Leafmeal - A Feast Of Friends
Auftakt in Dortmund – Bericht vom Leafmeal Festival 2015
Konzertbericht
Leafmeal 2015 – A Feast Of Friends
Ein Bericht von Alex Klug, Sven Lattemann und Eckart Maronde. Alle Fotos von Dagmar Geiger.
Ein kurzer Blick in die Runde: Jep, alle sind da. Der Plattenhändler deines Vertrauens, Presse- und Labelkollegen und natürlich der vollbärtige Mittdreißiger, der sich ohnehin bei jedem Metalkonzert in der Region einen hinter die Binde kippt. Heute ist Familientreffen.
Denn was Continental Concerts und Century Media hier aus dem Boden gestampft haben, atmet tatsächlich die seltene Atmosphäre familiärer Musiknerdtreffen. Ein kleines Roadburn sozusagen – und zwar mitten im Ruhrpott. Während sich der Chef wenige Meter Luftlinie entfernt noch mal über Anzug und Krawatte streift, spielen sich im Dortmunder FZW bereits dramatische Szenen zwischen den extra aus Hannover und Köln angereisten Kollegen Lattemann und Klug ab. Mit wachsender Panik durchstreifen die beiden den Merchandisebereich, der im Grunde schon als mittelgroße Plattenbörse daherkommt, nach der großen Kiste mit der Aufschrift „DISILLUSION“. Denn während sich der daheimgebliebene Kollege Kostudis deren Kultalbum „Back To The Times Of Splendor“ gemütlich vom Postboten in seine süddeutsche Residenz liefern lässt, werfen sich echte Männer noch mutig ins blutige Jutebeutel-Gemetzel, um eine der auf 90 Stück limitierten Sondereditionen zu ergattern. Am Ende reicht es immerhin für Exemplar Numero vier und fünf. Nach elf Jahren Wartezeit aufs Vinyl-Release also ein äußerst erhabener Moment, der auch dem hartgesottensten Hipster-Wikinger ein Tränchen abverlangt. Und dann wird’s auch schon Zeit für Live-Musik.
Darauf hat Mister Lattemann nach mehrstündiger Flixbus-Anreise auch mächtig Bock. Und eines muss er den Kölner Death Metallern CHAPEL OF DISEASE ja gleich einmal lassen: Arsch treten können die Herren. Die Uhr hat gerade mal die Vier passiert, das erste Bier ist auf der Bühne auch schon auf und das Quartett aus der Rheinmetropole hämmert ordentlich drauf los. Mit einem so starken Album wie „The Mysterious Ways Of Repetitive Art“ im Rücken kann man sich auch schon mal selbstbewusst vors Publikum stellen. Obwohl CHAPEL OF DISEASE den Bandreigen des Tages eröffnen, ist vor der Club Stage schon einiges los. Straighter Todesmetall, aufgelockert mit groovenden Zwischenspielen kommt einfach an, auch am frühen Nachmittag.
Setlist:
- The Dreaming Of The Flame
- Symbolic Realms
- Lord Of All Death
- Summoning Black Gods
- … Of Repetitive Arts
Wer hingegen nicht so richtig ankommt, sind BOMBUS. Jedenfalls nicht pünktlich. Freundlicherweise nutzen ’77 die Gunst der Stunde und verlegen ihren Auftritt bereitwillig nach vorne. Und dabei kommen sie vor allem eines – nämlich auf den Punkt. „Do you want more Rock’n’Roll?“ – „We want more Rock’n’Roll!“ So einfach kann das manchmal sein. Dem programmatischen Bandnamen entsprechend kredenzt das spanische Quartett Neo-Siebzigerhymnen und verleiht der angemessenen Zuschauertraube im Hauptsaal das Gefühl, Refrain für Refrain in- und auswendig zu kennen – ohne auch nur jemals eine Note der Band vernommen zu haben. Die 40-minütige Zeitreise gelingt einfach in jeder Hinsicht: Mal gelockt, mal glatt, mal mit Vokuhila, aber nie ohne weiße Absatzsschuhe und Schlaghose bestückt, geben ’77 hier den zwar kaum eigenständigen, aber in jeder Hinsicht originellen Einstand. Kollege Klug ist jedenfalls amüsiert.
Galerie mit 14 Bildern: '77 - Leafmeal Festival 2015Der (musikalische) Übergang auf der Club Stage ist für den Kollegen Lattemann dann ebenfalls denkbar hart: Von CHAPEL OF DISEASE zu den Retro Blues-Rockern KAMCHATKA. Nach Ritualen des Todes entern drei überaus gut gelaunte und hochmotivierte Schweden die Bühne. Die FZW-Nebenraum hat sich ein wenig geleert – die Fans vor der Bühne machen die quantitative Verringerung allerdings mit Qualität wieder wett: Es wird geschunkelt und gesungen, das Songmaterial von KAMCHATKA scheint recht weitgehend vertraut zu sein. Kleine technische Schwierigkeiten auf der Bühne werden geschickt mit einem spontanen Gitarrrensolo überbrückt – beeindruckend, was Gitarrist Thomas Andersson so aus seinem Instrument herausholt. Nach getaner Arbeit verlässt das Trio sichtlich zufrieden die Bühne.
Setlist:
- Perfect
- Human Dynamo
- TV Blues
- Made Of Gold
- Coast To Coast
- Dragons
- Slowly Drifting Away
BOMBUS sind inzwischen auch eingetroffen und dürfen nun etwas später und damit vor potentiell volleren Reihen vor der Bühne auftreten – die sich jedoch in der großen Halle etwas verlieren. Die Schweden rocken jedoch von derlei Dingen unbeirrt vom Fleck weg los, wobei vor allem die Aufteilung des Gesangs (den übernehmen vornehmlich die beiden Gitarristen außen) auffällt. Der Heavy-Rock-Sound ist gefällig, die Refrains sind teils hymnisch, und nur am Selbstverständnis auf der Bühne könnten die vier Jungs aus Göteborg noch ein wenig feilen – die Band wirkt durchaus sympathisch, aber wenn es nach Herrn Maronde geht, müssen die passenden Rockstarposen und Gesten die Musik manchmal auch einfach optisch unterstreichen. Die ans Leafmeal anschließende Tour sollte dafür aber ausnehmend Gelegenheit bieten.
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