Apocalyptica
Shadowmaker live in Berlin am 05.10.2015
Konzertbericht
APOCALYPTICA sind eine der Bands, die ich schon seit Jahren immer wieder gerne live erlebe. Neben ihrer einmaligen Musik bringen die vier Finnen immer eine beeindruckende Spielfreude auf die Bühne und für mich hat es sich jedes Mal so angefühlt, als ob Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen, Perttu Kivilaakso und Mikko Sirén genau da sind wo sie sein wollen: Auf einer Bühne, mit ihren Instrumenten. Im April 2015 veröffentlichten APOCALYPTICA ihr aktuelles Album „Shadowmaker“, für das sie sich einen festen Sänger zugelegt haben. Da das Zusammenspiel von Musikern und Sänger Franky Perez auf dem 8. Studioalbum gut klang, war ich gespannt, wie sie zusammen auf der Bühne wirken würden. Am 05. Oktober 2015 hatte ich im Rahmen der „Shadowmaker“-Tour in der Berliner Columbiahalle Gelegenheit sie live zu erleben.
Zunächst kommen aber die Australier TRACER um 20:00 Uhr auf die Bühne der prall gefüllten Berliner Columbiahalle. Die 2004 von den Brüdern Michael und Leigh Brown gegründete Band ist wohl schon das siebte Mal in Deutschland auf Tour. In Anbetracht der Tatsache, dass sie aus Adelaide (Australien) stammen, ist das durchaus beeindruckend, wie auch die Musik, die in Form von solidem Rock aus den Boxen kommt. Im Gegensatz zu APOCALYPTICA wirken TRACER abgespeckt: Drei Musiker – Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang – und ziemlich schnörkelloser Rock. Obwohl die Songs gut nach vorne gehen, scheint der Funke nicht so recht überzuspringen. Die Reaktion auf Fragen ist eher dünn und wir haben den Eindruck, dass TRACER bei APOCALYPTICA auf das falsche Publikum treffen. Nach einer knappen halben Stunde scheint das Eis jedoch gebrochen zu sein und die Klatschanimation auf der Bühne funktioniert bis hin zum Mischpult. Gegen 20:45 Uhr verlassen TRACER die Bühne und bleiben hoffentlich einem Teil des Publikums in Erinnerung.
APOCALYPTICA beginnen ihre Show gegen 21:00 Uhr mit zwei Instrumentals. Die vier Finnen präsentieren sich während dieser beiden Songs so spielfreudig und gut gelaunt wie gewohnt und Paavos Interaktion mit dem Publikum wirkt aus dem Graben zum Teil wie scherzhaftes Geflirte. Ebenso gewohnt ist die farbliche Wahl der Kleidung: Die drei Cellisten betreten in geschmackvollem Schwarz auf die Bühne, Schlagzeuger Mikko wieder im Kontrast dazu ganz in Weiß. Zum dritten Song kommt dann auch endlich der Neue – in Schwarz gekleidet – auf die Bühne. Franky Perez zeigt während „I’m Not Jesus“, dass er nicht nur die Songs von „Shadowmaker“ gut rüberbringen kann, sondern auch alte APOCALYPTICA-Stücke. Er interagiert mit den drei Cellisten, singt sie direkt an oder schaut zu Eicca rüber wenn er und Perrtu Background-Vocals beisteuern.
Es folgen „House Of Chains“ und „Sea Song (You Waded Out)“ von „Shadowmaker“ bevor Franky wieder von der Bühne verschwindet, denn es stehen weitere Instrumentals an. Das erste „Till Death Do Us Part“ erhält einen Einschub, der Paavo dazu bewegt, mit seinem Cello über die Bühne zu tänzeln. Vor dem zweiten werden wir gefragt, ob wir bereit sind für Metal. Die Menge jubelt und bekommt zur Belohnung „Inquisition Symphony“ vor der Umbaupause, die uns an die Zeit in der „Rock ‚N‘ Roll Realschule“ erinnert. Nach der Umbaupause sitzen Eicca, Paavo und Perttu im vorderen Teil der Bühne. Hinter ihnen verändert sich das bis dahin gleichbleibende Bild auf der Leinwand zum ersten Mal und ab jetzt werden die Songs verschieden visuell untermalt. Sie spielen das inzwischen zehn Jahre alte „Bittersweet“ und das sogar noch ältere „Harmageddon“, zu dem Mikko an einem zweiten Drumset, neben den Stühlen der Cellisten, Platz nimmt. Daraufhin wird auch noch Franky auf die Bühne gebeten und „Hope“ dargeboten. Mit Mikkos Schlagzeugsolo endet dieser Teil der Show, wobei Mikko erst während dem folgenden „Riot Lights“ an sein reguläres Schlagzeug zurückzieht.
Dann ist es wieder Zeit für Songs mit Franky, der insgesamt für deutlich weniger Songs auf der Bühne steht als wir erwartet hatten. Er singt „Shadowmaker“ und das sich im Ohr festbeißende „Hole In My Soul“. Wer noch immer nicht weiß, auf welchem Konzert er gelandet ist, wird von Perttu aufgeklärt, was er sich jetzt seit über einer Stunde angeschaut hat und das Paavo heute angeblich einen Hexenschuss hat. Fünf Songs lang wissen all diese verirrten Konzertbesucher, dass sie gerade APOCALYPTICA aus Finnland erleben, darunter drei Cover, ein Song von „Wagner Reloaded“ und zum krönenden Abschluss „Dead Man’s Eyes“ vom aktuellen Album.
Galerie mit 28 Bildern: Apocalyptica Berlin - Apocalyptica - Shadowmaker Tour 2015
APOCALYPTICA meistern die Gratwanderung, alte und neue Fans glücklich zu machen, gut, da sie erstaunlich viele Instrumentals spielen. Franky Perez singt sowohl Songs von „Shadowmaker“ als auch Songs, die schon lange vor seiner Zeit veröffentlicht und mit anderen Sängern aufgenommen wurden. So kommen sowohl Liebhaber der alten Alben als auch der neuen Platte auf ihre Kosten und zumindest wir gehen abwechselnd „Hole In My Soul“ und „Umbaupause“ summend nach Hause.
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