Fünfzig Grauschattierungen braucht es, um biedere Hausfrauen in den siebten Sadomaso-Himmel zu schicken. Für den Prog-Metal-Liebhaber kann da auf dem Weg zur musikalischen Glückseligkeit schon eine einzige ausreichen – zumindest wenn es sich um eine so angenehme wie die auf dem achten FATES-WARNING-Studiowerk besungene handelt.
Der Prog-affine Teil unserer Leserschaft weiß über die herausragende Qualität von „A Pleasant Shade Of Grey“ natürlich längst bescheid. Allen anderen sei die Scheibe an dieser Stelle jedoch noch einmal besonders ans Herz gelegt, denn FATES WARNING brillieren hiermit in der absoluten Königsklasse des Prog: dem Longtrack. Gut fünfzig Minuten nimmt das in zwölf Teile untergliederte Mammutwerk in Anspruch, bei dem die Truppe geschickt verschiedene wiederkehrende Motive miteinander verwebt und beim Spagat zwischen virtuosen Instrumental-Kapriolen und verträumt-zurückhaltenden Parts niemals die zum Schneiden dichte Atmosphäre aus dem Auge verliert.
Metal Blade haben den Klassiker in einer limitierten Neuauflage auf den Markt geworfen, die auf satten vier Silberscheiben daherkommt und den Originalsong um umfangreiche Bonusmaterialien ergänzt. So bietet die zweite CD eine komplette Liveaufnahme des komplexen Epos, die aus verschiedenen Konzerten von FATES WARNINGs 1998er Europa-Tour zusammengebastelt wurde und im selben Jahr bereits auf dem „Still Life“-Album erschien. Zwei weitere Live-Mitschnitte finden sich in audiovisueller Form auf DVD gepresst. Dem grobkörnigen und nicht immer synchron zur Tonspur liegenden Bild merkt man die Verwurzelung in der VHS-Ära deutlich an, dennoch versprühen die Aufnahmen eine Menge Charme und fangen die Stimmung der Konzerte hervorragend ein.
Darüber hinaus gibt es mit einer Soundcheck-Aufnahme von „We Only Say Goodbye“, dem SCORPIONS-Cover „In Trance“ und einem Remix von „A Pleasant Shade Of Grey – Part 2“ drei weitere nette, aber wenig spektakuläre Bonustracks. Spannender sind dagegen die beiden Demos – eines mit, eines ohne Gesangsstimme – die Prog-Archäologen einen Schritt näher an den Entstehungsprozess des Albums heranführen und einen echten Mehrwert für Vollblut-Fans bieten. Ansonsten ist diese Neuauflage natürlich vor allem für jene zu empfehlen, die „A Pleasant Shade Of Gray“ bislang verpasst haben und hiermit ein schickes Gesamtpaket zum kleinen Preis bekommen. Abstriche muss man lediglich bei der knickempfindlichen Digisleeve-Verpackung im Pappschuber machen, die zwar optisch ansprechend gestaltet ist, dabei jedoch einen Einschub für das lose beigelegte Booklet vermissen lässt.
es gibt bands, die können wohl gar keine schlechte musik abliefern. fazes warning gehören hier eindeutig dazu. großartige band, tolles album.