Fit For An Autopsy - Absolute Hope Absolute Hell

Review

Galerie mit 7 Bildern: Fit For An Autopsy - Schlachthof Wiesbaden 2017

„The world is fucking dead…“ Ja gut, zumindest an der positiven Einstellung von FIT FOR AN AUTOPSY hat sich auch mit „Absolute Hope Absolute Hell“ nichts geändert. Sofort schnüren sich die drückenden Riffs um die Kehle des Hörers und zwingen ihn in die Knie. FIT FOR AN AUTOPSY haben nicht unwesentliche Kleinigkeiten verändert. So gibt es zwischendurch melancholischen, ja fast schon harmonischen Gesang von Neu-Sänger Joe Badolato, deutlich mehr Groove und Arrangements, die nicht durchweg auf Schnelligkeit ausgerichtet sind, sondern mit akzentuierter Brachialität glänzen. Hier versucht jemand ganz offensichtlich das starre Korsett des Deathcore-Stumpfsinns abzuwerfen oder zumindest etwas zu lockern, mit Erfolg!

Veränderungen willkommen, solange es die richtigen sind

Auch wenn die vorangegangene Beschreibung das Gegenteil vermuten lässt, so ist „Absolute Hope Absolute Hell“ sicherlich kein Album, das den Hörer anspringt. Es bedarf einiger Durchläufe, um das Material akustisch seziert und verarbeitet zu haben, sodass man es letztendlich richtig schätzen kann. Standards werden meist zum Auslaufen oder Einstieg in die Songs genommen, während der Mittelteil sich atmosphärischen und phantasievollen Pfaden hingibt.

„Ghost In The River“ muss beispielsweise erstmal geschluckt und verdaut werden, um die Klasse zu begreifen. Wenn herzzerreißende, melodische Schreie von Joe die vertonte Dunkelheit krampfhaft durchbrechen und im Hintergrund die Drums wüten, spricht der Song emotional stark an und lässt die handwerklichen und kompositorischen Qualitäten zuerst in den Hintergrund treten. Das folgende „Mask Maker“ versucht sich in umgekehrter Form an einem ähnlichen Konzept, bei dem Melodie in den Strophen und im Refrain alles und jeden niederblasten, der nicht bei 3 aus dem Club gestürmt ist. Man mag es kaum glauben, aber in Kombination mit den orchestralen Synthies erinnert der Refrain an DER WEG EINER FREIHEIT.

Gemäßigtes Tempo zwingt zwangsläufig zu mehr Masse und korrektem Spiel und diese selbstauferlegte Hürde meistern FIT FOR AN AUTOPSY, dank exzellenter handwerklicher Fähigkeiten, auch auf Dauer mühelos. Josean Orta sticht auch dieses Mal positiv hervor und liefert ein wahres Drum-Feuerwerk, wobei deutlich zu hören ist, dass auch die Gitarristen ‚aufgeholt‘ haben und ihre Grob- und Feinheiten deutlich imposanter darbieten.

Für Sie immer noch Herr Deathcore!

„Swing The Axe“ treibt die Effekte der marginalen Veränderungen auf die Spitze, denn FIT FOR AN AUTOPSY schaffen das Unmögliche. Sie gewinnen mit etwas Soundeffekten an Zugänglichkeit und werden dadurch im positiven Sinne massentauglicher (BREAKDOWN OF SANITY-Sägeriffs gratis mitgeliefert), ohne auch nur einen Millimeter an Eigenständigkeit und Härte einzubüßen. Ihr seid gerade schreiend vor „This Is Is The Spirit“ von BRING ME THE HORIZON weggelaufen? Versucht es mal hiermit!

Eruptives Songwriting in Reinform – Fingerspitzengefühl und Kopfnüsse sorgfältig abgewogen und in ein gutes Verhältnis gebracht. Mit Sicherheit einer der besten Songs, die FIT FOR AN AUTOPSY bis dato geschrieben haben. Sicher werden die Amerikaner selbst sagen, dass es sich hierbei nicht um Deathcore handelt, sondern um Musik und nichts weiter. Wenn man dem Kind aber zwingend einen Namen geben will, dann lautet er noch immer Deathcore und ist ein Indiz dafür, dass dieser eben doch nicht verloren ist und Kreativität auch hier funktioniert. Fernab von Schubladendenken steht fest: FIT FOR AN AUTOPSY haben sich mit „Absolute Hope Absolute Hell“ tatsächlich gesteigert und erfolgreich auf scheinbare Kleinigkeiten konzentriert. Das bleibt spannend!

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24.09.2015

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1 Kommentar zu Fit For An Autopsy - Absolute Hope Absolute Hell

  1. SlavedLabor sagt:

    Deathcore interessiert mich schon eine ganze Weile nicht mehr (außer All Shall Perish gibt es da momentan keine Band die mich wirklich überzeugt). Doch dann habe ich dieses Album gehört. Ein Meisterwerk!!! Diese Atmosphäre kombiniert mit der unbarmherzigen Wucht des Genres… einfach genial. Rein von den Arrangements erinnert mich das dezent an Behemoth auf Deathcore.
    Meiner Meinung nach eines der besten Alben der letzten Jahre.