Alcest
Alcest & Lantlôs live in Deutschland
Konzertbericht
Bereits ein paar Wochen vor dem offiziellen Beginn hält der Herbst Einzug in unseren Landen. Das Wetter wird rauer, der Wind frischt auf und der Himmel strahlt in einem satten Grau. Eine Wetterlage wie gemalt für schwelgerische, verträumte Klänge. Klänge, wie sie unter anderem ALCEST und LANTLÔS schaffen. metal.de war für Euch bei fünf Shows der Deutschland-Tour vor Ort.
Köln, Luxor, 13. September 2015
Achter Tag, selbe Bands, selbe Setlists, selbe Atmosphäre: Tour-Finale in Köln!
Ein erster Streifzug durch das schlauchförmige Luxor in Köln bietet zunächst keine neuen Erkenntnisse: True Metaller in friedlicher Ko-Existenz mit pseudo-hippen VICE-Lesern, zwei Schlagzeuge auf der Bühne und erwartungsgemäß ausverkaufte Vinyl-Bestände. So weit, so gut.
Dann starten LANTLÔS ihr Set ein letztes Mal mit dem Black-Jazz-Doom-Alleskönner „Bliss“ – und scheinen zunächst mit solidem, aber erschreckend basslastigem Sound gesegnet zu sein. Dass bei dreifachem Gitarrengeschrammel auch einmal die eine oder andere Akzentuierung auf der Strecke bleibt, ist gewiss zu verzeihen, dass Drummer Felix Wylezik das Frontgespann jedoch brutal in den Hintergrund drängt, dürfte aber weder von Band noch Mischer intendiert sein. Dementsprechend erweisen sich die nun folgenden Auszüge aus „Melting Sun“ als Balsam für die Ohren. Die rhythmisch versierten Stücke stellen das Geknüppel weitestgehend zurück und lassen das heute exzellent eingespielte Quintett nicht nur musikalisch, sondern auch die vitalere Bühnenpräsenz betreffend zur waschechten Rockgruppe mutieren. Warum ALCEST-Fronter Neige diese aber auch am letzten Tourtag nicht einen Song lang am Mikro komplettieren mag, ist nicht so recht nachzuvollziehen. Schade!
Setlist:
- Bliss
- Melting Sun I: Azure Chimes
- Melting Sun II: Cherry Quartz
- Melting Sun IV: Jade Fields
- Pulse/Surreal
- Coma
Mag der punchig-aggressive Bassdrum-Sound LANTLÔS‘ musikalischer Intensität allenfalls geringfügigen Schaden zugefügt haben, so entpuppt er sich für ALCEST zunächst als tödlicher Atmosphäre-Killer. Nichts gegen einen gesunden Schlag in die Magengrube – vor ein paar Monaten standen hier noch CAVALERA CONSPIRACY auf den Bühnenbrettern, DEN Jungs hat das sicher nicht geschadet. Das zarte Indie-Pop-Wölkchen aber, welches den Standard-Opener „Opale“ für gewöhnlich umgibt, verpufft angesichts des tieffrequentierten Donnergrollens wie von selbst. Und das, obwohl Drummer Winterhalter das sanfte Spiel mit Kesseln und Becken eigentlich bestens beherrscht. Gnädigerweise sieht das hartgesottene Publikum auch noch über den anfänglich zu leisen Gesang hinweg und zollt ALCEST den wohlverdienten Respekt, wie er angesichts des Bierpegels heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Apropos Bierpegel: Trophäe des Abends geht natürlich an Mister Ich-suche-auf-Konzerten-die-Aufmerksamkeit-die-ich-anderswo-nicht-bekomme, der die andächtige Überballade „Sur l’océan couleur de fer“ mit mehreren vorzeitlichen Gröleskapaden ihres Hauchs von Transzendentalismus beraubt. Post-Rock-Konzertverbot, anyone?
Zum Glück wissen ALCEST allen Widrigkeiten zum Trotz wieder einmal ihren Status als angesehene Liveband zu unterstreichen. So meistern Neige und Kollegen den Parcour durch die vier Alben umfassende Diskografie mit Bravour, bevor sie das Luxor mit dem abschließenden „Délivrance“ einmal mehr an der eigenen musikalischen Reinkarnation teilhaben lassen.
ALCEST & LANTLÔS – das Herbstmärchen* ist perfekt.
Setlist:
- Wings
- Opale
- Summer’s Glory
- Écailles De Lune – Part 1
- Les Iris
- Souvenirs D’un Autre Monde
- L’eveil Des Muses
- Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
- Sur L’océan Couleur De Fer
- Percées De Lumière
- Autre Temps
- Délivrance
*Keine Anspielung auf Markus Siegenhort intendiert.
Text und Fotos: Alex Klug
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37244 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!