Rock im Park
Der große Festivalbericht vom 20. Rock im Park 2015
Konzertbericht
Zunächst mal: Glückwunsch nachträglich! Ebenso wie das Zwillingsfestival Rock am Ring (30) feierte auch Rock im Park (20) in diesem Jahr ein rundes Jubiläum. Und zwar, im Gegensatz zum „älteren Bruder“ (Umzug vom Nürburgring zum Flugplatz Mendig), am gewohnten Veranstaltungsort, dem Nürnberger Zeppelinfeld am Dutzendteich. Um es vorweg zu nehmen: Es war ein würdiges Jubiläum mit (weitgehend) tollem Wetter, ebensolcher Stimmung und einem neuen Besucherrekord: Stolze 80.000 feierten auf Süddeutschlands größtem Musikfestival und erlebten an drei Tagen fast 100 Bands vielerlei Stilrichtungen – von reichlich Rock in diversen Facetten über viel Hip-Hop bis hin zu etwas Elektro.
Wir waren mittendrin und liefern euch hiermit einen Überblick. Auf den kommenden Seiten erfahrt Ihr mehr über Marilyn Mansons Beinbruch, eine betrunkene Gans, die Evakuierung des Campingplatzes und natürlich in erster Linie über viele der stromgitarrenaffinen Konzerte. Here we go.
Erster Tag: Freitag, 05. Juni
Glorreiches Sommerwetter, brütende Hitze, aber leider auch der ein oder andere enervierende Verkehrsstau, aufgrund dessen wir später als geplant am Ort des Geschehens eintreffen und deshalb einige durchaus spannende Bands wie EAGLES OF DEATHMETAL, CLUTCH oder GODSMACK verpassen. Der übliche Festival-Wahnsinn ist da längst in vollem Gange, auf den Zeltplätzen wird gegrillt, sich angenähert und reichlich vorgeglüht, man sieht einige Hartgesottene, die trotz wüstenähnlichem Klima in pelzigen Ganzkörperkostümen herumwuseln, und es wimmelt nur so von Bespaßungsangeboten à la DJ Spots, Biergärten oder Trampolinspringen. An vielen der zahlreichen Stände gibt es trotz happiger Preise einen sicheren Verkaufsschlager: Sonnenhüte gehen dieses Jahr weg wie warme Semmeln!
Der größte Betrieb herrscht aber natürlich vor den Stages, die jetzt neue Namen tragen: Die einstige Club Stage in der Eishockeyhalle der Nürnberg Ice Tigers ist nun die „Alternarena“, die Hauptbühne (ehemals Center Stage) heißt jetzt „Zeppelin Stage“, und die zweite Open-Air-Bühne (früher Alterna Stage) hat man zur „Park Stage“ umtituliert.
Auf letzterer starten wir ins Festival mit den vier kalifornischen Nu-Metallern von PAPA ROACH, die wie gewohnt ein großes Publikum ziehen (trotz der Hitze ist der Platz vor der Park Stage durchgehend bis hinten gefüllt), und dieses ordentlich durchzurocken wissen. Die Mannen um Sänger Jacoby Shaddix beginnen mit „Face Everything And Rise“, der ersten Single-Auskopplung ihres Anfang des Jahres erschienenen Albums „F.E.A.R.“, von dem später zwei weitere Stücke folgen; ansonsten setzt man auf Bewährtes und speist das Set vornehmlich aus den älteren bekannten Hit-Singles. Die erste davon ist „Between Angels And Insects“, und der Moshpit vor der Bühne wirbelt dazu eine solch monströse Staubwolke auf, dass sie den weiter hinten Stehenden die Sicht auf die Band vernebelt. Es folgen bei ebensolcher Stimmung „Getting Away With Murder“, „Scars“, „Lifeline“ und natürlich gegen Ende auch der Über-Kracher „Last Resort“, zu dem erwartungsgemäß nochmal besonders die Post abgeht und Tausende den Refrain mitgrölen. Mit „… To Be Loved“ erklingt schließlich der Schlussakkord, und Shaddix verabschiedet sich von der jubelnden Meute: „God bless you! We are Papa Roach“.
Wir bleiben vor der Park Stage, wo nach der Umbaupause ein weiteres Metal-Inferno in Form von LAMB OF GOD inszeniert werden soll. Durch technische Probleme verlängert sich die Wartezeit jedoch um etwa 20 Minuten – und von einem schattigen Plätzchen kann man in dieser Zeit leider nur träumen. Dann hat das Warten hat ein Ende, und zu einem Donnergrollen betritt der Südstaaten-Fünfer aus Richmond die Bühne. Sänger Randy Blythe brüllt ein „Wie geht es Deutschland“ zur Begrüßung, dann setzen die extrem druckvollen Drums ein – Chris Adler und seine Schießbude thronen inmitten einer Wand aus Verstärkern und Boxen, die sich über die ganze Breite der Bühne zieht. Mit dem Opener „Desolation“ und dem folgenden „Ghost Walking“, beide vom noch immer aktuellen 2012-er Album „Resolution“, setzt sich wie schon zuvor bei PAPA ROACH ein gewaltiger Moshpit in Gang, der sich bei „Walk With Me In Hell“ gar noch steigert. Das „Wrath“-Album wird komplett ignoriert, stattdessen föhnen diverse ältere Klassiker wie „Ruin“, „Redneck“, „Now You’ve Got Something to Die For“ oder „Laid To Rest“ durch die Ohrmuscheln – und zwischendrin als besonderes Bonbon das neue, vorher nie live gespielte „Still Echoes“ vom angekündigten Album „VII: Sturm und Drang“. Was die Band seit jeher auszeichnet, wird auch auf diesem Gig geboten: hochkomplexe und dennoch eingängige Songstrukturen, technisch nahezu perfekt auf den Punkt gebracht, garniert mit dem abwechslungsreichen Gesangsstil von Randy Blythe zwischen kräftigen Shouts und dumpfen Growls, dazu ein hohes Maß an Aggressivität und eine mitreißende Show. Bei vielen anderen größeren Festivals gereicht das zum Headliner, hier wird das brutale Leckerli schon zum Nachmittag serviert.
Zurück zur Park Stage, wo die schwedischen Modern-/Melodic-Deathmetaller IN FLAMES zu Beginn, vor zahlreichen blau-weiß zuckenden Scheinwerfern im Hintergrund, mit zwei Songs des 2000-er Albums „Clayman“ loslegen: „Only For The Weak“ und dem Titelsong. Dem schließt sich „Everything’s Gone“ vom aktuellen Album „Siren Charms“ an. Beim Gesang von Anders Fridén hört man die Entwicklung, die dieser im Lauf der Jahre vollzogen hat: von den düsteren Growls der frühen Jahre hin zu einer Mischung aus Screams und melodiösem Klargesang. Stilistisch ähnlich, wenn auch anders akzentuiert sind hingegen die zwei Gitarren geblieben, die oft harmonisch riffen oder leaden, und der dichte, treibende Rhythmusteppich aus Drums und Bass. Entgegen dem, was ihr Name vermuten lässt, halten sich IN FLAMES in Sachen Pyrotechnik dieses Mal dezent zurück. Was den Spaßfaktor angeht, kommt bei ihrem Auftritt aber natürlich auch ohne Rauchschwaden und Flammensäulen niemand zu kurz. Von mehreren kleinen Moshpits über einen riesigen Circle Pit sieht man tausende Fans im Dauereinsatz; unter den vielen Crowdsurfern läßt sich auch ein Rollstuhlfahrer über die Massen tragen und kriegt dafür einen Handschlag von Fridén, bevor er von der Security im Graben aufgefangen wird. Der Gig gipfelt und endet schließlich mit zwei ihrer beliebtesten Stücke in Form von „Take This Life“ und „My Sweet Shadow“.
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[Dem schließt sich „Everything’s Gone“ an, und es wird das einzige Stück vom aktuellen Album „Siren Charms“ bleiben. Stattdessen kredenzen sie einen gut ausgewählten Mix ihrer älteren Alben, darunter „Where the Dead Ships Dwell“, „Rusted Nail“, „Through Oblivion“ oder „Deliver Us“.]
In diesem Satz ist viel zu viel falsch:
1. Alle genannten Lieder sind von den aktuellsten beiden Alben
2. Rusted Nail und Through Oblivion (beide von Siren Charms) wurden nicht gespielt
Bitte ausbessern!