Bloodspot
Durch und durch Underground - Interview mit Peter und Alex zu "4 Days Of Darkness"

Interview

Anno 2015 konnten sich Metalfans wahrlich kaum über zu wenige Veröffentlichungen beschweren. Ob Vinyls in 1.000 unterschiedlichen Farben des Regenbogens (und weit darüber hinaus), Bonustracks, die manchmal länger sind als das eigentliche Album, oder beigefügte DVDs – all das gehört mittlerweile zur Normalität des Bandkampfs um Aufmerksamkeit. Ob das gut oder schlecht ist, soll nicht hier entschieden werden. Fest steht aber, dass die Veröffentlichungsflut einige Perlen vom Radar schwemmt, bevor man überhaupt die Chance hatte ein neues Release auch nur wahrzunehmen.

All das hat die fünf Jungs von BLOODSPOT jedoch nicht davon abgehalten, einfach mal etwas zu versuchen – und zwar einen Mix aus kleiner Live-DVD und einer Art Bandbiographie, bei der die Band sich in teils lustigen, teils nachdenklichen Momenten selbst präsentiert: „4 Days Of Darkness“. Wer die Limburger Band kennt, weiß von ihren fantastischen Live-Shows, bei der eine stark groovende Mischung aus Death und Thrash an die Headbanger gebracht wird. Und wer sich auch mal mit den Menschen hinter den Instrumenten unterhalten hat, wird schnell bemerkt haben, dass sie ihre Köpfe nicht nur zum Schütteln benutzen. Entsprechend sind auch die 30 Minuten Videomaterial aufgezogen. Hier inszeniert man sich ohne Klischees und Allüren. Das hier ist durch und durch Underground.

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Peter (Gesang): Die Idee, eine DVD zu machen, kam von meinem Freund Alex Ketzer. Mit ihm zusammen habe ich in meiner ersten Band STATE OF THE ART gespielt, er hat dort Samples gemacht. Wir hatten uns lange aus den Augen verloren, da er in Köln ein Studium anfing. Als ich ihm dann für eine Ausbildung folgte, haben wir recht lange und skurrile Nächte miteinander durchzecht. Alex sucht sich immer wieder mal Herausforderungen, die nicht seiner Szene oder seinem Beruf entstammen, er selbst ist Grafikdesigner, macht elektronische Musik und betreibt ein Label namens „Noorden“.

Alex (Film): Ich stehe total auf die Ästhetik von Old-School- und Death/Thrash-Metal. Vor ein paar Jahren hatte mir eine Freundin eine Plastiktüte voller Metal-CDs geschenkt, die sie aus einer Wohnungsauflösung hatte, nur Szeneperlen wie SLAYER, ANTHRAX, MEGADETH, METALLICA etc. Ich habe mir die alle angehört, aber sie waren nichts für mich. Als ich dann die Booklets durchgeblättert habe, hat es mich doch gepackt: krasse Optik, teilweise morbide, aber auf der anderen Seite wieder superspannend und professionell. Die Typen mit den scharfen Outfits, die 80er-Frisuren, die Posen – ‚das geht schon klar, dachte ich und wollte unbedingt was daraus machen. Ich habe dann aus den Booklets ein kleines Fanzine namens „Schwermetall“ gemacht, was in einer kleinen Auflage im Selbstverlag erschienen ist.

Pete hat mir immer wieder von seiner neuen Band erzählt, und da war ich langsam echt gespannt, was es wohl damit auf sich hat. Irgendwann habe ich dann zwei Mitglieder der Band kennengelernt und fand es voll cool, dass die genau so aussehen wie die Typen in meinem Zine. Als ich BLOODSPOT das erste Mal live gesehen hatte, war ich total von der Performance der Band und der Energie, die von der Bühne ausgeht, fasziniert.

Danach hatte ich Lust, mich (wieder mal) in eine mir fremde Szene reinzuschleichen und einfach alles in mich aufzusaugen, was ich mitnehmen kann. Eigentlich hätte ich gern wieder was in Buch- oder Magazinform gemacht, aber Peter hat mich davon überzeugt, etwas mit Bewegtbild zu machen. Ich konnte aber meinen Wunsch nach Print nicht ganz beiseiteschieben und wenigstens ein 20-seitiges Booklet durchsetzen. So kam im Endeffekt die DVD zustande.

Peter: Die DVD enthält eine Art Kurzfilm über die Band BLOODSPOT. Wir wollten die Interviews und Sequenzen nicht unnötig ausschlachten, daher ist alles recht kompakt gehalten, nicht langatmig wie manche Studioreportvideos. Daher ist es eher wie ein ausgedehntes Musikvideo mit Reportagecharakter. Alex war es besonders wichtig, dass es möglichst ungeschönt ist – es geht ja nicht darum, uns möglichst cool aussehen zu lassen, sondern so wie wir eben sind. Mir gefiel diese Idee besonders gut, da ich das Gefühl habe, dass man sich als Band oft distanziert darstellt. Fotos und Videos haben ja bestenfalls einen verschönernden Charakter. Das richtige Licht, eine coole Pose, fertig ist der Metal-Epos für die Dose! Schaut, wie ich dastehe und mit der Faust gen Himmel zeige… Auch wenn das natürlich dazugehört und Teil des Spaßes ausmacht, finde ich die Szene da manchmal wirklich etwas verstaubt. Auf lange Sicht fände ich es gut, sich davon ein wenig zu distanzieren und mehr emotionale Tiefe in das Gesamtbild zu bringen.

Alex: Genau – emotionale Tiefe ist ein gutes Stichwort. Ich mag auch diese ganzen hochpolierten und überproduzierten Fotoproduktionen gar nicht. Mir ist es im Prinzip egal, ob ein Foto mit dem Handy, der Spiegelreflex oder einer Einwegkamera aufgenommen ist. Was wirklich zählt, ist der Moment, den man fotografisch auffängt. Ich fand es spannend zu sehen, was dabei rauskommt, wenn ich mit meinem „Techno-Blick“ die „Metal-Augenblicke“ auffange und inwiefern sich das von den „gelernten“ Bildern der Metal-Szene unterscheidet. Viele Sequenzen der DVD haben nicht die beste Bildqualität, zeigen aber emotional aufgeladene Momente der Band oder des Publikums, die man eben nicht so einfach auf Hochglanzpapier drucken könnte – um das mal ein wenig philosophisch auszudrücken.

Was mich am meisten während der Tour fasziniert hat, war das Miteinander der Band. Es hat total Spaß gemacht zu sehen, wie fünf total unterschiedliche Jungs auf der einen Seite jeder sein Ding durchziehen will, aber auf der anderen Seite so tiefgründig freundschaftlich und liebevoll als Team – vor, auf und hinter der Bühne – miteinander umgehen. Genau diesen Zusammenhalt und das „Brennen“ für die Band wollte ich einfangen und in den Vordergrund der eher dokumentarisch gehaltenen Einstellungen zwischen den Liveszenen stellen. Pete hat das Roadmovie geschnitten und meine Vision vom Endprodukt toll umgesetzt.

Peter: Letzten Endes ist es für uns als Band eine gute Gelegenheit, unseren Fans einen kleinen Einblick in die Menschen hinter BLOODSPOT zu geben, damit wir noch etwas näher zusammenwachsen können. Die Nähe zu den Fans ist uns extrem wichtig, und vielleicht kann man die DVD sogar als Dankeschön sehen, da wir für möglichst kleines Geld ein möglichst großes Paket geschnürt haben. Wir haben sehr viel Zeit und Liebe in die Gestaltung gesteckt.

Galerie mit 20 Bildern: Bloodspot - Metal Frenzy Open Air 2022
21.01.2016

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