Eat The Gun - Cross Your Fingers

Review

Galerie mit 20 Bildern: Eat The Gun - Summer Breeze Open Air 2019

Was ist eine der wichtigsten Eigenschaften der Rockmusik? Genau, die Ehrlichkeit! Schlimm nur, dass heutzutage immer weniger Bands Erfolg haben, die ihre Sache grundehrlich meinen und alles dafür geben. Nehmen wir mal das Beispiel EAT THE GUN. Die Jungs haben sich in letzter Zeit sowohl in Eigenregie, als auch im Vorgrogramm von illustren Größen wie DIE TOTEN HOSEN, FARIN URLAUB, DONOTS, HIM, TANKARD, THE BONES, DRITTE WAHL oder den V8 WANKERS den Arsch an jeder Steckdose abgespielt und trotzdem waren sie in der Planung renommierter Labels bisher immer nur eine Randerscheinung.
Schande, sage ich da! Ganz große Schande! Denn eigentlich ist die Zeit für eine Formation wie diese wie geschaffen. GUNS N‘ ROSES (bzw. das, was davon noch übrig ist) verkommen mit ihrer „Chinese Democracy“ immer mehr zur Farce (Das muss langsam wirklich das Album des Jahrhunderts werden! Wer’s glaubt?), SLASH’S SNAKEPIT sind nicht mehr existent, VELVET REVOLVER sleazerocken eher weniger und auch eine seichtere Formation wie AEROSMITH glänzt schon länger durch Abwesenheit als durch neue Hits. Bühne frei also für EAT THE GUN (bekommt bezogen auf die obsoleten Gunners einen ganz anderen Beigeschmack, hehe!)!
Ihr Debüt „Cross Your Fingers“ (btw: scheiße-cooles Cover!) dürfte nämlich jeden Freund oben genannter Bands mehr als zufrieden stellen. Egal, ob Sänger/Gitarrst Hendrik mit seinen lässig-variablen Vocals locker-flockig 85% der anderen Genre-Frontmänner vom Barhocker singt oder zusammen mit Klampfenkollege Simon durch saubere, effektive (und keinesfalls effekthascherische) Gitarrenarbeit glänzt, das Blut des Rock wird zu jeder Sekunde geschwitzt. Dabei reicht das Spektrum von treibenden, fast schon metallischen Bangern („I’m Broken“) über rockende Midtempo-Partyohrwürmer („Livin‘ On Dope“, „Me & Myself“) und sleazige Groover (treffend: „Get Sleazy“) bis hin zu einem öfters anzutreffenden Southern-Blues-Feeling und kraftvollen Halbballaden („Slaves To Freedom“).
Ehrlich bis ins Knochenmark, cool bis in die Spitze der Bikerboots und… leider nicht ganz so dreckig unter den Fingernägeln wie erwünscht. Rein musikalisch rotzen die Jungs zwar durch und durch, was die etwas zu klare und saubere Produktion aber zumeist unnötigerweise aufpoliert. Das soll dann zum Glück auch der einzige Kritikpunkt an dieser rundum gelungenen Spaßscheibe gewesen sein.
In diesem Sinne schließe ich mit einem Textauszug aus „Get Sleazy“: „If you wanna rock, fuck it all and get sleazy!“

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28.03.2006

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