Angel Blake - Angel Blake

Review

Nach dem – man kann es nicht oft genug betonen: viel zu frühen – Ende der seligen THE CROWN halten es die Kronjuwelen nicht lange aus, bis sie wieder der Hafer sticht. Johan Lindstrand ist bekanntermaßen mit seiner ONE MAN ARMY am Start, und auch die restlichen Kollegen sind nicht untätig. Magnus Olsfelt (Bass) betätigt sich in seiner neuen Band STOLEN POLICECAR und Marcus Sunesson (Gitarre) hat sich u.a. mit Niclas Engelin (ex-GARDENIAN) zu ENGEL zusammengetan, und werkelt derzeit fleißig am Material zum Debütalbum.
Mit „Angel Blake“ stehen nun die beiden verbleibenden Kronologen Janne Saarenpää (Drums) und Marko Tervonen (Gitarre) mit dem Debütalbum ihrer neuen, ebenso benannten Combo auf der Matte. Wie schon Johan Lindstrand, haben sich auch Janne und Marko vom Sound vergangener Tage abgewandt, das jedoch noch konsequenter durchgezogen als der „Satan From Hell“. Im Gegensatz zur Ein-Mann-Armee, die sich den Rückenwind von THE CROWN noch etwas zunutze macht, haben ANGEL BLAKE so rein gar nichts mehr mit der ehemaligen musikalischen Ausrichtung der Buben zu tun. Der Sound der Band liegt irgendwo in der Schnittmenge aus METALLICA und DANZIG, und lässt seine Umgebung durch eine extreme Kaltschnäuzigkeit frösteln. Die schweren Songs, die trotz ihres gezügelten Tempos ordentlich treiben, zeichnen sich durch eingängige Hooklines aus, die neben klassischen Heavy Metal Einflüssen auch eine Menge vorsichtig doomiger Züge der Marke OZZY tragen. Trotzdem ist „Angel Blake“ kein Album, das sofort beim ersten Durchlauf zündet oder sich durch radiotaugliche Tunes hervortut, sondern für sich gewonnen werden will.
Die markante Stimme von Frontmann Tony Jelencovich (ex-TRANSPORT LEAGUE, MNEMIC) passt perfekt zu den coolen aber dennoch eigentümlich melancholischen Rocksongs und weckt Assoziationen zu Michale Graves und zum Schinkengott persönlich. Angesichts des im Vergleich zu seinen früheren Großtaten stark gedrosselten Tempos fragt man sich, wie viele Valium Janne vorher eingeworfen haben muss, um das Tempo halten zu können. Dass er sich dabei nicht unterfordert fühlt? Von Minderauslastung oder Langeweile hört man jedenfalls nichts, denn der Band ist es gelungen, jedem einzelnen Song einen eigenen Wiedererkennungswert zu verleihen, der sich häufig in coolen, einprägsamen Refrains, die mitunter mit Chören unterlegt sind, aber auch in ausgeprägten Widerhakenriffs äußert. Neben neun eigenen Kompositionen hat man sich mit „Paint It Black“ einen ROLLING STONES Song für ein sehr samplertaugliches Cover ausgesucht, das man zwar nicht sonderlich frei interpretiert, aber dennoch so cool, dass es selbst einem STONES-Antipathisanten wie mir gefällt. „Angel Blake“ ist ein wirklich cooles Album, das durch abgeklärtes, interessantes Songwriting besticht und genau weiß, wie heavy Rocker klingen müssen, ohne dabei poppig zu wirken. Stark!

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10.03.2006

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