Wie soll man denn nur dieser Affenhitze entgegnen? Als Metaller hat man da glücklicherweise eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Man könnte sich natürlich eiskalten Rumpel-Black-Metal geben. Oder man wählt die etwas sanftere Variante und versucht es beispielsweise mit dem zweiten Album „Let’s Face It“ der Pariser OMMATIDIA. Die zaubern ebenfalls eine kühle Stimmung aufs Parkett, doch gehen die Franzosen etwas feinfühliger heran. Zum einen sind sie im Gothic-Metal-Sektor beheimatet, zum anderen wird dem Hörer die Kälte in vergleichsweise gesunden Dosen verabreicht.
Harm- oder gar belanglos ist „Let’s Face It“ deswegen aber noch lange nicht. OMMATIDIA spielen rifflastigen, hymnischen Gothic Metal mit Alternative-Schlagseite, der prinzipiell im gemächlicheren Tempo fährt. Zwar klingen die Franzosen nicht direkt nach Doom, aber irgendwie doch mit diesem um ein, zwei Ecken verschwägert. Das macht sich vor allem immer dann bemerkbar, wenn sich dezente PARADISE LOST-Einflüsse hindurch kämpfen, etwa in „Seeping Black“, bei dem der Gesang durch Growls unterstützt wird. Dem gegenüber steht die über weite Strecken der Platte geschäftige Gitarrenarbeit, die gelegentlich sogar in Richtung Prog schielt. Vor allem aber ist da die kraftvolle Stimme von Sänger Guillaume Richard, der mit seiner beeindruckenden Leistung für Gänsehautmomente sorgt – man höre das überragende „Soiled“. Unterschwellige Synthesizer sorgen indes immer für die nötige Stimmung, während das tight gespielte Schlagzeug und der pumpende Bass die Musik nach vorne treiben. Über allem liegt eine melancholische Stimmung, die immer wieder von den hymnischen Refrains des Herrn Richard aufgebrochen wird.
Erst durch die Produktion wird die eingangs erwähnte Kälte so richtig transportiert und die einzelnen Teile, die den Sound von OMMATIDIA ausmachen, fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen. Durch den kühlen Sound und die geradlinige Spielweise wirken Schlagzeug, Bass und Gitarren geradezu maschinell, jeder Menschlichkeit beraubt und gnadenlos. Die Synthies sind wie ein kalter Hauch, der sich über die Landschaft legt. Allein die Stimme von Guillaume Richard scheint das einzige zu sein, was hier irgendwie noch Hoffnung verspricht und verzweifelt gegen ihre maschinelles Umfeld anzusingen – ja anzuflehen scheint. Das alles passt einfach wunderbar zusammen und bietet erfreulich viel Abwechslung. Wer also atmosphärischen Metal liebt und ein klein wenig Kitsch und Pathos abkann, der ist hier goldrichtig.
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