Nun gibt es also auch „Glory Metal“, hurra! Es bleibt zwar ein Rätsel, warum gefühlt jede zweite Band ihr eigenes Genre erschaffen muss, aber sei es drum. Diese neue Bezeichnung trifft den Stil von DRAGONY ganz sicher besser als der Untertitel „Symphonic Power Metal“. Im symphonischen Metal sind die Jungs auf alle Fälle unterwegs, nur mit Power im eigentlichen Sinn hat das Ganze dann doch eher wenig zu tun. Trotzdem ist „Shadowplay“ eine durchaus gelungene Scheibe geworden, das muss man ganz klar sagen.
Bei den ersten drei Liedern schippern DRAGONY noch ziemlich eindeutig im Fahrwasser von älteren NIGHTWISH zu „Wishmaster“-Zeiten. Das muss jetzt nicht zwangsläufig ein Kompliment sein, ist aber keineswegs ausschließlich negativ gemeint. Die Melodieführung, die opulenten Keyboards, die einprägsamen Refrains, das alles erinnert doch recht deutlich an die Handschrift von Herrn Holopainen. Eigentlich vermisst man bei diesem Einstiegstripel nur den opernhaften weiblichen Gesang … und eben leider auch etwas Metal. Irgendwie kommt das alles noch recht zahnlos und glatt geschliffen daher. Doch spätestens mit der akustischen Ballade „The Maiden’s Cliff“ ist man angekommen in der Glory-Welt von DRAGONY – der Song erinnert einen unweigerlich an ältere RHAPSODY. Weiter geht’s mit „Warlock“ und „Babylon“ und der Happy-Faktor wird etwas runtergefahren. Das tut „Shadowplay“ verdammt gut! Beide Kompositionen gehen eher in Richtung GAMMA RAY und EDGUY, ganz sicher nicht die schlechtesten Referenzen. Und auch die stimmliche Handbremse löst sich so langsam, gut so! Bei „Dr. Agony“ geht’s dann eher in die Party-Richtung, aber warum auch nicht? Und die kleine Hommage an UFOs „Doctor Doctor“ schadet dem Song ebenfalls nicht. „At Draggers Drawn“ überrascht mit teilweise verzerrten Vocals, welche man so nicht unbedingt erwartet hätte, und „Unicorn Union“ weist schließlich in die Richtung, in der man DRAGONY wohl am ehesten vermutet hätte: Happy Metal à la FREEDOM CALL. Das Lied ist ein echter Ohrwurm und braucht sich vor den offensichtlichen Vorbildern in keiner Weise verstecken. Es ist ja bei vielen Bands dieses Genres über die Jahre ein schöner Brauch geworden, ein Album mit einem Longtrack zu beenden. Hier wird uns „The Silent Sun“ als krönender, rund zehnminütiger Abschluss serviert – der Song bringt die Musik von DRAGONY durch einprägsame, schöne Melodien, die nicht von zu viel Metal „gestört“ werden, sehr gut auf den Punkt. Und der Gastsänger bürgt natürlich ebenfalls für hohe Qualität: Zak Stevens. Alleine sein Mitwirken hebt das Lied nochmal auf ein anderes Niveau, wobei auch Sänger Siegfried, der sich von Lied zu Lied kontinuierlich steigert, hier seine beste Leistung abliefert. Den Bonus-Song „True Survivor“ hätte man sich allerdings getrost schenken können. Sorry Jungs, aber diese Perle der Musik funktioniert einfach nur, wenn sie von Mr. Hasselhoff intoniert wird.
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass DRAGONY mit „Shadowplay“ (noch) nicht der ganz große Wurf gelungen ist. Doch wenn die Jungs so weitermachen, ist das wohl nur eine Frage der Zeit. Zu den Referenzwerken der genannten Bands fehlt noch ein Schritt, aber wahrlich kein sonderlich großer. Die Scheibe macht nach dem etwas zähen Einstieg einfach richtig Spaß, und das ist viel mehr als das, was einige Etablierte immer wieder abliefern.
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