Desaparecidos - Payola

Review

DESAPARECIDOS ist spanisch und bedeutet Die Verschwundenen. Die Band rund um BRIGHT EYES-Sänger Conor Oberst nahm sich den eigenen Bandnamen zum Motto und ließ immerhin 13 Jahre seit dem ersten und bis dahin einzigen Album „Read Music/Speak Spanish“ ins Land ziehen. Wobei sich das Verschwundensein in dem Fall natürlich eher darauf bezieht, dass leider ein Großteil der Bevölkerung von der Gesellschaft ausgeschlossen, als nicht profitabel eingestuft und an den Rand gedrängt wurde. Die Stimme und somit das Mitspracherecht wurde ihnen entzogen, was einer Unsichtbarkeit gleichkommt. Das etwas nüchterne Cover-Artwork hat sicherlich seinen Sinn und wurde gut überlegt, aber richtig viel her macht es leider nicht.

Durchaus kein uriger Suff-Punk-Rock, der uns mit dem ersten Song Left Is The Right entgegen driftet und auch der Stempel Emo wurde nicht vorschnell angebracht, sondern resultiert folgerichtig aus der teils wackeligen und (aufgesetzt) fragilen Vortragsweise. Dies und die enorme Eingängigkeit machen Payola interessant, aber gleichzeitig auch etwas zu seicht. Te Amo Camila Vallejo und „Ralphy’s Cut“ schreiten zwar stramm nach vorne, werden aber immer von bunten Indie-Karussellfahrten unterbrochen, was mich an LES SAVY FAV ohne kreative Querschüsse erinnert. DESAPARECIDOS verlassen sich auf eine einzige Vorgehensweise und tröten häufig zu ähnlich, lehnen sich zu schnell zurück und beißen sich nicht richtig fest. Dabei sind die Aussagen durchaus bissig, überlegt und dringlich. Verdeckt durch die weiche Watteschicht, fällt es schwer Payola richtig ernst zu nehmen, noch dazu stehen die seichten Gewässer im Gegensatz zum sachlich, nüchtern wirken wollenden Artwork. Die Ausfallschritte, die sich das Schlagzeug mit der Gitarre im Rücken manchmal traut, sind bei ANTI-FLAG lediglich Überleitungen zum richtigen Höhepunkt, während sie bei DESAPARECIDOS schon den ganzen traurigen Klimax darstellen. Slacktivist möchte zu mehr Engagement aufrufen, den Hörer aufrütteln und ist doch so flott wie ein lahmer Esel, der schon tagelang in der prallen mexikanischen Sonne vor sich hin vegetiert. So richtig Stimmung kommt also nicht auf „Read Music/Speak Spanish“ war deutlich mitreißender und klang eben damals auch noch deutlich innovativer.

Einen kleinen Ausbruch gönnen sich DESAPARECIDOS mit 10 Steps Behind, wenn Conor Oberst etwas nach angestochenem Robert Smith von THE CURE klingt, die Instrumentalisierung etwas wagemutiger und in Von Maur Massacre die Keyboard-Maschine angeschmissen wird. Das sorgt zumindest für etwas Luftaustausch und zeigt, dass DESAPARECIDOS durchaus mehr auf der Kette haben. Das abschließende, durch die Zähne gezischte und schon mindestens 2 Jahre alte Anonymous fährt dann zwar wieder die gleiche Masche wie alle Song im vorderen Teil, aber doch einen Hauch besser. Schade, dass nach so langer Stille so wenig Prickelndes rumgekommen ist und die Band nicht einfach tolldreister nach vorne gestürmt ist. Payola von DESAPARECIDOS ist weder Hü, noch Hott und überschreitet ganz knapp das Mittelfeld zur Tendenz nach oben. Man hätte nach so vielen Jahren mit gutem Gewissen etwas forscher sein können, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.

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25.06.2015

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