Wenn man sich die Karriere von BRAINSTORM anschaut, folgten auf sechs klassische Metal-Alben à la VICIOUS RUMORS drei experimentellere Scheiben. Das geschah bewußt, da die Musiker nach „Liquid Monster“ (2005) befürchteten, sich „irgendwann in naher Zukunft wirklich deutlich zu wiederholen“ (Sänger Andy B. Franck). Seit „Firesoul“ von 2014 bewegt sich das Quintett aus Baden-Württemberg allmählich wieder zu seinen Wurzeln zurück. Diesen Weg setzt der aktuelle Longplayer „Scary Creatures“ fort.
Als erstes fällt an BRAINSTORMS elftem Studio-Output das Artwork auf, das Felipe Machado nach Francks Vorstellungen anfertigte; das detailreichste und wahrscheinlich auch beste der Bandgeschichte. Das Cover kommt natürlich gerade in der Vinyl-Variante extrem amtlich. Und genau so war es geplant!
Doch was ist mit den Songs? Immerhin handelt es sich bei „Scary Creatures“ laut Plattenfirma um nichts Geringeres als BRAINSTORMS Magnum Opus. Abgesehen davon, dass es nach dem „besten Opus“ nur schlechter werden kann, baut das Druck auf, nicht bei der Band, aber bei mir als Hörer. Und dem Druck halten die Kompositionen nicht stand. Zumindest von den zehn Songs der Standard-Version ist eine erstaunlich große Zahl trotz Francks Top-Gesangsleistung, superharmonischen Gitarren-Leads und Dieter Bernerts exzellentem Drumming insgesamt nicht so mitreißend ausgefallen, wie man es sonst von BRAINSTORM gewohnt ist. Den negativen Höhepunkt markiert dabei „We Are…“, das einfach zu lang ist. Der Kinderchor in der Mitte zieht der Nummer endgültig die Zähne. Nur bei „Caressed By The Blackness“ (geile Basslinie in den Strophen!) und dem kompakten Smasher „Where Angels Dream“ springt der Funke voll über, spüre ich das gewisse Etwas.
Dass „Scary Creatures“ bei mir keine Jubelstürme auslöst, obwohl BRAINSTORM objektiv alles richtig und perfekt gemacht haben, zeigt im Grunde nur, wie hoch die Schwaben die Messlatte mit ihrer bisherigen Arbeit gelegt haben. Bei aller Qualität: Das Kribbeln ist einfach (noch?) nicht da!
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