Slayer
"Repentless World Tour 2015" - Slayer, Anthrax und Kvelertak live in Ludwigsburg
Konzertbericht
„Sie wollen uns zum Schweigen bringen!“
ANTHRAX und SLAYER gemeinsam auf einer Bühne zu haben, ist zugegebenermaßen keine „Once In A Lifetime“-Chance. Eine Garant für schweißnasse Shirts und und ausgelassene Moshpits ist diese Kombi aber allemal. Geladen hatte das Duo zusammen mit den norwegischen Aufsteigern KVELERTAK zum Tourstopp in der ausverkauften Ludwigsburger MHP Arena.
Bei aller freudiger Erwartung auf das anstehende Thrashgewitter, lag vor dem Konzert ein bleierner Schleier über dem Publikum, das sich sichtlich angespannt vor und in der Halle drängte. Keine 24 Stunden waren vergangen, als der Terror Frankreich im Mark erschütterte und alleine beim Auftritt der EAGLES OF DEATH METAL im Pariser Club Bataclan mehr als 80 Menschenleben forderte.
Pünktlich um 19:30 Uhr erhoben schließlich KVELERTAK zum ersten Mal den musikalischen Mittelfinger in Richtung des Terrors und absolvierten einen engagierten Auftritt. Ganz sicher dürften die Norweger an diesem Abend ihren Fankreis erweitert haben und legten ein perfektes Fundament für die Beiden Thrash-Größen, denen man den Weg im Publikum ordentlich vorgetrampelte.
ANTHRAX hatten schließlich leichtes Spiel mit dem Ludwigsburger Publikum. Getragen von einem perfekten Soundteppich und einer höllischen Lautstärke, fegte Joey Belladonna von einer Seite der stattlichen Bühne zur anderen. Obwohl ich die Herren schon oft sehen durfte, war von Beginn an klar, dass heute ein ganz besonderer Abend werden würde. Tight und präzise wie selten – und die Messlatte liegt bei ihm sehr hoch – schredderte sich Scott Ian durch das Programm. Die Stimmung war gefühlt bereits auf dem Siedepunkt. Doch plötzlich war es wieder da, dieses ungute, beklemmende Gefühl der Trauer und Furcht. Belladonna ließ es sich nicht nehmen, die gestrigen Ereignisse in Paris zu thematisieren. Dabei ließ er keine Zweifel aufkommen, was er von den Tätern hielt und reckte nach seiner Ansprache mit „Antisocial“ den zweiten musikalischen Mittelfinger des Abends. Denkwürdig!
Einen weiteren Gänsehautmoment schafften die New Yorker, als man die Konterfeis der beiden verstorbenen Legenden Ronnie James Dio und Dimebag Darrell über die Bühnenboxen legte. Gekrönt wurde dieser außergewöhnliche Moment von einem perfekt dargebotenen „Indians“. Mit „Caught In A Mosh“ und „Among The Living“ griff man zur Freude des Publikums mehrfach tief in die Klassikerkiste.
Auch Scott Ian ließ es sich im Verlauf des Abends nicht nehmen, den Terror zu verurteilen. „Wir sind frei und müssen es bleiben!“ – so sein unmissverständliches Statement zu den Geschehnissen. Musikalisch untermauertem ANTHRAX ihre Haltung mit dem brandneuen Song „Evil Twin“, der den religiös motivierten Terror zum Thema hat.
ANTHRAX sind und bleiben eine Macht. Schon jetzt war klar, dass dieser Abend ein ganz besonderer sein würde.
Pünktlich, gegen 22 Uhr verstummte die Pausenmusik und das Licht erlosch unter tosendem Applaus in der MHP Arena. An einen überdimensionalen weißen Vorhang – der die komplette Bühne verdeckte – wurden unter dem Sound von „Delusions Of Saviour“, Pentagramme, Kreuze und das SLAYER-Logo projiziert. Mit Ende des Intros – begleitet von schallender Pyrotechnik – löste sich schließlich der Vorgang und gab den Blick frei, auf den Höhepunkt des Abends. The almighty SLAYER!
Mit dem schließlich bärenstark dargebotenen „Repentless“ war der Einstieg in den Abend absolviert und alle Zweifel ausgeräumt. Zweifel an der Form der „alternden“ Thrasher aus Huntington Park. Tom Araya und seine Mitstreiter waren in Bestform und gefühlt stärker als vor 25 Jahren. Das Jahr, in dem ich die Thrash-Legenden im Rahmen der „Clash Of The Titans“ Tour erstmals live erleben konnte.
Das anschließende „Postmortem“ war die Initialzündung für das bunt gemischte, stellenweise „ergraute“, aber deshalb nicht weniger energetische Publikum. Im Sekundentakt flogen Crowdsurfer in Richtung des Bühnengrabens und boten einen perfekten Rahmen für die folgenden „Disciple“ und „God Send Death“.
Anschließend wurde es still in der Halle. Tom Araya forderte mit getragender Stimme auf zu schweigen. „SILENCE!“ Keine obligatorischen SLAYER-Rufe, keine Party-Stimmung mehr in der Bühnenpause. Die Halle schwieg und Tom Araya fuhr fort. „Könnt ihr sie hören? Hört ihr die Stille? Das ist, was sie von uns wollen, sie wollen uns zum Schweigen bringen. Jeder muss frei sein, um tun zu können, was er will. Das Leben ist wertvoll.“ Stürmisch war der darauffolgende Jubel, in den sich nahtlos „War Ensemble“ mischte. Hier spürte man den dritten Mittelfinger. Kollektiv erhoben von der Masse, in Richtung der Attentate vom Vorabend.
SLAYER waren an diesem Abend eine Macht. Ein Bollwerk, das jeden Skeptiker abprallen ließ. Dabei spielte es keine Rolle, ob man neuere Songs, wie „World Painted Blood“ oder „When The Stillness Comes“ im Gepäck hatte. Oder Alltime-Classics, wie „Mandatory Suicide“, „Dead Skin Mask“ oder „Seasons In The Abyss“ in die Menge warf.
SLAYER sind und bleiben die Könige des Genres. Dies manifestierten sie mit einem Feuerwerk aus den drei besten Thrash-Songs, die sich wohl jemals eine Band erdacht hat. „South Of Heaven“, „Raining Blood“ und „Angel Of Death“ regelten diesen denkwürdigen Abend auf ihre ganz besondere Weise. Danach war Schluss, und jeder, der heute zu Gast in Ludwigsburg war, konnte sich sicher sein, Teil eines denkwürdigen Abends gewesen zu sein.
SLAYER Setlist:
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Repentless
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Postmortem
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Hate Worldwide
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Disciple
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God Send Death
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War Ensemble
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When The Stillness Comes
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Vices
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Mandatory Suicide
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Chemical Warfare
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Die By The Sword
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Black Magic
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Hallowed Point
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Seasons In The Abyss
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Hell Awaits
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Dead Skin Mask
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World Painted Blood
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South Of Heaven
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Raining Blood
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Angel Of Death
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Mist, ich hätte doch dabei sein sollen! …damals schon „Clash Of The Titans“ verpasst