The Cryptex - Madeleine Effect

Review

Galerie mit 20 Bildern: Cryptex - "Anthems Of Glory"-Tour 2017

Mein Vertrauen in die Fähigkeiten der Salzgitterer Folk-Progger CRYPTEX war groß genug, um mich an der Crowdfunding-Kampagne zur Abschlussfinanzierung ihres neuen Albums „Madeleine Effect“ zu beteiligen. Entsprechend gespannt war ich auf das Ergebnis, das nun vorliegt und die Erwartungen erfreulicherweise voll und ganz erfüllen kann.

Obwohl Bandkopf Simon Moskon seine komplette Hintermannschaft ausgestauscht und zum Quartett aufgestockt hat, setzen CRYPTEX den auf ihrem Debütalbum „Good Morning, How Did You Live?“ eingeschlagenen Weg konsequent fort. Noch immer ist die abgedrehte Mischung aus Prog- und Folk-Rock mit deutlicher Gospel- und Blues-Schlagseite ziemlich einzigartig und sprüht vor ungebremster Kreativität. Das mag dem ein oder anderen zu unruhig, zu sprunghaft anmuten, wer sich jedoch darauf einlässt wird mit einem bunten Strauß spannender Songideen belohnt.

Bei genauer Betrachtung erweisen sich die zwölf Stücke als wesentlich schlüssiger und treffsicher komponiert und arrangiert als es die Vielzahl an verwendeten Stilen und Instrumenten vermuten ließe. CRYPTEX haben hörbar an Erfahrung gewonnen und demonstrieren ein im direkten Vergleich mit dem Debütalbum runderes und ausgereifteres Songwriting. Vom hymnischen Opener „The Knowledge Of Being“ über das kurze Akustik-Gitarren-Stakkato „Romper Stomper“ bis hin zum mit einem weltmännischen Funk-Unterton versehenen „New York Foxy“ verfügt jedes der Stücke über seinen ganz eigenen Charakter. Ganz Prog-untypisch verliert sich die Band nicht in epischen Song-Konstrukten, sondern bringt all ihre Stücke diesseits der 5-Minuten-Marke gekonnt auf den Punkt (wobei der Sechseinhalbminüter „Melvins Coolercoup“ als Ausnahme die Regel bestätigt).

Dominierendes Element sind über weite Strecken die opulenten Vokal-Arrangements. Die Background-Harmonien seiner Bandkollegen verleihen Simon Moskons charismatischer Stimme einen enormen Tiefgang, immer wieder fühlt man sich an hymnische Gospel-Chöre erinnert. Dabei erweisen sich die Songtexte als – pun intended! – reichlich kryptisch, zugleich aber extrem kunstvoll konstruiert. Hier werden Gefühle in ungemein plastische Sprachbilder gekleidet, die offen für Interpretationen in verschiedene Richtungen sind und in denen sich bittersüße Melancholie mit einem stets optimistischen Grundton verbindet.

Trotz seiner Zugänglichkeit haben CRYPTEX mit „Madeleine Effect“ erneut ein Special-Interest-Album geschaffen, das von den meisten Metalheads eher achselzuckend zur Kenntnis genommen werden dürfte. Wer sich jedoch auf den kreativen Vielklang von Simon Moskon und seinen Mitstreitern einlässt, wird mit zwölf abwechslungsreichen Songs belohnt, die ihm für eine lange Zeit viel Freude bereiten werden.

„Extract the beauty and pureness of pain,
realize the anarchy of transience
and you’ll comprehend ‚Madeleine Effect‘!“
– Simon Moskon

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07.05.2015

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