Waltari
"You Are Waltari Tour 2015" - live in Oberhausen
Konzertbericht
Welch eine Freude: Die Finnen WALTARI, immerhin bereits seit 1986 am Start, kommen endlich wieder auf Tour – nachdem die Dates im Frühjahr verschoben worden waren. In den Neunzigern war die Band ein Garant für explosive Konzertpartyabrisse, und wer sich dort in der ersten Reihe nicht zahlreiche blaue Flecken abgeholt hat, war selbst schuld. Das im Hinterkopf und die neue, wirklich gelungene CD „You Are Waltari“ noch im Ohr, und der Weg ist frei für einen tollen Abend im Zentrum Altenberg in Oberhausen…
Galerie mit 26 Bildern: Waltari - Oberhausen - Waltari - You Are Waltari Tour 2015… den es aber nur ansatzweise gibt: Zunächst dürfen die anwesenden vielleicht 100 Zuschauer die Vorband genießen, die Lokalmatadore ROADKILL FOR DINNER, die nach eigenen Angaben Hard Rock spielen, der allerdings konsequent zwischen den Stühlen platziert und wenig mitreißend ist. Immerhin hat die Band ihren eigenen, kleinen Fanclub mitgebracht, der ein wenig Stimmung macht. Vor der Bühne allerdings zieht sich ein unsichtbarer, ungefähr fünf Meter breiter Todesstreifen, den nur die wenigsten der Anwesenden betreten…
… was sich auch beim Headliner WALTARI nicht ändert – und was der Stimmung nicht sonderlich zugute kommt, egal wie sehr sich Sänger Kärtsy Hatakka ins Zeug legt. Der Mann mit dem rotgefärbten Lockenschopf bemüht sich nach Kräften, Stimmung zu machen, die versammelte Menge anzufeuern und geht später sogar von der Bühne und singt im Publikum weiter. Außer ein paar versprengten Gute-Laune-Aktivisten am Bühnenrand bleibt das Publikum aber eher zurückhaltend und verharrt an den am Saalrand aufgestellten Biertischen.
Aber auch WALTARI machen an diesem Abend nicht alles zu Gold, was glänzt: Jedenfalls ist der Beginn des Konzerts mit den neuen Stücken „12“ und „Singular“ sowie „In The Cradle“ eher gemäßigt, was auch der Stampfer „Only The Truth“ und der Auszug aus der Death-Metal-Oper „Deeper Into The Mud“ nicht zu ändern vermögen. Der Setlist hätte jedenfalls ein bisschen mehr „old school“ und Arschtritt gut getan, was sich ganz zum Schluss zeigt, als die Finnen „No Limits/Symphony Of Destruction“, „So Fine“ und das THE CURE-Cover „A Forest“ auspacken – und die Stimmung immerhin ein wenig gelöster wird. Aber kein einziger Song von den ersten beiden Alben „Monk Punk“ und „Torcha!“?
Klar, die Band gibt an diesem Abend (fast) alles: Sänger Kärtsy weiß natürlich, wie der Hase läuft, mit Eetu Pesu haben WALTARI einen engagierten Aushilfsdrummer in Reihen ihres Kollektivs, der sichtlich Spaß an seiner Rolle hat, und Gitarrist Nino Silvennoinen freakt bei der letzten Zugabe aus und bearbeitet ekstatisch seine Gitarre… Trotzdem, der Funke will heute Abend nicht richtig überspringen – aus welchen Gründen auch immer – und somit heißt es für diesen Donnerstagabend: Leider kein weiterer legendärer Abend mit WALTARI. Stellt sich für mich zum Abschluss noch die Frage: Wie war eigentlich der Auftritt tags zuvor in der einstigen Crossoverhochburg Köln?
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