The Sisters Of Mercy - Floodland

Review

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Nachdem Warner Music vor Kurzem bereits das Debüt der SISTERS OF MERCY mit einer Vinyl-Neuauflage bedachte, folgt mit „Floodland“ (1987) nun das Zweitwerk in edler Aufmachung. Und ähnlich wie über die Frage, ob die SISTERS überhaupt noch eine Daseins-Berechtigung besitzen (seit 1993 (!) kein neues Material), wird auch von geneigten Hörern heiß diskutiert, welche dieser beiden Platten nun die bessere sei.

Ursprünglich den Arbeitstitel „Left On Mission And Revenge“ tragend (und schlussendlich als „Gift“ von THE SISTERHOOD bekannt), ging dieser Platte eine fast schon filmreife und nicht minder nebulöse Vorgeschichte voraus. Schon während der Aufnahmen zum Debüt wurden unüberbrückbare Differenzen zwischen Andrew Eldritch und insbesondere Wayne Hussey (heute THE MISSION) deutlich: Beispielsweise arbeitete beide kaum zur selben Zeit im Studio, sondern gingen sich durch die Aufteilung in Tag- bzw. Nachtschichten aus dem Weg. Dies gipfelte schlussendlich darin, dass sich die Band auflöste, Wayne Hussey und Craig Adams THE MISSION gründeten und Andrew Eldritch das bevorstehende Album unter anderem Namen herausbringen wollte, da man sich geeinigt hatte, den Bandnamen nicht weiter zu nutzen. Schlussendlich kam dann, wie auch sonst, doch alles anders: Andrew Eldritch (begleitet von seinem treuen Drumcomputer Dr. Avalanche) holte sich Patricia Morrison ins Boot, veröffentlichte „Gift“ mit THE SISTERHOOD und schwenkte dann, aufgrund mangelnden Erfolgs, wieder zum noch lorbeertragenden Namen THE SISTERS OF MERCY zurück.

Der Musik auf „Floodland“ schadeten diese Turbulenzen zum Glück nicht, was nach dem SISTERHOOD-Fiasko schon ein wenig verwunderte. Auch wenn Bandchef Eldritch Veränderungen in der Herangehensweise und beim Songwriting im Vergleich zum Debüt in der Vergangenheit oftmals negierte, sind gewisse Neuerungen beim Sound nicht von der Hand zu weisen. Ein Anhaltspunkt dafür ist bereits, dass „Floodland“ im Gegensatz zu „First And Last And Always“, welches vor allem vom bis heute revolutionären Gitarrensound von Wayne Hussey lebt, nicht auf konventionelle Art und Weise, sondern vorwiegend mit Sequenzern am Computer zusammengeschustert wurde. Inwiefern auch die Bassspuren auf „Floodland“ wirklich von Patricia Morrison oder doch von Eldritch bzw. Dr. Avalanche stammen, bleibt bis heute eine weitere ungeklärte Frage.

Doch auch wenn die Herangehensweise eine andere ist und sich das zunehmende Interesse an Keyboards und Synthesizern auf „Floodland“ von Beginn an zeigt, versprüht das Werk noch die vom Debüt bekannte, ureigene, düstere und kalte Atmosphäre, die insbesondere von der dunklen Baritonstimme Eldritchs getragen wird. Stärker als zuvor erhalten Dark Wave-Elemente Einzug („Never Land (A Fragment)“, „Colours“), welche sich neben die wie gehabt sehr straighten Stücke („Dominion/Mother Russia“, „Lucretia My Reflection“) gesellen. Das Kernstück des Albums bildet „The Corrosion“, welches sich inhaltlich auf die Auseinandersetzungen mit den vorherigen Band-Mitgliedern bezieht, bis zu jenem Zeitpunkt die erfolgreichste Single der Band darstellt und auch noch heute zu den meistgespielten Songs innerhalb der Szene gilt.

Passend dazu, liegen der Vinyl-Box alle zu jener Zeit veröffentlichten Singles als 12″-Versionen bei, die damals im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von „Floodland“ standen. Dabei handelt es sich um „This Corrosion“ (auf der B-Seite um „Torch“ und „Colours“ ergänzt) in einem alternativen Mix, ebenso wie „Dominion“, welches mit drei weiteren Songs ausgestattet wurde („Untitled“, „Sandstorm“ und das eigenwillige HOT CHOCOLATE-Cover „Emma“). Hinzukommt eine neunminütige Version von „Lucretia My Reflection“, die „Long Train“ auf der B-Seite enthält, welches bereits 1984 aufgenommen wurde. Abgerundet wird das Ganze, indem alle Songs am Tag der offiziellen Veröffentlichung digital zum Download bereitgestellt werden, wodurch viele der auf den Platten enthaltenen Versionen erstmalig digital verfügbar sind.

Auch wenn THE SISTERS OF MERCY auf „Floodland“ nicht ganz so fokussiert wie auf dem Debüt zu Werke gingen und dadurch nicht vollends die Dichte des Vorgängers erreichen, ist und bleibt „Floodland“ ein Meilenstein der Musikgeschichte, der den Status der Band festigte und nicht nur aufgrund dreier Top 20-Erfolge auch weiter ausbaute. Das Album selbst darf selbstverständlich in keiner ausgewogenen Plattensammlung fehlen, ob es gerade diese Version sein muss, sollte jeder selbst entscheiden. Die Aufmachung und Verarbeitung ist allerdings sehr gelungen und rechtfertigt eine solche Veröffentlichung allemal (auch nach 22 Jahren ohne neuem Material)…

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11.11.2015

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