. Der Nostalgie Faktor ist dennoch hsehr och und auszusetzen gibt es hier Mal gar nichts! Made in Germany würde man niemals erwarten, wenn man es nicht wüsste.

    7/10