Spektr - The Art To Disappear

Review

Man liebt sie oder man hasst sie. Die französische Band SPEKTR war schon immer ein klassischer Kandidat für diese Umschreibung. Auf der einen Seite wirkt die rein instrumentale Musik der beiden Musiker monumental, künstlerisch und weitgreifend. Auf der anderen Seite ist sie derart fordernd, hysterisch und anstrengend, dass von einem Hörgenuss kaum noch die Rede sein kann. Betrachtet man SPEKTR und das neue Album „The Art To Disappear“ von der rein musikalischen, künstlerischen Seite, verlangen die Franzosen dem Hörer Respekt ab. Hier sitzt ein Stein auf dem anderen. Alle Elemente, seien es die rasenden Black-Metal-Riffs, die sphärischen Ambient-Klänge oder die von einer Computerstimme gesprochenen Passagen, greifen ineinander.

Das fängt beim Intro „Again“ an: Eine programmierte Stimme, die von elektronischen Klängen begleitet wird, geht nach kurzer Zeit in den ersten Titel „Through The Darkness Of Future Past“ über. Hintergründige Ambient-Töne, eine Computerstimme sowie eine harte, langsam und wuchtig agierende Gitarre geben sich ein Stelldichein, bis darauf die typischen, pfeilschnellen Singlenote-Riffs nach SPEKTR-Art aufgetischt werden. Gerade diese fantastischen Gitarrenriffs sind es, die „The Art To Disappear“ durch ihre Wandlungsfähigkeit so vereinnahmend machen. Im ersten Moment werden brachiale Death-Metal-Riffs (nach einer Minute) geboten, plötzlich bekommt der Song einen Industrial-Einschlag (nach eineinhalb Minuten), dann werden offen gespielte, eiskalte Black-Metal-Akkorde aufgetischt (in der Mitte des Songs). Ihr seht: Es ist gar nicht so einfach, die Musik von SPEKTR zu beschreiben. Mitunter sind die Songs derart vielschichtig und facettenreich, dass ein homogenes Gesamtbild entsteht, welches nur in Kombination aller enthaltenen Elemente so gut funktioniert.

Durch das Einstreuen von Samples bekommt „The Art To Disappear“ des Weiteren einen morbiden Touch. Nachdem SPEKTR in „Through The Darkness Of Future Past“ alles zu Kleinholz verarbeitet haben – denn trotz der Verspieltheit und des künstlerischen Anspruchs ist das Album knallhart – gibt es in „Kill Again“ erneut die aus dem Intro bekannte Computerstimme zu hören. Nachdem das darauffolgende „From The Terrifying To The Fascinating“ erneut alles platt walzt, überrascht „The Day That Will Definitely Come“ mit einem anfänglichen elektronischen Sample, das, wäre es nicht so düster, wohl auch auf einem Breakdance-Festival laufen könnte. Abgedreht, fürwahr. Aber nicht unpassend. Selbstredend, dass SPEKTR im Folgenden mit pfeilschnellen Riffs und genialen, eisigen, offen gespielten Black-Metal-Akkorden für abblätternde Corpsepaints und offene Kinnladen sorgen.

Ich könnte noch weiter auf die einzelnen Songs eingehen, das spare ich mir allerdings. Eine rein textliche Beschreibung wird der Musik auf „The Art To Disappear“ nicht gerecht. Als Hörer muss man sich auf diese fordernde, anstrengende und geniale Reise durch Black Metal, Ambient, Düsternis sowie Melancholie einlassen und sie selbst erleben. Rein objektiv betrachtet steht „The Art To Disappear“ dem genialen Vorgänger „Cypher“ in nichts nach und ist von der Produktion her noch ein Stück ausgereifter.

Auf dem Youtube-Kanal von Agonia Records könnt ihr euch das komplette Album im Stream anhören:

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05.02.2016

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